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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster
Autoren: Philipp Espen
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Gesellschaft ausmachten und prägten. Es sind die rustici, die Bauern, die clerici, die Geistlichen, und die milites, die Ritter. Diese drei Gruppen sind in sich nicht statisch das gesamte Mittelalter über vorhanden, sie entstehen aus früheren Vorstufen, sie verändern sich im Laufe der Zeit auch hinsichtlich ihrer Zusammensetzung, Bedeutung und ihrer Abhängigkeiten untereinander.

 
    Die Bauern
     
    Im Mittelalter lebten mindestens drei Viertel der Menschen als Bauern. Sie waren die Stütze der gesamten Gesellschaft, denn sie sicherten mit ihrer harten Arbeit die Versorgung aller mit Nahrungsmitteln. Im Laufe der Zeit änderte sich der Charakter der bäuerlichen Tätigkeit. Stand anfangs die Viehzucht im Vordergrund und war der Anbau von Getreide nur bis zur baldigen Erschöpfung der Böden üblich, was zu einer ständigen Aufgabe und Neugründung von Dörfern führte, so stand im Hohen Mittelalter der Getreideanbau in ständig besiedelten Siedlungen im Vordergrund. Dies machte einerseits die Einführung des Räderpfluges möglich, mit dem es möglich war, den Boden wesentlich tiefer umzubrechen und auch schwerere, ertragreichere Böden zu bearbeiten, andererseits erlaubte die allerdings nicht überall angewandte Dreifelderwirtschaft dem Boden, sich zu erholen, es war also eine Nutzung über größere Zeiträume möglich.
    Nicht alle Bauern waren frei. Der allergrößte Teil war Grundherren Untertan. Dabei bestanden oftmals mehrfache Bindungen. So konnte ein Bauer ein Kloster als Grundherren haben, dazu gleichzeitig einen Adligen als Vogt, also Gerichtsherrn. Ebenso konnte ein anderer Adliger der Patron der Ortskirche sein. Die unter einem Grundherrn lebenden Bauern, die so genannten Hörigen, waren in ihrem Rechtsstatus eingeschränkt, aber nicht zu vergleichen mit den Sklaven der Antike. Allerdings war der grundherrliche Bauer in mehrfacher Hinsicht vom Grundherrn abhängig. Der Grundherr übernahm gegenüber seinem Hörigen staatliche Aufgaben. Er sorgte für den Frieden in der Grundherrschaft, fungierte als Richter und führte die Waffen zum Schutz gegen äußere Feinde. Eine Grundherrschaft kann als Immunität verstanden werden, als ein Bezirk, in dem der herrschende König oder Herzog keine Gewalt ausübt, sondern diese vom Grundherrn wahrgenommen wird. Aus diesem Grund beansprucht er von der in diesem Bezirk ansässigen Bevölkerung Abgaben und Dienstleistungen, er ist Herr über Grund und Boden sowie die dort lebenden Menschen, er übt »Herrschaft über Land und Leute« aus.
    Das Leben der einfachen Bauern spielte sich vor allem im Dorf ab. Als unfreie Untertanen ihres Grundherrn durften sie den Ort nicht verlassen. Sie waren zur Entrichtung von Abgaben verpflichtet, die je nach Zeit oder Wünschen des Grundherrn in Naturalien oder Geld bezahlt werden mussten. Hinzu kamen Verpflichtungen zur Arbeit für den Grundherrn. So mussten die Bauern zunächst auf den Feldern des Grundherrn die Ernte einholen, bevor sie an die Arbeit auf den eigenen Feldern gehen durften. Besonders eindrucksvoll schildert diese Verpflichtungen das im Jahr 820 angelegte Verzeichnis des Klosters Saint-Germain des Prés bei Paris. Darin ist alles aufgezeichnet, was unter anderem die Familie des im Dorf Nully lebenden Knechtes Abrahil zu tun hat: »Sie haben eine Hufe, bestehend aus Ackerland 15 Gewann, aus Wiese vier Joch. Sie machen Spanndienst nach Angers und im Monat Mai nach Paris. Sie erbringen für die Heeressteuer zwei Hammel, neun Hühner, 30 Eier, 100 Bretter und ebenso viele Schindeln, 12 Dauben, sechs Reifen, 12 Fackeln; und an Holz fahren sie zwei Karren nach Suré. Auf dem Herrenhof umzäunen sie vier Ruten mit Latten, auf der Wiese vier Ruten mit Hecke, zur Ernte aber nach Bedarf. Sie pflügen zur Winterbestellung acht Ruten, zur Frühjahrsbestellung 26 Ruten. Neben dem normalen und außerordentlichen Felddienst fahren sie Mist aufs Herrenfeld. Jeder erbringt vier Pfennig Kopfzins« [n. Borst, 1995, S. 347]. Dieses harte Arbeitsleben war von den Jahreszeiten bestimmt, die auf natürliche Weise den Rhythmus von Aussaat und Ernte festlegten. Die völlige Abhängigkeit von der Witterung war immer eine Bedrohung, hinzu kam die Angst vor Viehseuchen oder Kriegsverheerungen. Dem Bauern blieb kaum die Hälfte seines Ertrages zum Eigenverbrauch.

 
    Die Geistlichen
     
    Bestimmend für das geistige Leben im Europa des Mittelalters war die christliche Religion. Die Lehren der Katholischen Kirche lieferten den Menschen die
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