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Mord im Nord

Mord im Nord

Titel: Mord im Nord
Autoren: A Giger
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Adelina mehrere Geschäftstermine in St.   Gallen. Ich wollte nach all den Aufregungen einfach etwas zur Ruhe kommen und in Musse darüber nachdenken, was ich nun machen sollte. Da klingelte das Telefon. Es war Peter, der Sozialwissenschaftler aus dem «Geheimbund». Ob er vorbeikommen könne, er habe interessante neue Erkenntnisse mitzuteilen.
    Da fiel mir etwas wieder ein, was ich seit meinem Leichenfund völlig vergessen hatte: Peter hatte einen erweiterten Test mit Appenzeller Secret durchgeführt und wollte mir jetzt die Ergebnisse mitteilen, in der Manier eines Geheimbundes natürlich nur unter vier Augen.
    Mit diesem zusätzlichen Test hatte es folgende Bewandtnis: Nach dem Test innerhalb unseres Grüppchens waren Peter, der das Ganze wissenschaftlich begleitete, und ich uns schnell darüber einig, dass das nicht ausreichen würde, um ein abschliessendes Urteil über die Wirkungs-Potenziale von Appenzeller Secret zu fällen. Wir bräuchten mehr Testpersonen – doch wie sollte das alles mit der nötigen Geheimhaltung ablaufen?
    Zum grossen Glück hatte Peter da einiges einzubringen. Im Rahmen seiner selbstständigen Tätigkeit als Sozialforscher hatte er eine Gruppe von Menschen aufgebaut, die regelmässig Produkte aus dem Lebens- und Genussmittelbereich testeten. Seine Kunden stammten vornehmlich aus der Region und waren Mitglieder der «Appenzellerland Regionalmarketing AG », das heisst, die Testpersonen waren daran gewöhnt, Produkte aus dem Appenzellerland zu testen, wenngleich nicht nur.
    Die etwa dreissig Testpersonen lebten etwa zur Hälfte im Appenzellerland und zur anderen Hälfte in anderen Gegenden der Schweiz und des nahen Auslands. Diesen Testpersonen wollte er jeweils eine Portion Käse schicken, und zwar ohne Etikett. Als Tarngeschichte würde er den Fall Gruyère vorschieben: In der Werbung dafür werde behauptet, Greyerzer Käse beruhige. Man wolle jetzt herausfinden, ob ein Stück Käse tatsächlich beruhige. Deswegen möge man wie beschrieben den Testkäse essen, eine Stunde abwarten, eine weitere Stunde genau in sich hineinhorchen und dann den beigefügten Fragebogen ausfüllen.
    Diesen Fragebogen hatte er schon, es war derselbe, den wir auch in unserem internen Test verwendet hatten. So würde es möglich sein herauszufinden, ob unsere Testergebnisse einfach nur das Resultat einer gruppendynamischen Euphorie gewesen waren oder ob andere neutrale Testpersonen etwas Ähnliches verspürten. Und das alles, ohne das Geheimnis zu verraten.
    Der Plan war so genial, dass er von den anderen Mitgliedern des Bewahrungskomitees, die ich natürlich konsultieren musste, sofort genehmigt wurde. So fand der Test statt. Einsendeschluss für die Fragebogen war vorgestern gewesen, Peter würde also vollständige Ergebnisse mitbringen.
    Er kam nach einer knappen Stunde und wusste tatsächlich Spannendes zu berichten. Zunächst sei er etwas enttäuscht gewesen, weil die Durchschnittswerte im erweiterten Test deutlich unter jenen unseres internen lagen, ziemlich genau in der Mitte der jeweiligen Skala. Es sei allerdings so, dass ein Durchschnittswert, der in der Mitte liegt, auf zweierlei Arten zustande kommen könne: Entweder lägen die einzelnen Werte alle um den Mittelpunkt herum, weil niemand sich so richtig entscheiden könne. Oder aber, zwei Gruppen, die sich jeweils an den Polen versammeln, seien etwa gleich gross, und dann wäre der Durchschnittswert logischerweise auch wieder in der Mitte.
    Hier ging es um die zweite Variante. Es gab tatsächlich viele Kreuzchen an den Polen: Entweder man merkte so gut wie keine Wirkung oder aber eine deutliche, und zwar ausgesprochen positive. Beide Gruppen waren etwa gleich gross. Welches Merkmal aber führte zu einer so deutlichen Trennung der Testpersonen?
    Die üblichen statistischen Verdächtigen wie Geschlecht, Alter oder Bildungsgrad waren es nicht. Dann hatte Peter die Eingebung, die zwei Gruppen «Appenzeller» und «Nicht-Appenzeller» miteinander zu vergleichen. Dabei wurde er fündig, und wie.
    Bevor er die Ergebnisse auspackte, erklärte Peter mir als statistischem Laien, dass ein statistischer Zusammenhang in aller Regel ein Wahrscheinlichkeits-Zusammenhang ist: Wenn jemand eine höhere Bildung hat, ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass er auch ein höheres Einkommen erzielt als für jemanden mit tiefem Bildungsniveau. Bei solchen Zusammenhängen gibt es immer viele Ausnahmen, und bei den wenigsten Zusammenhängen ist das Mass an erhöhter
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