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Mord Im Kloster

Mord Im Kloster

Titel: Mord Im Kloster
Autoren: Philipp Espen
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darreicht, das der Priester segnet. Die Feierlichkeit wird beschlossen mit der festlichen Mahlzeit, bei der der junge Ritter an der Tafel der Ritter sitzt, jedoch weder essen noch trinken noch sich bewegen noch um sich blicken darf. Schließlich verabschiedet sich der junge Ritter vom Könige und der Hofgesellschaft« [Sandberger, in: Borst (Hg.), 1976, S. 87-88]. In dem Gedicht »L’ordène de la Chevalrie« aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wird die symbolische Bedeutung der einzelnen Handlungen erklärt: »Das Bad bedeutet die Reinigung von der Sünde; das Bett versinnbildlicht das Ruhebett, das sich der wackere Ritter durch seine Tapferkeit im Paradies verdient, während die rote Robe an die Pflicht, für die Kirche das Blut zu vergießen, die schwarzen Strümpfe aber an den Tod erinnern sollen; der weiße Gürtel bedeutet die Reinheit des Leibes. Das Schwert ist zweischneidig; die eine Schneide soll die Armen gegen Unterdrückung durch die Reichen schützen, die andere die Schwachen gegen die Starken. Der Schlag auf den Nacken allein hat eine nichtreligiöse Bedeutung: Er soll an den erinnern, der den Knappen zum Ritter gemacht hat« [Sandberger, 1976, S. 89]. Bei diesen Erklärungen, die stark den kirchlich-religiösen Charakter der Ritterweihe betonen, fehlt die Nachtwache in der Kapelle – sie war offensichtlich zur Zeit der Abfassung dieses Gedichts noch nicht üblich. Die Weihe des Schwertes vor oder nach der Umgürtung ist dagegen schon in Texten belegt, die aus der zweiten Hälfte des 10. und dem 11. Jahrhundert stammen. Dieser Brauch war von so großer Bedeutung, dass Johann von Salisbury in seinem im Jahr 1159 verfassten »Polycraticus« darüber klagt, der Brauch, nach der Schwertumgürtung zur Schwertweihe die Kirche zu besuchen, sei im Schwinden. Die Nachtwache in der Kirche ist für England erstmals für das Jahr 1306 belegt. In diesem Jahr machte König Eduard I. neben seinem Sohn an die 300 junge Männer zu Rittern. Da der Platz für ihre Unterbringung nicht ausreichte, wurden im »neuen Tempel« Obstbäume gefällt und Mauern niedergerissen, um Platz für die Aufstellung von Zelten zu schaffen. Dann verbrachte ein Großteil der Novizen die Nacht vor dem Ritterschlag in der Templerkirche, wo sie beteten und anschließend die Messe hörten. Am nächsten Tag wurde zunächst Kronprinz Eduard zum Ritter gemacht, der dann an den anderen Novizen – wegen des gewaltigen Andrangs auf dem Hochaltar von Westminster Abbey stehend – die Schwertumgürtung vornahm [Sandberger, in: Borst (Hg.), 1976, S. 92]. Das Recht, einen Knappen zum Ritter zu machen, stand nicht allein dem König zu. Wurden Ritterweihen auf Kriegszügen – insbesondere vor der Schlacht – vorgenommen, vollzog oft der oberste Heerführer die Weihe. Allerdings war grundsätzlich jeder Ritter berechtigt, einen Knappen in den Ritterstand zu erheben. In Ausnahmefällen konnten selbst Männer bürgerlicher Herkunft Ritter werden. So erteilte König Eduard III. von England einem verdienten Bürger wegen seiner Verdienste und weil er »aus altem Blut entstammte« die Erlaubnis, sich zum Ritter machen zu lassen [Sandberger, in: Borst (Hg.), 1976, S. 102].
    Die höchste Entwicklung fand das christliche Rittertum in den Ritterorden. Nach dem Ersten Kreuzzug war zunächst der Templerorden gegründet worden, der seine kirchliche Bestätigung 1128 erhielt. Diese Gründung wurde das Vorbild für den Johanniterorden, den Deutschen Orden, den leprakranken Rittern vorbehaltenen Lazarusorden und weitere, meist unbedeutend gebliebene Vereinigungen. In diesen Orden wurde das mönchische Ideal, die Verpflichtung zu Armut, Keuschheit und Gehorsam um einen vierten Punkt erweitert: den Kampf gegen die Heiden. Damit war der kriegerische Dienst kirchlich sanktioniert, ja zu einem heiligen Werk erklärt worden. Neben dem Kriegsdienst widmeten sich die meisten dieser Orden, insbesondere der Johanniterorden und der Deutsche Orden, auch karitativen Aufgaben, nicht nur zur Versorgung der Pilger im Heiligen Land, sondern auch in Europa, wo zahlreiche Spitäler entstanden.
    Das Leben der weltlichen Ritter bestand allerdings nicht allein aus Kriegführung und der Verwaltung ihrer Lehen. Aus den Waffenübungen entwickelten sich alsbald die Turniere, die seit dem 11. Jahrhundert bei allen sich bietenden festlichen Gelegenheiten abgehalten wurden. Nach genau festgelegten Regeln stürmten beim Tjost zwei Ritter mit ihren Lanzen gegeneinander an. Dabei unterschied
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