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Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Titel: Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
Autoren: Nick Brownlee
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Seebären, die behaupteten, eine Untiefe an der Stärke der Strömung oder der Farbe des Wassers erkennen zu können, aber heutzutage setzten die meisten Skipper lieber auf ihr Hightech-Echolot als auf Voodoo. Zumindest besaßen sie funktionierende Funkgeräte, so dass sie mit den anderen Kontakt aufnehmen und herausfinden konnten, wo die Fische standen.
    Die Yellowfin hatte weder das eine noch das andere. Die finanzielle Lage der Britannia Fishing Trips Ltd. war prekär, sie hatten ja nicht einmal genug Geld für einen Handyvertrag. Jake starrte auf sein kaputtes Funkgerät und verfluchte es. Zwei Wochen dauerte es, bis die Ersatzteile aus Nairobi eintrafen. Zwei ganze Scheißwochen! Schön für Harry, dass er die Wechselfälle des Lebens mit einem Witz und einer wegwerfenden Handbewegung abtun konnte, aber ohne ein Funkgerät hätte die Yellowfin eigentlich nicht mal auf dem Wasser sein dürfen. Wenn wirklich irgendetwas schiefging, hatte Jake nur eine Kiste voller Leuchtraketen. Und wenn die verärgerten Deutschen das gewusst hätten, dann hätten sie sich bestimmt über ganz andere Sachen Sorgen gemacht als über die Fische, die ihnen entgangen waren.
    »Was der Ernie nicht weiß, macht ihn nicht heiß«, argumentierte Harry und hatte damit sicherlich recht. Außerdem konnten sie es sich sowieso nicht leisten, die Yellowfin aus dem Verkehr zu ziehen. Aber das war genau die Sorte Logik, die Menschenleben kosten konnte. Jake gefror das Blut in den Adern bei dem Gedanken, er könnte wider besseres Wissen an so einem Unglück mitschuldig werden.
    Er nahm eine leichte Kurskorrektur vor, dann sah er Sammy zu, wie er die Leinen nacheinander einholte und sie sorgfältig wieder mit rosa-weißem Köderfleisch bestückte. Ein fruchtloses Unterfangen, denn sie näherten sich gerade dem Riff, aber immerhin hatte man so den Eindruck, dass zumindest ein Besatzungsmitglied der Yellowfin wusste, was es tat.
    Sammy . Wahnsinn, dachte Jake, der Junge ist echt unglaublich. Sein Bruder wurde seit weniger als vierundzwanzig Stunden vermisst und war wahrscheinlich tot, aber als Jake am Morgen höchstpersönlich das Zuhause des Jungen an der Jalawi-Bucht aufgesucht hatte, bestand Sammy darauf, seine Arbeit anzutreten, als wäre nichts geschehen.
    »Tigi kommt schon zurück«, war alles, was er dazu sagte, während er seine Filetiermesser an einem Lederriemen schärfte, der an der Tür angenagelt war.
    Im Haus füllte seine Mutter ihm gerade eine Leinentasche mit Proviant, bestehend aus Datteln und Trockenfleisch. Wie alle Eltern in ihrer Lage musste sie sich auf solche alltäglichen Dinge konzentrieren, denn jeder andere Gedanke wäre ihr unerträglich gewesen.

    Sie waren jetzt am Stadtrand angekommen, einen halben Kilometer vor der Nyali-Brücke, die Mombasa Island mit dem nördlichen Festland verband, und steckten im Verkehr fest. Vor ihnen sorgten Karren, Trucks, Matatu-Taxis, Motorräder, Fußgänger und Tiere für eine wilde Kakophonie, während sie sich um jeden Zentimeter freie Straße schlugen. Harry drückte ebenfalls in regelmäßigen Abständen auf die Hupe – als ob das irgendetwas geholfen hätte. Nach fünf Jahren in Kenia wusste Jake alles über die Staus in Mombasa. Es brauchte nicht mehr als einen klapprigen alten Pick-up, dem die Ziegen von der Ladefläche fielen, und schon brach der gesamte Stadtverkehr auf Stunden zusammen.
    Fünf Jahre. War es wirklich schon so lange her, dass er am Moi Airport angekommen war, mit nichts in der Hand als einem Koffer und dem Kenia-Reiseführer, den er sich in Heathrow gekauft hatte? Noch heute wunderte er sich, wie wunderbar naiv er damals gewesen war, als er in die erschöpfende Hitze von Mombasa hinaustrat, wie damals die Abenteurer, die in den Kolonien ihr Glück versuchen wollten und voller Tatendrang von ihrem Ozeandampfer marschierten.
    Sein alter Herr hätte sich kaputtgelacht, wenn er ihn so gesehen hätte.
    »Guckt euch den an!«, hätte Albie Moore gerufen und sich auf seinem Barhocker in der Low Lights Tavern in North Shields vorgebeugt. »Er hat sich ja schon immer für den großen Sheriff gehalten. Jetzt will er auch noch Gordon von Khartoum spielen!«
    Und dann hätte er wieder ein rasselndes, bronchitisches Lachen ertönen lassen, um es nach einer Weile mit einem Schluck Pusser’s Rum zu ertränken, von dem er seit Ende seiner Schicht auf dem Fischdampfer um vier Uhr morgens mittlerweile das fünfte Gläschen kippte.
    Doch Albie Moore hatte natürlich nicht
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