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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster
Autoren: Philipp Espen
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Herrn zurück, was man als »Heimfall« bezeichnet. Wollte der selbst lehnsfähige Sohn des verstorbenen Lehnsmannes weiter über das an seinen Vater vergebene Gut verfügen, so musste er erneut um die Vergabe des Lehens bitten. Doch mit der Zeit setzte sich die Erblichkeit der Lehen durch, die Erben mussten nicht erneut um die Lehensvergabe bitten, es verblieb im Besitz der Familie des Lehensmannes.
    Mit dieser Entwicklung verbunden war die Einschränkung der Macht des Königs. Die Könige vergaben ihr Gut als Lehen, diese wurden erblich, und der Besitz des Königshauses nahm ab. So wurde es schwierig, die nunmehr selbständigen Territorialherren noch zur Leistung der mit den vergebenen Lehen an sich verbundenen Dienste zu zwingen. Innerhalb des Deutschen Reiches zeigt sich somit die Tendenz zur Bildung zahlreicher kleiner Territorialherrschaften, die im Kampf mit der königlichen und kaiserlichen Zentralgewalt lagen.
    Um das Jahr 1230 wurde im »Sachsenspiegel« die »Heerschildordnung« aufgezeichnet, nach der der Adel gegliedert war. An der Spitze stand hierbei der König. Direkt unter ihm standen die geistlichen Fürsten, die Reichsbischöfe und Reichsäbte. Ihnen folgten im Rang die weltlichen Fürsten. Beide Rangstufen hatten gemein, dass sie ausschließlich Vasallen des Königs sein durften. Als vierter Heerschild folgten die Grafen und freien Herren, die zum Großteil Vasallen der Reichsfürsten waren. Noch drei weitere Heerschilde wurden unterschieden: die Ministerialen, die Mittelfreien und die Ritter. So setzte sich die straffe Gliederung der Gesellschaft fort, von den niedrigsten Rängen bis hinauf zum Landesherrscher.

 
    Die Ritter
     
    Die Figur des Mittelalters, von der die größte Faszination ausgeht, ist zweifellos der Ritter. Diese schwer gepanzerten Reiter in ihren Rüstungen, den Tugenden verpflichtet, Helfer der Witwen und Waisen, sind noch heute Heldengestalten. Die Entstehung des Rittertums geht auf das 9. Jahrhundert zurück, als Karl der Große seine Reiterei dadurch aufstockte, dass er seinen berittenen Kriegern Land zu Lehen gab. Diese Art der Versorgung der für den Kriegsdienst bereiten, schwer bewaffneten Reiter wurde auch in den folgenden Jahrhunderten beibehalten. Im Verlauf des 11. und 12. Jahrhunderts bildete sich schließlich eine Dreiteilung der adeligen Gesellschaft heraus, bei der die Ritterschaft den niederen Adel bildete, über den sich die »edelfreien« Grafen und Herren abhoben, über denen selbst nur noch die Fürsten standen.
    In der mittelalterlichen Kriegsführung kam den Rittern die zentrale Aufgabe zu. Der Kampf wurde nicht mehr, wie zu Zeiten des Römischen Reiches, von Infanteristen ausgetragen, sondern von Reitern. Dies setzte aber den Besitz von Pferden voraus, und Pferde waren kostspielig. Die mittelalterlichen Reiche kannten keine stehenden Heere mit Berufssoldaten mehr, das Heeresaufgebot musste von den Vasallen aufgebracht werden. Wer als Ritter mitkämpfen sollte, musste wegen der hohen Kosten mit einem Lehen ausgestattet werden, damit er den Unterhalt für sich, seine Pferde und seine Knappen und Knechte bestreiten konnte. Der Ritter war also im Regelfall ein Adliger und Lehnsmann. Mit der Entgegennahme des Lehens verpflichtete er sich zur Heerfolge.
    Der künftige Ritter erhielt, in Erwartung seiner lebensgefährlichen Aufgabe, von Jugend an eine sorgfältige Ausbildung. Dazu sandten die Adligen ihre Söhne im Alter von 10 bis 17 Jahren oft an die Höfe ihrer Lehnsherren oder anderer bedeutender Adliger. Lesen und Schreiben spielten in der Welt der Ritter nie eine große Rolle, nur vereinzelt scheint es Ritter gegeben haben, die dessen mächtig waren. Aus diesen wenigen gingen aber solch große Dichter wie Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue und Gottfried von Straßburg hervor. Sie waren allerdings als Herren offensichtlich unbedeutend. Im Zentrum der Erziehung zum Ritter stand die Waffenausbildung. Der angehende Ritter lernte mit den beiden Hauptwaffen, dem Schwert und der Stoßlanze, umzugehen und zu reiten. Die Erziehung umfasste zudem die Rittertugenden.
    Im Hohen Mittelalter bildete sich ab dem 11. Jahrhundert ein ganzer Katalog von Tugenden heraus, denen ein Ritter verpflichtet war. Es waren die Ehre, die Treue, der Schutz des Rechts, Milde gegenüber anderen und das Maßhalten. Hier kam es zu einer seltsamen »Rückkoppelung« zwischen der Literatur der Zeit und dem Leben der Ritter. Die Dichter besangen die Tugenden und das tugendhafte
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