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Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser
Autoren: Jutta Mehler
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hat. Gerlinde Lanz …« Sie tippte sich an die Stirn.
    Thekla nickte wissend, dann stand sie auf und wandte sich zum Ausgang. Auf dem Weg dorthin warf sie Elisabeth ein »Tschüss« zu; dabei registrierte sie wieder einmal belustigt, wie sich Hilde und Wally, die sich ebenfalls erhoben hatten, mit »Auf Wiedersehen« und mit »Pfüat Gott« verabschiedeten.
    Im selben Augenblick, in dem Thekla die Eingangstür erreichte, spürte sie eine Bewegung schräg hinter sich. Noch bevor sie sich umsehen konnte, kam eine Hand zum Vorschein, legte sich um den Knauf und zog daran, sodass sich die Tür bis zum Anschlag öffnete. Gleichzeitig hörte sie Hildes Stimme: »Besten Dank, Herr Pfeffer.«
    »Auf bald, Frau Westhöll«, antwortete der Mann, der das Portal so formvollendet aufhielt, als wäre er im Krönner als Lakai angestellt.
    »Oh, vielen lieben Dank«, quiekte Wally.
    Thekla trat schmunzelnd auf die Straße. Dieser Sarghändler wusste sich Liebkind zu machen.
    Nachdem Wally im Kielwasser von Hilde herausgekommen war, bemerkte Thekla, dass eine weitere Person im Begriff stand, durch die noch immer offen stehende Tür zu treten, und nahm an, dass es sich um den jungen Mann handelte, der sich als so überaus höflich erwiesen hatte. Als sie aber einen eher desinteressierten Blick über Wallys Schulter warf, errötete sie tief.
    Thekla musste dreimal schlucken, bevor sie ein gepresstes »Hallo« über die Lippen brachte.
    »Guten Tag, Frau Stein«, sagte der gut aussehende ältere Herr, der vor ihr stehen geblieben war.
    »Mit wem haben wir denn das Vergnügen?«, fragte Hilde schroff. »Willst du uns nicht bekannt machen, Thekla?«
    Weil Thekla die Antwort schuldig blieb, antwortete der Herr: »Heinrich Held. Ich habe mich vor ein paar Monaten in Moosbach angesiedelt, wo mich eine hartnäckige Halsentzündung zum Dauerkunden der Stein’schen Apotheke gemacht hat.«
    Thekla spürte ihre Wangen brennen. Ein Dienstag war es gewesen – der letzte Dienstag im Mai –, als Held zum ersten Mal in die Apotheke gekommen war und um ein Mittel gegen Halsschmerzen gebeten hatte. Thekla hatte ihm Anginosan verkauft, und sie hatten sich ein wenig unterhalten – über die Stadt Straubing und den Landkreis, über die Infrastruktur, über die Einheimischen. Während sie redeten, hatte Thekla gespürt, wie sich ein Kribbeln von ihrem Magen bis in die Fingerspitzen ausbreitete, wie ihr warm und wärmer wurde, wie ihr Atem rascher ging und ihr Herz schneller schlug.
    Nachdem Held gegangen war, hatte sie sich in der Teeküche auf einen Hocker gesetzt und sich gefragt, ob sie irre geworden war oder ob die Symptome einen Herzinfarkt ankündigten.
    Thekla Stein, hatte sie sich nach reiflicher Überlegung gesagt, du bist kerngesund. Aber offenbar hast du die falschen Hormone mit in die Menopause genommen, denn wie sonst hätte es geschehen können, dass du dich Hals über Kopf in einen wildfremden, wenn auch zugegebenermaßen überaus sympathischen Mann verliebst, und das mit nachweislich über sechzig!
    Na und, hatte sie sich mit einem Mal gegen Normen und Gesetzmäßigkeiten aufgelehnt. Er sieht ungemein gut aus und hat die vertrauenswürdigsten blaugrauen Augen, die dir je untergekommen sind. Er hat Klasse und Niveau, scheint sehr von dir angetan zu sein, ist offenbar Single wie du und bestimmt schon im Rentenalter.
    Jenes Aufbegehren hatte jedoch nicht lange vorgehalten, und kleinlaut hatte Thekla sich beschworen, kein Risiko einzugehen.
    Eine verkorkste Ehe ist genug, dachte sie. Geh lieber auf Abstand zu diesem Kerl, zieh dich zurück. Du solltest deine Ungebundenheit wirklich mehr zu schätzen wissen.
    »Äh, ehm, tschüss«, stammelte Thekla, als sie mitbekam, dass sich Held bereits verabschiedet und ein paar Schritte in Richtung Steinergasse gemacht hatte.
    Während die drei Frauen gemeinsam zum Großparkplatz am Hagen gingen, wo die Autos geparkt waren, warf ihr Hilde immer wieder forschende Blicke zu.
    »So kenne ich dich gar nicht – so konfus«, sagte sie nach einiger Zeit.
    Thekla antwortete nicht.
    »So ein fescher Kerl«, plapperte Wally. »Und der kommt ständig zu dir in die Apotheke? Schaut er dich da auch immer so – so schmachtend an wie vorhin?«
    Thekla schwieg grimmig. Einen Moment später hörte sie Hilde scharf die Luft einziehen.
    »Du hast dich in ihn verknallt! Stimmt’s?«
    Wieder blieb Thekla eine Antwort schuldig.
    »Schockschwerenot. Du hast dich verknallt und willst es nicht wahrhaben«, beharrte
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