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Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Titel: Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5
Autoren: Arena
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unterschätzen. Sie sind getrieben von einer Angst, die du dir vielleicht kaum vorstellen kannst, aber gerade das macht sie so gefährlich. Sie sind zu allem entschlossen und sie sind schlau. Bitte, Irene, pass auf dich auf.« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Und wenn mir etwas zustoßen sollte … Wenn Dinge über mich gesagt werden sollten … Bitte denk daran, dass du mich besser kennst als jeder andere Mensch. Du wirst wissen, was stimmt und was nicht.«
    Damit drückte er auf den Knopf Senden .

2
    Unfreiwillige Heimlichkeiten
    Ariana sah aus dem Fenster. Der Mars zeigte sich heute von seiner besten Seite. Der Himmel war von einem herrlichen, kristallklaren Gelb, hinter dem die Sterne sanft hindurchschimmerten, die Ebene jenseits des Ringwalls um die Obere Station leuchtete in warmem Rostbraun und eigentlich, ging es ihr durch den Kopf, hätte man jetzt dort draußen sein müssen, um mit voll aufgeladenem Raumanzug über das Geröll zu rennen und von Stein zu Stein zu hüpfen, in so weiten Sprüngen, wie man nur konnte.
    Und wenn alles noch so gewesen wäre wie immer, dann wären sie jetzt wahrscheinlich auch da draußen gewesen.
    Alle fünf.
    Und das war schon der Punkt. Denn von den fünf Marskindern waren tatsächlich nur noch zwei da, sie und Ronny. Die anderen drei – Carl, Elinn und Urs – hielten sich auf der Erde auf.
    Urs. War das so, wenn man in jemanden verliebt war und dieser Jemand dann nicht da war – nicht einmal annähernd, sondern schier unendlich weit entfernt –, dass einem dann alles wehtat vor Sehnsucht? Dass man an nichts anderes mehr denken konnte als daran, wie sehr er einem fehlte?
    Zugegeben, Urs schrieb ihr jeden Tag eine E-Mail. Aber das war kein Ersatz für Umarmungen, Küsse, Nähe. Zumal Urs kein besonders romantischer Briefschreiber war; seine E-Mails lasen sich alle, als sähe ihm jemand dabei neugierig über die Schulter und als traue er sich deswegen nicht zu sagen, wie es ihm wirklich ging.
    Oder – das war ihre heimliche Angst – als hätten sich seine Gefühle für sie geändert.
    »Ariana?« Die synthetische Stimme von AI-20 ließ Ariana hochschrecken. »Ich komme nicht umhin festzustellen, dass du zwar das Unterrichtsprogramm bereits seit über einer Stunde offen hast, aber immer noch beim gleichen Lektionsschritt stehst.«
    Sie sah auf den Schirm. Das stimmte. Und überdies bestand der aktuelle Lektionsschritt nur aus einem einzigen kurzen Absatz neben dem Bild einer Schnecke.
    »Ja, ich weiß«, seufzte sie. »Die Biologie der Weichtiere. Wenn ich das Gefühl hätte, dass das irgendwas mit mir zu tun hat, würde es mich sicher brennend interessieren.«
    AI-20 war die künstliche Intelligenz, die alle Systeme der Marssiedlung steuerte – angefangen von der Luftversorgung und Energieerzeugung bis hin zur Radarüberwachung des Weltraums und der Verwaltung der Vorratslager. Dafür zu sorgen, dass die Kinder ihrer Schulpflicht nachkamen, war nur eine ihrer Aufgaben, aber manchmal kam es einem vor, als sei es diejenige, der sich AI-20 mit der größten Impertinenz widmete.
    »Wenn ich so etwas sagen würde, hätte es möglicherweise eine gewisse Berechtigung«, meinte die künstliche Intelligenz mahnend, »aber du bist ein biologisches Lebewesen und deswegen mit allen auf der Erde anzufindenden Lebensformen eng verwandt. Deine DNS ist zum Beispiel zu über siebzig Prozent mit der einer Schnecke identisch.«
    Ariana verzog das Gesicht. Das war jetzt nicht unbedingt das Aufbauendste, das ihr jemand hätte sagen können. AI-20 war zwar letzten Endes nur ein besonders kompliziertes Computerprogramm, aber es hatte sich trotzdem schon einfühlsamer gezeigt.
    »Ja, schon gut. Ich werde mich um meine Verwandtschaft kümmern. Versprochen.«
    »Gut«, sagte AI-20 gleichmütig und schwieg wieder.
    Ronny sah hinter seinem Schirm hervor. Er hatte – was mehr als ungewöhnlich für ihn war und was man eigentlich auch in irgendwelchen Annalen für die Nachwelt hätte festhalten müssen – die ganze Zeit still und emsig vor sich hin gearbeitet.
    »Ich hab dich aber doch tippen hören«, meinte er stirnrunzelnd. »Was hast du denn gemacht?«
    Ariana seufzte. »Eine E-Mail geschrieben. An meine Mutter.«
    »An deine Mutter?« Ronny verdrehte die Augen. »Oje. Geht das wieder los.«
    Das Dumme war, dass sie ihm diese Reaktion nicht einmal übel nehmen konnte. Ihre Mutter lebte schon seit Langem wieder auf der Erde, schrieb ihr ungefähr drei E-Mails pro Jahr, die zu beantworten
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