Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord ist ihre Leidenschaft

Mord ist ihre Leidenschaft

Titel: Mord ist ihre Leidenschaft
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
noch beim Würgen.«
    »Suchen Sie ihm einen Eimer und dann sichern Sie den Fahrstuhl und die Tür.«
    Eve schob sich vorsichtig den Korridor hinunter. Der Geruch wurde zunehmend süßlicher und dicker, und sie atmete, um sich nicht ebenfalls zu übergeben, nur noch flach durch den Mund. Die Tür des Schlafzimmers stand einen Spaltbreit offen und durch die schmale Öffnung drangen das Licht von einer hellen Lampe und die majestätischen Klänge einer Symphonie von Mozart zu ihr in den Flur.
    Die Überreste Brennens waren auf einem großen Doppelbett unter einer eleganten Spiegeldecke ausgestreckt. Ein Arm war mit silbernen Handschellen an den Bettpfosten gefesselt. Eve nahm an, sie fände seine Füße irgendwo hübsch arrangiert in dem geräumigen Apartment.
    Die Wände der Wohnung schienen schallgeschützt zu sein, denn ohne jeden Zweifel hatte der Mann vor seinem Ende laut und anhaltend geschrien. Sie fragte sich, wie lange es gedauert hatte, als sie die Leiche betrachtete. Wie viel Schmerz konnte ein Mensch ertragen, ehe erst das Hirn und dann der Körper aufgab?
    Thomas Brennen hätte die Antwort auf diese Frage eindeutig gewusst.
    Er war splitternackt, eine seiner Hände und beide Füße waren amputiert, und das eine ihm verbliebene Auge starrte in blindem Entsetzen auf das Spiegelbild seines eigenen verstümmelten Leibs. Auch die Eingeweide waren ihm herausgerissen worden.
    »Gütiger Himmel«, wisperte Peabody aus Richtung Tür. »Heilige Mutter Gottes.«
    »Ich brauche mein Untersuchungsset. Wir werden die Wohnung versiegeln und die Sache melden. Finden Sie heraus, wo sich seine Familie zurzeit aufhält. Rufen Sie auch bei der Abteilung für elektronische Ermittlungen an und bitten Sie Feeney, falls er da ist, die Leitung zu sichern, bevor Sie irgendwelche Einzelheiten nennen. Wir sollten die Details dieses Falles so lange wie möglich geheim halten.«
    Peabody musste zweimal heftig schlucken, um ihr Mittagessen bei sich zu behalten. »Sehr wohl, Madam.«
    »Und sorgen Sie dafür, dass Strobie ebenfalls die Klappe hält.«
    Eve drehte sich um und Peabody entdeckte einen Hauch von Mitgefühl in ihrem Blick, ehe sie wieder kühl und reglos auf den malträtierten Leichnam sah. »Machen wir uns an die Arbeit, damit ich diesem Hurensohn so schnell wie möglich den Arsch aufreißen kann.«
    Es war beinahe Mitternacht, bis Eve sich endlich die Stufen hinauf zum Eingang ihres Hauses schleppen konnte. Ihr Magen schmerzte, ihre Augen brannten und ihr Schädel drohte zu platzen. Der Gestank des gewaltsamen Todes klebte noch an ihrem Körper, obgleich sie sich unter der Dusche auf der Wache eine ganze Hautschicht abgerubbelt hatte, ehe sie heimgefahren war.
    Wonach sie sich am meisten sehnte, war Vergessen. Sie sprach ein verzweifeltes Gebet, dass sie, wenn sie die Augen schlösse, nicht erneut die Überreste Thomas Brennens vor sich sah.
    Ehe sie die Tür erreichte, ging diese bereits auf, und Summerset stand, eingehüllt in das glitzernde Licht des Kronleuchters der Eingangshalle, zitternd vor Empörung auf der Schwelle.
    »Sie sind unverzeihlich spät, Lieutenant. Ihre Gäste brechen bereits auf.«
    Gäste? Ihr überlastetes Gehirn kämpfte mit dem Wort, bevor sie sich entsann. Eine Dinnerparty? Nach dem Abend, den sie hinter sich hatte, sollte sie sich für eine Dinnerparty interessieren?
    »Ach, lecken Sie mich gefälligst am Arsch«, erwiderte sie schroff und wollte sich an ihm vorbei in die Eingangshalle schieben, als er seine dünnen Finger in ihrem Oberarm vergrub und sie unsanft zurückhielt. »Als Roarkes Frau haben Sie bestimmte gesellschaftliche Verpflichtungen, wie zum Beispiel, dass Sie ihm bei einer wichtigen Angelegenheit wie dem Essen heute Abend assistieren.«
    Im Bruchteil einer Sekunde wurde die Erschöpfung durch heißen Zorn ersetzt und sie ballte eine Faust. »Gehen Sie zur Seite, ehe ich – «
    »Meine liebe Eve.«
    Roarkes Stimme, die sowohl herzlich, amüsiert als auch warnend klang, hielt die geballte Faust in Zaum. Stirnrunzelnd drehte sich Eve zu ihm um. Es war nicht der elegante schwarze Anzug, der ihn so atemberaubend machte. Eve wusste, er hatte einen geschmeidigen, muskulösen Körper, der ungeachtet dessen, was er trug – oder auch nicht trug – das Herz einer Frau zum Stillstand brachte. Sein rabenschwarzes, beinahe schulterlanges Haar rahmte ein Gesicht, das aussah, als hätte da Vinci es gemalt. Er hatte fein gemeißelte Knochen, Augen blauer als kostbares Kobalt und einen Mund,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher