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Mord im Nord

Mord im Nord

Titel: Mord im Nord
Autoren: A Giger
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Wahrscheinlichkeit sehr spektakulär.
    In diesen Testergebnissen aber habe er eine äusserst rare Form von Zusammenhang gefunden, nämlich einen reinen Wenn-dann-Zusammenhang. Wenn eine Bedingung erfüllt ist, führt dies in allen Fällen zu einer bestimmten Konsequenz.
    Zuerst habe es in seinen Daten noch eine Ausnahme gegeben, doch dann habe er die betreffende Dame angerufen und dabei erfahren, dass sie ihren Käse in den Ferien und nicht an ihrem Wohnort getestet habe. Und damit sei auch diese Ausnahme verschwunden, und der Zusammenhang sei jetzt rein und eindeutig.
    Ich war wirklich neugierig geworden, und endlich enthüllte Peter das Geheimnis: Appenzeller Secret wirkt nur im Appenzellerland! Alle, die hier lebten, hatten von spürbaren und positiven Effekten berichtet, und die Ferien der fraglichen Ausnahme-Dame hatten ebenfalls im Appenzellerland stattgefunden. Wer dagegen ausserhalb dieses Gebiets lebte, ob näher oder ferner, wusste nur über ein ganz gewöhnliches Stück Käse zu berichten.
    Fast hätte ich an dieser Stelle selbst ein Geheimnis ausgeplaudert, nämlich jenes von Hans und Claudia, doch ich konnte mich rechtzeitig beherrschen. Innerlich aber ging mir ein Licht auf: Diese Claudia, oder wie immer sie in Wirklichkeit hiess, hatte ja auch von zwei wirkungslosen Versuchen mit «Soma» berichtet, und die hatten ebenfalls ausserhalb des Appenzellerlandes stattgefunden. Bei ihrem Versuch in der Region dagegen war auch sie völlig darauf abgefahren. Das würde also nicht nur für den Wahrheitsgehalt von Hans’ Geschichte sprechen, sondern auch dafür, dass wir da einem wirklich seltsamen Phänomen auf die Spur gekommen waren.
    Peter und ich rätselten über die möglichen Ursachen dieses Phänomens. Eine genetische Absonderlichkeit der Testpersonen konnten wir ausschliessen, es waren keineswegs nur Ur-Appenzeller darunter, sondern viele Zugewanderte. An der besonderen Luft im Appenzellerland konnte es auch nicht liegen, die hängt schliesslich nicht in einer Glasglocke über dieser Gegend, sondern wird ständig aufgemischt von externen Einflüssen. Ein Esoteriker hätte vermutlich auf irgendwelche Strahlungen oder Kraftlinien getippt, doch Esoteriker waren wir beide nicht.
    Vielleicht, sinnierte Peter beim Anblick des friedlich in seinem Sessel schlafenden Grizzly, sei Käse ja auch einfach wie Katzen, ortsgebunden und unwillig, sich anderswo zu entfalten. Was zwar ein hübscher Gedanke war, aber eben auch nicht mehr als eine Spekulation.
    Nein, eine vernünftige Erklärung für das Phänomen, wonach Appenzeller Secret nur im Appenzellerland Seelenfrieden schenkt, gab es nicht, oder jedenfalls noch nicht. Wir trösteten uns mit dem alten Dichterwort, wonach es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als der Menschenverstand fassen kann, und wandten uns wieder den Tatsachen zu. Den durch Peters Statistik glasklar erhärteten Tatsachen.
    An diesem Abend diskutierte ich die Testergebnisse natürlich auch mit Adelina. Sie betrachtete sich die entsprechenden Diagramme eine Weile und stellte dann trocken fest, damit sei ja auch mein Problem gelöst. Daraus entwickelte sich ein Gespräch, über das ich ebenso schwärmerisch berichten würde wie Hans über seine Gespräche mit Claudia, wenn ich denn so schwärmerisch schreiben könnte wie er. Jedenfalls schälte sich in diesem Austausch von Ideen und Argumenten immer deutlicher heraus, was der von mir von zwei Seiten erwartete Bericht an Appenzeller Käse vorschlagen würde.
    Eine normale Markteinführung von Appenzeller Secret schied jetzt aus. Man konnte ja schlecht einen Seelenfrieden versprechen, der im grössten Teil des Absatzgebiets gar nicht wahrgenommen werden kann. Andererseits wäre es geradezu eine Sünde gegenüber der Menschheit und gegenüber der eigenen Kasse, Appenzeller Secret gar nicht auf den Markt zu bringen. Dafür war seine Wirkung einfach viel zu positiv, und dafür würden die Menschen auch deutlich höhere Preise zahlen, was nach der Formel «kleiner Markt – grosse Marge» die Bilanz eben doch wieder ins Lot bringen würde.
    Dieser relativ kleine, aber absolut gesehen doch nicht uninteressante Markt bestand also aus einheimischen Appenzellerinnen und Appenzellern sowie aus jenen Menschen, die sich als Gäste oder Touristen temporär im Appenzellerland aufhielten. Dieser Zielgruppe würde man Appenzeller Secret sinnvollerweise gerade nicht mit einer aufwendigen Werbekampagne verkaufen, sondern am besten unter der Hand. Diese Sorte
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