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Mord fuer Mord

Mord fuer Mord

Titel: Mord fuer Mord
Autoren: Thomas Gehring
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erkennen, nichts zu hören. Als wäre nie jemand da gewesen.
    Nur ihr Geruch schwebte noch eine Zeit lang durch das Zimmer.

8.
Am nächsten Morgen
    »Wo ist denn dieser Herr Strohmer?«
    »Dieser allwissende Rentner.«
    »Sie haben ihn doch für heute herbestellt, oder?«
    Herr Karl schaut etwas genervt zu mir herüber.
    »Habe ich doch gesagt.«
    Bin ich wirklich so anstrengend? Oder sieht es so aus, als würde ich ihn von oben herab behandeln? Diesen Eindruck möchte ich keinesfalls hinterlassen.
    Ich lächle ihn nur an und entgegne ihm fast entschuldigend: »Es ist nur, weil er überfällig ist. So wie Sie ihn beschrieben haben, ist er doch eher überkorrekt.«
    »War mein Eindruck.«
    Die Tür öffnet sich langsam. Doch statt des erwarteten Herrn Strohmer schiebt sich ein bekanntes rundliches, gemütliches Gesicht durch den Spalt.
    »Doro?« Kaspar Dinkel, mein Assistent, stutzt, sein Lächeln erstirbt, als er den Neuen sieht.
    »Äh, Dorothea, Frau Hetzel. Ich wollte mich zum Dienst melden.«
    »Ist das mit Ihrem Kreuz besser geworden?«
    Er betritt den Raum mit seiner ganzen Körperfülle.
    »Nun! Ja! Das heißt, nein, eigentlich eher nicht, aber wir haben doch einen Mordfall.«
    Wie er so dasteht, leicht gebückte Haltung, den einen Arm in der Hüfte, kann er einem richtig leidtun.
    Als er vor einiger Zeit von der Abteilung Drogendelikte in meine gewechselt war, war ich anfangs weder von der Art noch von der Arbeitsweise seiner Person erbaut gewesen. Es schien bei ihm, als ob Nebensächlichkeiten und Essensaufnahme mehr Zeit in Anspruch nahmen als das tägliche Arbeitspensum oder die Lösung eines Falles.
    Seltsamerweise aber hatte sich dieser Eindruck nicht bestätigt.
    Ja, er hat seine Schrullen und ist nicht einfach in seiner Art, was aber meinem Naturell durchaus entgegenkommt. Auch ich habe meine Eigenarten, bin oft in Gedanken versunken, kaum ansprechbar, und er hat diese Eigenarten ohne Wenn und Aber akzeptiert. Ohne nachzufragen oder mich mit übertriebener Freundlichkeit und Aufmerksamkeit zu belästigen. Bisweilen hatte er mir in solchen Phasen unliebsame Besucher vom Hals gehalten. Vielleicht liegt es daran, dass wir beide alleine leben.
    Er ist gekommen, trotz seines unverkennbaren Leidens, und schleppt sich nun bis vor seinen Schreibtisch, der ja nun von Kommissar Karl besetzt ist.
    »Es wäre nett, wenn ich mich setzen könnte.«
    Keine leichte Situation für meinen neuen Partner, doch er überspielt das Ganze mit einem Lächeln, gibt seinen Platz frei und zwinkert mir zudem noch zu.
    »Bitteschön. Ich bin hier nur Gast.«
    Und als Dinkel sich schwerfällig auf den Sitz fallen lässt, fügt er schmunzelnd hinzu: »Ich hoffe, ich darf auch weiterhin noch an den Ermittlungen teilnehmen.«
    Dinkel schnauft schwer, bevor er eine Antwort gibt, sein schmerzverzerrtes Gesicht zeigt, dass er den sitzenden Zustand auch nicht gerade genießen kann.
    »Jetzt, wo Sie eh schon da sind, können Sie auch bleiben. Aber nur, wenn Sie mir später wieder aus diesem Stuhl heraus helfen. Ich glaube kaum, dass ich das ohne fremde Hilfe schaffe.«
    »Ehrensache! Bin gleich wieder da, muss mir nur eine neue Sitzgelegenheit besorgen.«
    Und schon ist Kommissar Karl durch die Tür auf den Gang entschwunden.
    Wir schweigen uns beide an. Was hätten wir auch sagen sollen? Dass er lieber daheim hätte bleiben sollen? Es gab keinen Grund, seinen Posten in Frage zu stellen. Wie ein altes Ehepaar wissen wir sowieso, was der andere denkt, was der andere auf etwaige Fragen antworten würde, und konzentrieren uns auf das Wesentliche.
    »Wie ist der Stand der Dinge?«
    »Nicht ganz so einfach wie sonst. Die Spurensicherung hat uns mitgeteilt, dass sie Spuren von mindestens zehn verschiedenen Personen am Tatort gefunden hat, doch sie gehen von einem Einzeltäter aus. Anscheinend arbeitet unser Täter mit einer neuen Methode.«
    Wie immer ist Dinkel anfangs etwas schwer von Begriff.
    »Eine neue Methode?«
    »Es sind so viele Spuren vorhanden, dass praktisch jede Spur zum Täter führen kann. Andererseits könnte auch gerade seine Spur nicht vorhanden sein.«
    »Er spielt mit uns.«
    »Und wir müssen die Spielregeln herausbekommen. Allerdings könnte trotz allem bald Licht in die Angelegenheit kommen, wir haben einen Zeugen, der ein verdächtiges Fahrzeug bemerkt und sogar das Kennzeichen notiert hat.«
    Die Tür wird mit Wucht aufgerissen, herein rollt ein riesenhafter Bürostuhl. Dahinter erscheint Kommissar Karl, der ihn mit
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