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Mord im Nord

Mord im Nord

Titel: Mord im Nord
Autoren: A Giger
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Geheimrezept der Kräutersulz des Appenzeller Käses, geahnt, dass es für das von mir ansonsten strikt eingehaltene Gebot, alles rund um diesen Geheimbund geheim zu halten, eine Ausnahme geben würde, nämlich sie, Adelina. Sie war wegen der damaligen Geschichte ernsthaft bedroht gewesen, und so hatte sie in meinen Augen ein Recht darauf, auch deren vorläufiges Ende zu erfahren.
    Natürlich schilderte ich ihr das Bewahrungskomitee und seine Tätigkeit nur in groben Zügen, ohne Details zu verraten, und natürlich schwor sie mir danach, das Geheimnis für sich zu bewahren. Damit war die grobe Vergangenheitsbewältigung abgeschlossen.
    In das daraufhin entstandene Schweigen hinein forderte mich Adelina unmissverständlich auf, endlich zu erzählen, was mich bedrücke. Froh darüber, die Geschichte einer Vertrauten erzählen zu können, legte ich los.
    Vor knapp zwei Wochen, am Dienstagnachmittag, war ich mit Hans Bärlocher verabredet. Mein Bekannter war vor wenigen Wochen in sein abgelegenes kleines Haus gezogen. Ich freute mich darauf, endlich seine Rückzugshöhle, wie er sie selbst nannte, auch von innen zu sehen; von draussen war sie mir auf meinen Streifzügen durch die Gegend natürlich schon aufgefallen.
    Das Wetter jenes Tages wurde von einer ungewöhnlich lang anhaltenden Hochdrucklage beherrscht, die in dieser Appenzeller Gegend eine Zweiklassengesellschaft bedeutet: Wir da oben unter einem herbstlich stahlblauen Himmel im vollen Sonnenschein und ihr da unten im Unterland unter einer tagelang grauen Nebeldecke, die so dicht wirkt, dass man sich gar nicht vorstellen kann, wie es hier oben aussieht.
    Dabei reicht dieses Unten oft weit hinauf, die Nebelgrenze liegt meist nicht weit unter meinem Hügel. Oft genug ist selbst das Dorf Wald, das etwa hundertfünfzig Höhenmeter weiter unten liegt, schon von den Schwaden eingehüllt, sodass nur noch die Kirchturmspitze aus dem Nebelmeer herausragt. Auch an diesem Dienstag war es so.
    Obwohl ich das Häuschen von Hans, das nur rund zwei Kilometer Luftlinie von meinem entfernt liegt, wegen eines dazwischenstehenden Hügels nicht direkt sehen kann, musste ich davon ausgehen, dass es bereits im dichten Nebel steckte. Und weil bei solchen Wetterlagen das Eintauchen in das Nebelmeer echte Überwindung kostet, beschloss ich, nicht den direkten Weg zu nehmen, sondern meinen Fussmarsch mit einem Umweg etwas auszudehnen, um möglichst lange an der Sonne bleiben zu können.
    Ich ging also auf schmalem Wiesenpfad zunächst hinunter zum Panamahof. Dieser hat seinen Namen von seinem Erbauer, der als Ingenieur einst bei der Konstruktion des Panamakanals mithalf und dann in seiner Heimat einen Hof mit einer für das Appenzellerland sehr ungewöhnlichen Form baute. Damals scheint das niemanden gestört zu haben, während heutzutage angesichts der strengen Baureglemente ein solches Unterfangen ein Ding der Unmöglichkeit wäre.
    Unweit des Panamahofs begegnete ich einem jungen Mann, der eifrig die Kondensstreifen der Düsenjets am Himmel fotografierte. Ich stellte mich ihm als leidenschaftlichen Mit-Fotografen vor und fragte nach den Gründen seiner Motivwahl. Woraufhin er mich mit einem erstaunten, ja fast empörten Blick bedachte und seinerseits fragte, ob ich denn noch nie von den Chemtrails gehört hätte. Nachdem ich das verneint hatte, holte er zu einem fulminanten Vortrag aus: Kondensstreifen am Himmel stammten in Wirklichkeit gar nicht von Flugzeugen, sondern seien Giftwolken, mit denen unheimliche Mächte das Klima verändern wollten und dabei alle Arten von Volkskrankheiten auslösten; und um das zu beweisen, sei er hier am Fotografieren.
    Ich hatte keine Lust, mich mit diesem Kondensstreifen-Krieger auf eine Diskussion einzulassen, wer denn wohl die bösen Mächte seien und wie sie einen solchen Krieg gegen das Volk so lange hätten geheim halten können. Anhänger von Verschwörungstheorien glauben zu meiner grossen Verwunderung daran, und über Glauben lässt sich nun mal nicht streiten. Also entfernte ich mich mit einem äusserlich freundlichen Gruss und einem innerlich heftigen Kopfschütteln.
    Nach dieser Begegnung der seltsamen Art ging es auf einer kleinen Fahrstrasse hinunter zur Säge und auf der anderen Seite des Sägibachs wieder hinauf. In der Rütiweid nahm ich die Abzweigung nach links und stieg ziemlich steil bis zum Hügel «Chozeren» hinauf. Der Nebel war offenbar in der Nacht bis auf diese Höhe gestiegen, an den schattigen Stellen lag noch der
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