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Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Titel: Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5
Autoren: Arena
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1
    Ein Senator auf Abwegen
    Die Straßenlaternen flackerten trübe und überall lag Müll. So was zeigten sie in den offiziellen Berichten nie. Auch auf den unaussprechlichen Gestank, der in der Luft lag, war er nicht vorbereitet gewesen.
    Immerhin würde niemand auf die Idee kommen, ein Senator könnte sich in so eine Gegend verirren, noch dazu zu Fuß.
    Zumindest hoffte Hjalmar Bjornstadt, Senator für Nordeuropa und Vorsitzender des Ausschusses für Raumfahrtangelegenheiten, dies inständig. Er trug seine älteste Jacke und dazu eine verblichene Jeans, die er noch irgendwo im hintersten Winkel seines Kleiderschranks gefunden hatte. Inzwischen kam er sich selber lächerlich vor, wie er sich immer wieder verstohlen nach allen Seiten umsah. Bisher hatte er keinen Verfolger entdecken können. Das musste allerdings nichts heißen. Er war nicht gerade das, was man erfahren in Spionageangelegenheiten nennen konnte.
    Endlich, die Hausnummer, die er gesucht hatte. Er ging die Treppenstufen hinunter und zuckte erschrocken zurück. Er war auf etwas Weiches, Nachgiebiges getreten. Es war schon zu dunkel, um zu erkennen, um was es sich handelte, und er wollte es auch gar nicht so genau wissen. Mit Gänsehaut am ganzen Körper klopfte er an die Tür: Dreimal schnell, Pause, einmal, Pause, zweimal schnell – so, wie sie es vereinbart hatten.
    Es kam ihm endlos vor, bis geöffnet wurde. Vor ihm stand ein etwa siebzig Jahre alter Mann mit rot-grau meliertem Haar und buschigen, absurd aussehenden Koteletten. Er lächelte beim Anblick seines Besuchers. »Ah, guten Abend, Sen–«
    »Keine Namen, wenn ich bitten darf«, fiel ihm Bjornstadt ins Wort.
    »Schon gut«, meinte der Mann und trat beiseite, um den Senator einzulassen. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Hier sind Sie sicher.« Er schloss die Tür. »Es ist Ihnen auch niemand gefolgt, seit Sie die U-Bahn an der Haltestelle Kenyatta verlassen haben. Niemand außer einem jungen Mann meines Vertrauens, der auf Sie aufgepasst hat.«
    Bjornstadt holte überrascht Luft. Und er hatte niemanden bemerkt!
    »Wie schön«, meinte er schließlich, nachdem er den Schock überwunden hatte. »Können wir gleich anfangen?«
    »Empfiehlt sich. Kommen Sie.«
    Bjornstadt folgte dem Mann durch einen schmalen Flur in den hinteren Teil des Gebäudes, vorbei an einer unaufgeräumten Küche, die nach altem Fett und Gewürzen roch, und einem Badezimmer, das keine Tür besaß, nur einen Perlenvorhang.
    »Eine anonyme Videomail, das war es, was Sie wollen, nicht wahr?«, vergewisserte sich der Mann, während er an einem Schlüsselbund, den er aus einer Tasche seiner unförmigen Hose gezogen hatte, eine ganz bestimmte Codekarte suchte.
    »Genau«, sagte Bjornstadt.
    »Sie wissen, dass die Zustellung sich ziemlich hinziehen kann?« Der Mann beäugte eine grüne Karte, schüttelte den Kopf und suchte weiter. »Jede Mail wird in kleine Datenpakete zerlegt, ehe sie auf die Reise geht, und wenn so ein Datenpaket keinen Abrechnungscode hat, kommt es immer ganz zuletzt an die Reihe, schlängelt sich sozusagen in die Lücken der Datenströme …«
    Der Senator furchte unwillig die Stirn. »Ich weiß, wie das Mailsystem funktioniert. Und es gibt gute Gründe, warum es eine Videomail sein muss.«
    »Video heißt, dass Sie ziemlich viele Datenpakete auf die Reise schicken. So was kann lange unterwegs sein.« Er hatte die richtige Schlüsselkarte gefunden, schob sie in den Leseschlitz der Tür am Ende des Flurs. »Das muss Ihnen klar sein.«
    »Das ist es, keine Sorge«, sagte Bjornstadt. »Umso dringender, dass wir endlich anfangen.«
    Der Name des Mannes mit den einst grellroten Haaren und dem altmodischen Backenbart war Ian Noone – zumindest nannte er sich so und unter diesem Namen war er unter Informationstechnikern eine Berühmtheit. Seinen wirklichen Namen hatte auch Bjornstadt nicht herausfinden können. Er hatte Noone vor vielen Jahren mit einem Gutachten vor Gericht zu einem Freispruch verholfen. Da war Bjornstadt noch Professor für internationales Recht an der Universität von Quebec gewesen. Ohne besondere Sympathie für den Mann zu hegen, hatte er einfach nur die Gesetzeslage dargelegt und Noone so eine Verurteilung erspart. Nach dem Prozess hatte Noone ihm verschwörerisch zugeraunt, er, Bjornstadt, habe nun etwas gut bei ihm.
    Bjornstadt hatte nicht im Traum daran gedacht, jemals im Leben auf dieses Angebot zurückzukommen.
    Bis jetzt.
    Die Tür, die Noone aufschloss, führte in eine …
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