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Mord ist kein Metier für Mädchen

Mord ist kein Metier für Mädchen

Titel: Mord ist kein Metier für Mädchen
Autoren: Carter Brown
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zum Vorschein. »Und genau solche Haare hatte auch Miss
Smith«, sagte ich bedeutsam. »Also muß Anna Heine reingegriffen haben, ungefähr
so...« Ich packte eine Handvoll rotbrauner weicher Haare. »Und daran gezogen
haben, ungefähr so...«
    Ich riß — und skalpierte damit
die verblichene Miss Smith, deren Perücke ich nun in der Hand hielt, während
ich auf das silbergraue Haar darunter blickte. Es war noch immer majestätisch
gewellt. Und dann zog ich ihr den Schleier vom Gesicht. Laura starrte mit
großen Augen auf die Apfelbäckchen und den verdrießlichen Mund, dessen Lippen
sich zu einer Grimasse zurückgezogen hatten — und dann keuchte sie.
    »Danny! Das ist doch der Wicht,
mit dem du gestern abend in der Hotelhalle gesprochen hast !«
    »Arnold Wright«, stimmte ich
ihr bei. »Ich zerbrach mir stundenlang den Kopf, wie er ausgerechnet gestern in
London gelandet sein sollte, obwohl bei diesem Nebel selbst eine Fledermaus mit
Radar den Londoner Flughafen nicht gefunden hätte .«
    Ich stand wieder auf und sah
Sharon an. »Wollen Sie mir immer noch weismachen, Arnold Wright sei nicht Ihr
Partner gewesen ?«
    »Sie hat ihn regelmäßig
angerufen«, sagte Lonny heiser. »Und hat ihn über alles auf dem laufenden
gehalten .« Seine Stimme klang nach echtem Staunen.
»Und ich habe die ganze Zeit keine Ahnung gehabt, daß sie..., daß er ein Kerl
war .«
    »All right«, sagte Sharon mit
dicker Zunge, »wenn ich die Weinkrüge schon nicht kriege, dann will ich
wenigstens dafür sorgen, daß sie auch kein anderer kriegt .«
    Sie schnellte zum Tisch, noch
ehe ich sie packen konnte, und drehte das Kombinationsschloß ein paarmal heftig nach links und nach rechts. Ein dumpfer Knall drang aus der
Kassette, dann hüpfte sie wie ein Frosch und fiel um. Der Deckel ging auf, und
ein Rinnsal winziger Porzellanscherben ergoß sich auf den Fußboden.
     
    Inspektor Chalmers schützte das
Zündholzflämmchen über seinem Pfeifenkopf mit der hohlen Hand, dann zog er ein
paarmal bedächtig, bis die Pfeife zu seiner Zufriedenheit brannte. Er war ein
sehr großer Mann mit einem nichtssagenden runden Gesicht, in dem pfiffige blaue
Äuglein zwischen dicken Speckfalten herauslugten. Er war einer von jenen
Menschen, die’s nie eilig zu haben scheinen — und denen deshalb auch nie etwas
entgeht. In den fünf Stunden, die ich nun mit ihm verbracht hatte, hatte er
mich mehr Nerven gekostet als ein Haufen junger Katzen.
    »Tja...« Er zog ein paarmal
genießerisch. »Alles scheint nun zufriedenstellend erledigt, Mr. Boyd. Ich muß
gestehen, daß ich Ihr Vorgehen für ausgesprochen ungewöhnlich halte, und Sie
können von Glück sagen, daß man kein Verfahren gegen Sie einleitet, weil Sie
ein Kapitalverbrechen wie Mord nicht gleich gemeldet haben .«
    »Aber ich hab’s dann doch
gemeldet, Inspektor«, erinnerte ich ihn.
    »Etwa zehn Stunden später«,
brummte er. »Aber wie Sie es so darstellen, daß es Ihnen nur so möglich gewesen
sei, den Mörder ausfindig zu machen — nun ja, da hatte es doch wieder gewisse
Berechtigung, meine ich.«
    »Vielen Dank, Inspektor«, sagte
ich ergeben.
    »Wir werfen Miss O’Byrne
betrügerische Verschwörung vor, und am liebsten würde ich auch ein Verfahren
wegen Beihilfe zum Mord einleiten, aber damit käme ich wohl nicht durch«, sagte
er bedauernd. »Ich glaube, daß ich ihr auch so einen gründlichen Einblick ins
englische Gefängnisleben verschaffen kann. Sagen wir achtzehn Monate ?«
    Er klopfte kurz und autoritär
gegen den Pfeifenkopf, und ich zweifelte keine Sekunde daran, daß der brennende
Tabak gehorsam zusammenrückte.
    »Der Revolvermann Lonny Judd?
Hm, wirklich ein eigenartiger Name — Lonny. Meine Schwester hat ihren
Erstgeborenen Apollo taufen lassen. Wirklich töricht, so etwas. Ich hab’s ihr
damals gleich gesagt, aber sie wollte ja nicht hören. Jetzt ist der arme Kerl
sechzehn, dünn wie eine Bohnenstange, und außerdem muß er eine dicke Brille
tragen. Wo waren wir noch ?«
    »Lonny ?« half ich ihm höflich zum Thema zurück.
    »Ihn kriegen wir wegen
Totschlags, Entführung dieser Deutschen, Beihilfe nach dem Mord, ungesetzlicher
Waffeneinfuhr und unbefugtem Gebrauchs einer Waffe...« Er nickte beruhigt. »Er
dürfte für die nächsten fünfzehn Jahre ausgesorgt haben, mindestens .«
    »Sehr schön«, sagte ich.
    »Wegen des Todes von Wright
wird natürlich eine offizielle Untersuchung erfolgen«, fuhr er ungerührt fort.
»Aber deswegen brauchen Sie sich keinerlei Sorgen
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