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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit
Autoren: Jean G. Goodhind
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dieser Party?«, hatte ihre Mutter gefragt, sobald sie gehört hatte, wohin Honey sich aufmachte.
    »Ein Haufen Leute, die Champagner schlürfen.«
    »Irgendwelche bekannten Namen?«
    Ihre Mutter war ganz Ohr, die Adleraugen so blau wie das kleine Schneiderkostüm, das sie trug. Seit sie einen Laptop gekauft hatte, trug Honeys Mutter Gloria Cross diese Business-Kostümchen. Der Computer steckte natürlich in einer passenden Tasche von Louis Vuitton, und sie schleppte ihn überall mit hin.
    Seit Gloria Cross ihre Online-Partnerbörse für die Generation sechzig plus gestartet hatte, hatte sich ihre Meinung zur modernen Technologie schlagartig geändert. Das Unternehmen hieß Schnee auf dem Dach , und Gloria Cross hatte ihre Absicht verkündet, ein paar alte Öfen wieder zum Lodern zubringen, als sie sich mit dem Bath Chronicle in Verbindung gesetzt und darauf bestanden hatte, dass die Zeitung einen langen Artikel über ihr Unternehmen veröffentlichte.
    »Die Leute brauchen doch was zu tun, wenn sie im Ruhestand sind«, hatte sie dem Milchgesicht von Reporter erklärt, der mit einem Diktiergerät und einer vorgefassten Meinung über die Generation sechzig plus bei ihr aufgetaucht war. Honeys Mutter war herumstolziert, als wäre sie ein Medienstar – bis sie die Schlagzeile las:
    AUS ALT MACH NEU
    Das Milchgesicht hatte die Sache als Bericht über ein neues Betätigungsfeld für alte Damen aufgezogen. Sonderlich beeindruckt war Gloria Cross nicht gewesen, nein, eher ziemlich wütend. Sie war sofort zur Zeitung marschiert, hatte dem Chefredakteur die Meinung gesagt und keinen Zweifel daran gelassen, dass sie von ihm erwartete, dass er dem Reporter eins auf den Deckel geben würde. Der war nirgends zu finden, sondern hielt sich bedeckt, bis die Luft wieder rein war.
    »Nimm bloß dein Handy mit und mache ein Foto von allen, die berühmt sind. Aber nur von den Allerberühmtesten, hörst du. Keine von der zweiten Garnitur, den Leuten vom Lokalradio oder so.«
    »Ich glaube nicht, dass ich …«
    »Ach je!«, rief ihre Mutter, und ihre Augen glitzerten vor Aufregung wie Diamanten. »Ich wüsste zu gern, wer alles kommt. Bist du sicher, dass du mir nicht auch eine Einladung besorgen kannst?«
    Nein, erwiderte ihr Honey, das würde nicht gehen. Ehrlich gesagt, sie wusste es nicht genau, aber sie würde bestimmt keinen ernsthaften Versuch unternehmen.
    »Mutter, du weißt doch, dass ich nichts für diesen VIP -Kult übrighabe. Ich werde keine Fotos machen. Ich MÖCHTE keine Fotos machen.«
    Da war sie nun. Sie machte keine Fotos, aber sie schaute sich um und suchte nach berühmten Gesichtern. Das Ergebnis war ziemlich überraschend. Alle, die in Bath irgendwer waren, hatten sich eingefunden, dazu noch ein paar ungeladene Gäste, die jemanden kannten, der ihnen Zutritt verschaffen konnte. Sie bemerkte, dass sie Leute anlächelte, die sie nur mal auf Fotos in Klatschzeitschriften, im Film oder im Fernsehen gesehen hatte oder – was für ein Wunder! – als entfernte Mitglieder der königlichen Familie identifizierte.
    Ein berühmter Hollywood-Schauspieler nickte ihr freundlich lächelnd zu, als ginge er davon aus, sie zu kennen. Sobald ihm sein Irrtum klar geworden war, schaute er betreten weg.
    Sie versuchte sich daran zu erinnern, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte. Hatte er nicht in Corellis Mandoline mitgespielt? Wenn sie es recht bedachte, hatte sie ihn vielleicht im Zodiac Club bemerkt, wo die Leute aus dem Gastgewerbe sich in den späteren Abendstunden trafen, um sich zu entspannen und ihre Meinung über die Kundschaft kundzutun. Die schummrigen Ecken im Zodiac besaßen einen großen Reiz für eine ganze Menge Leute, wenn man bedachte, wie viele Einlass wollten und wie viele abgewiesen wurden.
    Ja, auch ein Hollywood-Star würde dort gern hingehen, überlegte sie und schaute woanders hin.
    Ein weiterer amerikanischer Schauspieler kam vorbeigeschlendert, der gleichfalls freundlich lächelte und bedeutend weniger blondes Haar hatte als in seiner Jugend. Er war die blonde Hälfte des Detektivduos Starsky & Hutch aus der Polizeiserie der siebziger Jahre, fiel Honey ein.
    »Hi«, sagte er und hob grüßend die Hand.
    Honey reagierte mit einem kleinen Winken. »Selber hi.«
    Er ging weiter und sagte »Hi« zu jedermann, und alle Leute lächelten. Die berühmten Damen, die vorüberspazierten, schienen in weniger leutseliger Stimmung zu sein. Manche stammten aus alten Familien, besaßen ein noch älteres Vermögen und
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