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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft
Autoren: Aufbau
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Taschenlampe waren weit weg.
    Sie vermutete, dass sie sich in einem der kleinen, quadratischen Kellerräume ganz nah am Fluss befand. Hier hatte man in vergangenen Zeiten die Vorräte aufbewahrt. Jetzt war das alles anders. Nun gab es hier nur noch Verfall und Feuchtigkeit und Finsternis.
    Die hüllten sie ein wie ein Mantel. Sie machte einen weiteren Schritt zur Seite, dachte, irgendjemanden, irgendetwas gehört zu haben.
    Der Schlammgeruch und ein leiser Luftzug ließen sie vermuten, dass sie nun nicht mehr weit vom Fluss entfernt war. Sie hatte immer noch Boden unter den Füßen, konnte also unmöglich ins Wasser fallen. Trotzdem bewegte sie sich äußerst vorsichtig. Erst als sie die orangefarbenen Lichter am anderen Flussufer sah, seufzte sie erleichtert auf und schaltete ihre Taschenlampe wieder ein. Vielleicht hatte sie vorhin nur eine Ratte gehört. Sie leuchtete vor sich auf den Boden und sog zischend die Luft ein. Waren das wirklich Ratten, die sich da draußen auf dem Fluss bewegten? Wenn ja, dann hatten sie eine merkwürdige Form und waren sehr groß.
    Ihr Fuß streifte etwas. Sie ließ den Schein ihrer Taschenlampe darauf fallen. Ihr Mund wurde trocken. Zwei tote Augen starrten sie an. Dies war keiner der Plastikköpfe, die sie bei den Kriegsspielen im Gewächshaus gefunden hatte. Dieser Kopf war echt, und das schwarz angelaufene Fleisch löste sich bereits vom Knochen. Goldene Ohrringe blitzten auf. Pamela Charlborough war nicht in Spanien!
    Der Magen drehte sich ihr um. Sie legte die Hand vor den Mund und hätte beinahe die Taschenlampe fallenlassen. Genau in diesem Augenblick wurde ihr klar, woher das Geräusch gekommen war, das sie vorhin gehört hatte. Obwohl sie groß war, umklammerte der Mann mühelos ihren Hals mit dem Arm. Ihre Beine gaben nach, als er ihr seine Knie in die Kniekehlen rammte.
    |302| »Lassen Sie …«, setzte sie an. Mehr konnte sie nicht sagen, weil er so fest zudrückte.
    »Sehen Sie die?«, fragte er. Seine Stimme klang erregt, und sein ganzer Körper schien zu beben. »Sehen Sie meine Trophäen? Mein Vater hat mir beigebracht, wie man tötet. Er hat zusammen mit Sir Andrew auf der Malaiischen Halbinsel gedient. Wussten Sie das? Die Gurkhas haben ihren Feinden die Köpfe abgetrennt. Mein Vater hat es von ihnen gelernt. Und Sir Andrew – der auch.«
    Sie würgte. Er hatte den Arm eng um ihren Hals gelegt. Kalte Schauer liefen ihr über den Rücken. Noch bevor sie es am Nacken spürte, wusste sie, was nun kommen würde.
    »Das ist mein bester Freund«, erklärte er.
    Weil nun die Stahlklinge ihren Hals berührte, konnte er seinen Griff lockern. Er ging offensichtlich davon aus, dass sie keine Dummheiten machen würde. Da hatte er völlig Recht.
    »Ich bin keine Polizistin«, sagte sie und versuchte, nicht ängstlich zu klingen. »Ich heiße …«
    »Ich weiß, wie Sie heißen. Sie sind genau wie all die anderen. Sie wollen alles in Unordnung bringen. Das können wir doch nicht zulassen, oder?«
    Sie schloss die Augen, betete, dass es schnell gehen würde, und dachte dann an ihre Mutter und Lindsey. Wer von den beiden würde ihre Leiche identifizieren müssen?
    Sie kämpfte gegen die aufsteigende Angst. Du kriegst jetzt keine Panik, befahl sie sich.
    Leichter gesagt als getan.
    »Bitte!« Ihre Stimme klang sehr kleinlaut.
    Es gelang ihr, über seinen Arm hinweg zu schauen. Sie konnte den Fluss sehen, das schwächer werdende Licht des Sonnenuntergangs, das durch die Öffnung schimmerte, und die Lichter der Stadt jenseits des Flusses. Sie betete, dass Doherty kommen möge. Er
musste
doch kommen.
     
    Fünfzig Meter entfernt war Dohertys Taschenlampe verloschen. Er grummelte wütend vor sich hin und machte sich |303| langsam und vorsichtig auf den Rückweg über die glitschigen Steinplatten.
    Die Wände bröckelten leise, als er sich an die Stelle zurücktastete, wo er Honey verlassen hatte. Das gedämpfte Licht, das von der Außenwelt hereindrang, schimmerte vor ihm. Da sah er die beiden als Silhouette, und es verschlug ihm den Atem.
    War das sein eigener Herzschlag, den er da so laut hörte? Nur ruhig, wollte er sich sagen, aber es kamen keine Worte heraus.
    In der Dunkelheit stand sie wie erstarrt da, und er fühlte mit ihr. Sein erster Impuls war, sich auf Conway zu stürzen. Aber nein! Bis er die beiden erreicht hätte, wäre sie längst tot. Irgendwie musste er Conway überrumpeln und ihn von ihr wegbringen. Aber wie?
    Er wusste, dass sie ihn gesehen hatte. Mark Conway
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