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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium
Autoren: Lindsey Davis
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daran.
    Als Veleda von den Wachen abgeführt wurde, hielt sie ihren Blick gesenkt und schaute Justinus nicht an. Er blieb schweigend und traurig stehen, bis sie gegangen war. Nur ein herzloser Zyniker hätte darauf hingewiesen, dass Quintus die Haltung eines Verdammten hatte.

LXIV
    A m letzten Tag des Festes versammelten sich meine sämtlichen Schwestern, einige ihrer Ehemänner und die meisten ihrer Kinder in meinem Haus. Zosime und die Soldaten gehörten ebenfalls zu den Gästen. Um Quintus und Claudia zu helfen, ihre Ehe zu flicken, hatten wir auch sie zu uns gebeten. Helena hatte meine Mutter eingeladen, doch die blieb zum Glück nicht lange. Versehentlich von mir eingeladen, tauchte mein Vater auf, kam aber wie üblich zu spät. Sie müssen sich auf der Straße begegnet sein. Wenigstens entgingen wir so ihrer ersten Konfrontation seit zwanzig Jahren in unserem Esszimmer. Wer möchte sich schon heftige Schuldzuweisungen anhören, während man bei einem der Versöhnung geweihten Fest seinen Mostkuchen mampft?
    Natürlich wurde genörgelt. »Bei allen anderen gab es Puppenspieler oder Geister, Marcus. Hättest du dir nicht die Mühe machen können, irgendeine Unterhaltung für den letzten Abend zu organisieren?« Die Soldaten hatten jedoch jede Menge Mostkuchen gemacht. Nux fand das wunderbar und verbrachte den Tag damit, Stücke davon zu stibitzen. In unserem Kamin lag ein riesiges Holzscheit, das alles mit Rauch erfüllte und das Haus niederzubrennen drohte, dazu überall grüne Zweige, von denen Nadeln und Staub herabregneten. Meine Rechnung für Öllampen abzubezahlen würde drei Monate dauern. Durch einen geschickten Taschenspielertrick gelang es mir, meinen Neffen Marius zum König für einen Tag zu bestimmen – ein Junge mit trockenem Humor, der die Bohne mit einem Zwinkern entgegennahm, das andeutete, er habe durchaus kapiert, dass er wegen seiner Besonnenheit ausgewählt worden war. Er genoss seine Rolle, hielt den Schabernack aber in annehmbaren Grenzen.
    Es war ein netter Abend. Ein Abend großzügiger Geisteshaltung. Geschenke tauchten im passenden Moment auf, und niemand machte zu viel Theater, wenn sein Geschenk billiger gewesen war, als er gehofft hatte. Den Männern war erlaubt, sich zu kleiden, wie sie wollten. Die Frauen trugen ihren neuesten Schmuck. Claudia stellte die Satyr-Ohrringe zur Schau, die Quintus bei Papa gekauft hatte. Helena hob ihre geschmackvolleren für eine andere Gelegenheit auf, um Claudia nicht zu verstimmen. Alle fühlten sich wohl. Keiner aß zu viel und trank sehr viel mehr, als vernünftig war. Niemand aus meiner Familie würde sich je daran erinnern. Es gab keinen Streit, und niemand kotzte auf Junias Hund.
    Meine Hündin Nux versteckte sich die meiste Zeit in dem kleinen Raum, den ich in ein männliches Arbeitszimmer umwandeln wollte. Sobald ich konnte, schloss ich mich ihr an. Wir waren beide dort, taten nichts Besonderes, als Helena hereinschaute, mit einer Nuss nach mir warf und sagte, Petronius sei gerade gekommen. Er war zusammen mit Maia eingeladen worden, die sich immer noch abweisend gab, war jedoch mit Mama gekommen und geblieben. Nachdem er sich etwas zu essen und zu trinken genommen hatte, zog mich Petro beiseite. Er teilte mir mit, was er von meinem Wein hielt; das dauerte nicht lange.
    »Das ist der übrig gebliebene Primitivum, den ich bei Junia geschnorrt habe. Und sag nicht, dass er dann der Kohorte gehört – das ist meine Rückzahlung für die Bestechung, die ich Rubella für die Hilfe im Haus des Quadrumatus zugeschoben habe.«
    »Oh, die haben wir gestern versoffen!«, sagte Petro grinsend.
    »Die war für das Gelage im nächsten Jahr.«
    »Blödsinn. Als Bestechung reichte sie längst nicht aus für den Ärger, den du uns mit der Villa aufgehalst hast.«
    Wir kauten die Sache noch mal durch. »Hör zu, Petro, ist ja schön und gut, wenn du behauptest, da wäre kein Verbrechen begangen worden. Meine Ansicht ist, dass Mastarna Scaeva hat sterben lassen – vielleicht ein echter Unfall –, aber es kommt mir unwahrscheinlich vor, dass er die Leiche geköpft hat. Zum einen stand er auf ihrer Gehaltsliste, und die Quadrumati hätten keine Bedenken gehabt, ihn bloßzustellen. Nein, sie haben versucht, jemanden aus ihren eigenen Reihen zu schützen. Ich bin mir sicher, dass Phryne, diese Freigelassene, heimtückisch genug war, sich ein Messer zu schnappen und die Tat auszuführen – und dann hat sie den Kopf zu dem Becken getragen.« Mir fiel ein,
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