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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje
Autoren: Kari Köster-Lösche
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wieder angestellt?«, wurde er von Pörksen unterbrochen, der plötzlich unübersehbar verärgert wirkte.
    »Wir sprechen von Dres Evaldsen?«, erkundigte sich Asmus vorsichtig.
    »Ja, wir haben nur diesen einen Dres, hinter dem ständig jemand her ist. Aus gutem Grund. Sonst wohnen in Süderlügum nur anständige Leute.«
    »Weswegen ist man hinter ihm her?«
    »Er wurde schon mehrfach des Diebstahls beschuldigt. Zuletzt hat er als Dienstmann einen Koffer verschwinden lassen. Vor einem Jahr wurde er aus der Haft in Flensburg entlassen.«
    »Er wird niemandem mehr Kummer machen. Er ist tot.«
    »Davon weiß ich gar nichts«, sagte Pörksen betroffen. »Die Familie ist ungeheuer verschlossen. Sie verhält sich, als wären wir alle ihre Feinde. Wenn Dres woanders beerdigtwurde, haben sie wohl keinen Grund gesehen, es zu erzählen.«
    Asmus blickte in sein Notizbuch. »Dann habe ich noch einen Thomas Markussen …«
    »Der ist ein Vetter zu Dres. Er soll mit seinem Bruder Egge auf Sylt sein.«
    »Das stimmt. Wir haben sie beide wegen Beihilfe zum Diebstahl verhaftet. Können Sie mir noch etwas über die sechzehn Mädchen sagen, die auch alle Evaldsen oder Markussen heißen und auf Sylt arbeiten sollten?«
    »Sollten?«
    »Es hat sich anders ergeben. Die Fabrik wird nun nicht mehr weitergebaut.«
    »Das wird aber ein Schlag werden für die Evaldsens und Markussens. Mit dem Lohn der Mädchen haben sie gerechnet. Egges Frau hat gerade eine Muttersau gekauft, die sie anschreiben lassen musste.«
    »Sagen Sie, Herr Pörksen, sind etwa alle Mädchen miteinander verwandt und stammen aus diesen drei Familien?«, erkannte Asmus überrascht.
    »Ja. Je vier von Dres und Egge, acht von Thomas. Sie sind zwischen vierzehn und neunzehn Jahre alt, konfirmiert und noch nicht in Stellung. Es wurde Zeit, aber wie gesagt, die Sippe ist eigen.«
    »Verschwiegen nannten Sie sie.«
    »Auch das. Sobald Dres und Thomas wegen irgendeiner Tat in Verdacht standen und verhört werden sollten, gab es immer Zeugen innerhalb der Sippe, die aussagten, dass sie mit dem Verdächtigten zur fraglichen Zeit zusammen gewesen waren. Auch Dres’ Mutter und seine fast taube Oma waren stets zum Schwur bereit, nachdem man ihnen erklärt hatte, wo sie mit dem Betreffenden gewesen sein sollten. Ich war durch Zufall einmal bei der Befragung zugegen, nur deshalb weiß ich davon.«
    »Was ist mit Egge?«
    »Er ist wohl das weiße Schaf der Familie. Aber weich wie Wachs. Ich vermute, er wagt nicht, sich zur Wehr zu setzen.«
    »Ja, dann besten Dank auch.« Asmus erhob sich. Er wusste jetzt schon, dass Egge Markussen der Einzige aus der Sippe war, den man bei geschickter Befragung vielleicht dazu bringen konnte, auszusagen. Seltsam, wie sehr diese Familie das praktizierte, was Borg als Omertà der Mafia bezeichnet hatte. Womöglich hatte Hank bei Dres’ Sippe auf genau diese Eigenschaft besonders viel Wert gelegt.

    Einen Tag danach kam die telegrafische Antwort aus New York. Yes, yes auf Asmus’ erste beide Fragen. In verständliche Sätze gefasst, hieß dies: Ja, der Alkoholschmuggel in Dosen sei bekannt, wenn auch mehr als Ausnahme. Ja, die Erfinder dieses außergewöhnlichen Transportsystems in Wildentendosen betrieben von einer friesischen Insel namens Föhr aus ihr Geschäft; der Exporteur heiße Naamen Christensen. Seine Enten seien wohl hauptsächlich für eingewanderte Friesen bestimmt gewesen. Andererseits waren es zu viele gewesen, um den Zoll nicht auf den außerordentlichen Appetit der Friesen auf Wildenten aufmerksam zu machen. Sie hatten die Dosen überprüft, darin Entenkeulen zusammen mit Alkoholdosen entdeckt und sie schließlich routinemäßig angebohrt, um den Alkohol auszugießen.
    »Donnerwetter«, murmelte Asmus und übersetzte dann den Rest. Da die Hamburg-Amerika-Linie das Transportmittel sei, die New York als Zielhafen habe, sei vermutlich eine Kooperation mit den beiden im Alkoholschmuggel beherrschenden Mafiaorganisationen geplant: zum weit überwiegenden Teil der Kosher nostra der jüdischen Einwanderer, zum kleineren Teil der Cosa nostra der Italiener. Den winzigen Rest teilten sich Iren mit Familien unterschiedlicherNationalität. Kein Neueinsteiger in dieses lukrative Geschäft schaffe es ohne Organisation, sich gegen die Mafia durchzusetzen. Zuletzt die Frage, warum man sich aus Deutschland danach erkundige. Ob Asmus Kenntnis davon habe, dass Naamen Christensen einen schwungvolleren Handel plane.
    »Das natürlich nicht«, sagte
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