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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft
Autoren: Aufbau
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hoffentlich nicht.
    In dem schummerigen Licht schaute er sich nach etwas um, das im helfen könnte, die beiden voneinander zu trennen. An den Wänden war nichts auszumachen, auch nicht am Boden. An der Decke erblickte er Eisenhaken und Träger. Vor der Zeit der Kühlschränke hatte man dort das Fleisch aufgehängt. Einer der Träger hing wie ein gigantisches Pendel von der Decke.
    Doherty war nur mittelgroß. Honey hoffte inständig, dass er kräftig genug war. Sie konnte sich vorstellen, wie ihm der Schweiß übers Gesicht rann, während er ausrechnete, wie schwer der Träger war und wie fest er ihn anstoßen müsste. Alles hing davon ab, dass er das richtig hinbekam.
    Wenn man von der Beschaffenheit der Wände ausging, würde wohl die Decke ebenfalls ziemlich bröckelig sein. Diese Eisenstange war mindestens zwanzigmal so schwer wie das größte Pendel, das er je gehandhabt hatte. Aber zumindest war das ein Anhaltspunkt. Trotzdem wusste sie, dass sie Conway irgendwie dazu bringen musste, sich genauso zu drehen, dass ihn das Gewicht mit voller Wucht treffen würde. |304| Ein paar Grad zu wenig oder zu viel, dann würde sie den Schlag abbekommen.
    Doherty schaute von dem hängenden Eisenträger zu Conway, der für alle kleinen Geräusche taub zu sein schien – sogar für die schweren Schritte im Stockwerk über ihm.
    Honey hörte ihm zu, als er etwas von Charlborough murmelte und berichtete, was der alles gemacht hatte.
    »Er war mein Bruder, wissen Sie. Unsere Mutter war tot. Unser Vater wollte uns nicht. Das hat am meisten weh getan. Aber Andrew hat das wieder gutgemacht. Er hat uns ein Zuhause gegeben – unter der Bedingung, dass aus Shaun Lance wurde. So war die Abmachung.«
    »Und er hat Ihrem Vater eine Abfindung gezahlt«, sagte sie, blickte an ihm vorüber und hoffte, dass sie das Timing richtig hinbekam.
    »Stimmt – eine sehr schöne Summe. Aber bedenken Sie, was Sir Andrew dabei gewonnen hat.«
    Honey schluckte schwer. Das scharfe Messer lag an ihrer Kehle. Die winzigste Bewegung, das verkehrte Wort, und ihre adrette weiße Bluse hätte genau den falschen Rot-Ton. Und doch musste sie sich bewegen, und zwar nicht nur ein bisschen, sondern vielmehr ziemlich heftig, damit er in Dohertys Schusslinie geriet.
    Sie raffte all ihren Mut zusammen und stellte weitere Fragen. »Haben Sie ihn deswegen gehasst?«
    »Natürlich nicht. Er hat uns gut behandelt.«
    »Weiß Lance, dass Sir Andrew nicht sein richtiger Vater ist?«
    »Das hat er nicht gewusst. Nicht, bis sie es ihm gesagt hat. Dieses Dreckstück! Diese Schlampe!« Er packte sie noch fester. »Ich lasse nicht zu, das jemand –
irgendjemand
– sein Leben zerstört! Und das hat sie gemacht. Ich habe versucht, nett zu ihr zu sein, ich hab’s wirklich versucht.«
    Honey dachte an das makellos saubere Liebesnest. »Ja. Natürlich haben Sie das versucht.«
    »Erst kam dieser Amerikaner, der alles über den Haufen |305| werfen wollte, dann dieser schmierige Herbert, der Geld verlangt hat.«
    »Er hat versucht, Sie zu erpressen?«
    »Ja. Anders kommen solche Typen doch nicht an Geld, nur als Blutsauger.«
    »Also haben Sie ihn im Steingarten vergraben und gehofft, dass man Mrs. Herberts ersten Mann verdächtigen würde.«
    »Genau! Lance hatte eine Affäre mit der kleinen Schlampe Loretta. Hat mir alles davon erzählt.« Sein Gelächter hallte von den feuchten Wänden wider.
    »Bob Davies hat es nicht anders verdient. Es war seine Schuld, dass dieser Yankee überhaupt hier aufgetaucht ist. Der und sein dämliches Hobby! Maxted hatte genug Geld, um hier Nachforschungen anzustellen. Ein Privatdetektiv! Er hatte das gar nicht nötig. Aber er wollte den Jungen sehen, und dann hat ihm das blöde Miststück die Wahrheit gesagt!«
    Mark erzählte alles. Die letzten Puzzleteile fielen an den richtigen Platz. Der wirkliche Lance hatte von seiner Mutter die Bluterkrankheit geerbt. Er war beim selben Autounfall ums Leben gekommen wie sie. Zu dieser Zeit war Sir Andrew nicht sonderlich vermögend gewesen. Er war wild entschlossen, das Geld zu behalten, das seine Frau mit in die Ehe gebracht hatte. Ohne einen Erben wäre alles an ihre Familie zurückgefallen. Also hatte er Shaun seinem Vater
abgekauft
– anders konnte man das wohl nicht nennen. Die Abmachung war so gewesen, dass er auch Mark übernehmen musste.
    »Folglich wurde eine Kindesentführung vorgetäuscht – und der Junge wurde nie wiedergefunden.« Honeys Stimme bebte.
    »Genauso hat es funktioniert. Shaun –
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