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Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Titel: Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5
Autoren: Arena
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schlecht in Geografie, aber verglichen mit ihr geradezu ein Experte, das wusste sie. Trotzdem würde sie sich jetzt nicht die Blöße geben zuzugeben, dass sie keinerlei Vorstellung von den Entfernungen auf der Erde hatte.
    Er hob die Schultern. »Na ja. Musst du wissen. Aber ich an deiner Stelle –«
    Er kam nicht mehr dazu zu sagen, was er an Arianas Stelle tun würde, denn in diesem Moment fiepte sein Kommunikator. »Ja?«, meldete er sich. Und dann: »Oh, das hab ich ganz vergessen. Ich komme.«
    »Was ist?«
    »Ich habe Mister Knight versprochen, mit ihm rauszufahren, er muss an ein paar Wetterstationen was erledigen.« Eine Gelegenheit, einen der Rover zu fahren, ließ Ronny sich nie entgehen. Im Nu war sein Bildschirm ausgeschaltet, Arianas Problem vergessen und er so gut wie aus der Tür. »Bis später!«
    Was Ariana nicht ahnte, war, dass Urs sich in Wirklichkeit schon längst nicht mehr auf der Mir-III befand und um die Erde kreiste. Er war nicht einmal mehr in der Nähe der Erde. Was man von den drei Marskindern im Fernsehen sah, waren alles Aufzeichnungen. Tatsächlich waren Urs, Carl und Elinn insgeheim schon seit mehr als zwei Wochen zusammen mit Yules Whitehead an Bord seines neuen Raumschiffes SAGITTARIUS ALPHA – und unterwegs zum Mars! Der neue Raumschifftyp verfügte über einen besonders starken Antrieb, der Flüge zum Mars auch in jenen Perioden erlaubte, in denen der Planet so ungünstig zur Erde stand, dass er mit herkömmlichen Raumschiffen nicht zu erreichen war.
    Ungefähr zur selben Zeit, als Ariana sich über Urs ärgerte und die Mail an ihre Mutter schrieb, saß Urs zusammen mit den anderen in der Kommandozentrale der SAGITTARIUS ALPHA – und ärgerte sich ebenfalls.
    »Was haben wir noch? Ah ja, das Rezept für Urs’ Mutter«, sagte Bazman gerade auf dem Schirm der Bildtelefonanlage. Bazman war Whiteheads Butler, ein junger, überaus sportlich wirkender Mann mit blau gefärbten Haaren, dessen Vorname niemand zu kennen schien und der absolut nicht so aussah, wie man sich einen Butler vorstellte. Bazman war auf der Mir-III geblieben und organisierte alles, was notwendig war, um ihren Flug zum Mars geheim zu halten.
    »Ich musste Madame Le Corr ziemlich bearbeiten, ehe sie es herausgerückt hat. Mit ihren Fischrezepten ist sie nämlich ziemlich … zurückhaltend, um es mal dezent auszudrücken. Das als Anregung, Urs, falls du nicht weißt, was du dazu schreiben sollst.« Bazman hob einen Zettel hoch. »Ich hab es dir in dein Mailfach gestellt.«
    Urs nickte grimmig. Allmählich hing ihm das blöde Spiel zum Hals heraus. Madame Le Corr war wohl eine ziemlich berühmte Köchin, und seit Urs’ Mutter glaubte, er befände sich auf der Mir-III, bedrängte sie ihn alle zwei Tage mit einer Mail, sie dies zu fragen und jenes zu fragen … Und nun musste er immer so tun als ob.
    »Dann«, fuhr Bazman fort, ohne eine Antwort abzuwarten, »habe ich eine Anfrage bekommen von einem gewissen Michael Visilakis, einem Journalisten.« Der Grund, warum er nur dann auf eine Antwort wartete, wenn er eine brauchte, war ganz einfach der, dass sie sich inzwischen schon so weit von der Erde entfernt hatten, dass ein Funksignal mehr als fünf Minuten brauchte, um sie zu erreichen. Bei einem Videotelefonat wie diesem musste man deshalb nach einer Frage über zehn Minuten auf Antwort warten. »Visilakis würde gern ein Interview mit Carl, Elinn und Urs machen. Er schreibt dazu ›gern wieder telefonisch‹ – keine Ahnung, was das heißen soll.«
    Elinn hatte die ganze Zeit schweigsam und mit angezogenen Beinen auf der gepolsterten Sitzbank gesessen, die sich an der einen Seite der Zentrale über die gesamte Wand hin zog. Sie strich ihre rostrote Lockenmähne zurück und sagte: »Der hat uns vor ein paar Jahren schon mal interviewt. Auch per Telefon.«
    Carl ergänzte: »Er hat vermutlich den Begriff ›Marskinder‹ erfunden, der uns seither anhängt.«
    Yules Whitehead schüttelte den Kopf. »Ein Interview geht nicht. Dazu ist die Zeitverzögerung zu groß. Er würde merken, dass etwas nicht stimmt.«
    Diese Bemerkung konnte Bazman noch nicht mitbekommen haben, aber offenbar hatte er den Einwand vorausgeahnt, denn er fuhr fort: »Übrigens hat dieser Visilakis das Thema Zeitverschiebung von selber angesprochen, er hält sich nämlich im Moment wohl auf dem Mond auf. Sie wissen ja, Telefonate mit den Mondsiedlungen gehen über hundert Ecken – man hat manchmal das Gefühl, man telefoniert mit dem Saturn.
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