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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium
Autoren: Lindsey Davis
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Anacrites war so weit wieder bei sich, mir finstere Blicke zuzuwerfen. Wir richteten ihn auf. Er fiel in Ohnmacht, aber bald hatten wir ihn wiederbelebt. Wir waren nicht allzu sanft.
    »Es gibt immer eine nächste Chance, dem Drecksack das Licht auszupusten«, sagte ich trocken zu Quintus, jedoch laut genug, dass der Spion es mitbekam. Anacrites verabscheute es, sich von mir das Leben retten zu lassen. Daraus konnte nichts Gutes werden.
    Aber im Moment überkamen meinen Assistenten freundlichere Gefühle. Da er Claudia Rufina dem fröhlichen Treiben in meinem Haus überlassen hatte, kam Camillus Justinus mit mir zurück. Möglicherweise meinte er, seine Zeit als Hausgast bei Anacrites hätte ihm die Verpflichtung auferlegt, sich ebenfalls gastlich zu zeigen, vielleicht wollte er auch nur die Sache mit der Rübe erklären. Aus welchen Gründen auch immer, alle anderen in Rom saßen mit Freunden und Verwandten fröhlich daheim. Anacrites hatte keine Freunde und wahrscheinlich keine Verwandten. Also hörte ich, wie Justinus den entkräfteten Oberspion gutmütig einlud. Er bat Anacrites, mit uns nach Hause zu kommen und an unserer Familienfeier zum Abschluss des Festes teilzunehmen …
    Io, mein lieber Quintus. Io Saturnalia!

NACHWORT  – » ALLES KLAR AUF DER VIA DERELICTA «
    W örter sind echt«, sagt Falco zu Albia in Kapitel XVIII dieses Romans, »wenn andere Leute ihre Bedeutung verstehen.«
    »Ist das«, fragt mein Lektor auf dem Seitenrand des Manuskripts, »Ihre Verteidigung für Ihre vielen Neologismen?« (Von denen er die meisten herausgegriffen, unterstrichen und mit Ausrufezeichen versehen hat.) Ich besänftige ihn mit dem Versprechen eines Nachworts und deute einen Lunch an.
     
    Ich schreibe über eine andere Kultur, in der die Menschen eine andere Sprache sprachen, eine, die hauptsächlich in literarischer Form oder in Graffiti auf Tavernenwänden überdauert hat. Dazwischen muss es jede Menge Jargon gegeben haben. Manchmal wird darüber diskutiert, ob die Römer wirklich so gesprochen haben, wie ich sie darstelle – wobei als Erstes vergessen wird, dass die Römer Latein und nicht Englisch sprachen und dass auf den Straßen und in den Provinzen Versionen von Latein kursiert haben müssen, die nicht überlebt haben. Ich muss meinen eigenen Weg finden, Erzählung und Dialog überzeugend zu gestalten. Dazu benutze ich verschiedene Methoden. Vieles davon geschieht »nach Gehör« und ist schwer zu beschreiben, selbst wenn ich das Geheimnis preisgeben wollte. Manchmal wende ich einfach Metaphern und Similes an, aber selbst das kann Schwierigkeiten verursachen. Ich werde nie das Gespräch mit meiner schwedischen Übersetzerin vergessen, die verwirrt war, dass Thalia die männlichen Genitalien als »dreiteiliges Maniküreset« bezeichnete, und die sogar so weit gegangen war, einen Medizinerfreund um Rat zu fragen.
    Manchmal erfinde ich Wörter. Manchmal bin ich mir dessen gar nicht bewusst, aber seit neunzehn Büchern weist mein englischer Lektor mich eifrig darauf hin, wenn er glaubt, ich hätte einen Fehler gemacht. Vor einigen Jahren haben wir die Übereinkunft getroffen, dass jedes Manuskript nur einen Neologismus, oder Lindseyismus, enthalten darf.
    Eine Zeitlang habe ich mich daran gehalten. Es gab sogar mal einen Wettbewerb, bei dem Leser das erfundene Wort herausfinden konnten. Das scheiterte jedoch, weil amerikanische Leser viele Begriffe herauspickten, die im englischen Vokabular vollkommen normal sind, und ich mich außerdem nicht mehr erinnern konnte, wie einige der erlaubten Lindseyismen lauteten; ich glaube jedoch, dass zu der Zeit »nicknackeroonies« als das Wort identifiziert wurde, das manche von uns gern ins tägliche Leben übernehmen würden. (An dieser Stelle möchte ich meiner verstorbenen Tante Gladys für diese Inspiration danken.) Eine Bewegung, »nicknackeroonies« als gebräuchliche Redensart einzuführen, ging von Australien aus, wo köstliches Fingerfood natürlich eine Spezialität ist.
    Dann war da Fusculus. Er liebt Wörter genauso wie ich. Mir war immer klar, dass es eine römische Gossensprache gegeben haben muss, ein spezielles Rotwelsch auf Latein und Slangausdrücke der Vigiles, die bisher für uns verloren sind, die Fusculus jedoch alle gekannt haben würde. Man braucht nicht zu hoffen, dass die verschwelten Papyri aus Herculanaeum, die jetzt von Gelehrten so sorgfältig entrollt werden, Hinweise darauf liefern; bisher sind sie für mich nur böhmische Dörfer, wie
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