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Mord fuer Mord

Mord fuer Mord

Titel: Mord fuer Mord
Autoren: Thomas Gehring
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Job.
    »Ich fahre uns zurück zur Dienststelle!«
    »Hatte ich befürchtet«, kommt es zurück.
    Das erspart mir weitere Erklärungen.

5.
    Da war sie ja.
    Es hatte einige Zeit gedauert, doch nun war er wieder in ihrer Nähe.
    Sie würde ihn nicht bemerken, wie sie ihn anfangs auch damals nicht bemerkt hatte, bis er ihr immer näher kam. Und dann schien er fast am Ziel.
    Sie hatte sich ihm hingegeben. Sie liebte ihn. Sie musste ihn doch lieben, wie sonst hätte sie ihn so nah an sich heran gelassen?
    Es war wohl so, dass sie Angst vor einer festen Beziehung hatte.
    Es musste so sein!
    Warum sonst hatte sie ihn, ihn, der alles für sie getan hätte, der bis zum Äußersten für sie gegangen wäre, aus ihrem Leben ausgeschlossen.
    Er würde sie nicht ansprechen, nicht direkt, doch sie sollte wissen, dass er sie gefunden hatte.
    Sie hätte niemals fortgehen dürfen. Niemals!
    Wie hatte sie es nur wagen können?
    Sie verließ mit ihrer Begleitung den Fahrstuhl, beide liefen auf den Platz zu, auf dem ihr Auto geparkt war.
    Nervös fingerte er eine Zigarette aus der Packung. Seine Hände zitterten so vor Aufregung, dass er es erst im dritten Anlauf schaffte, dem Feuerzeug eine Flamme zu entlocken. Knisternd entflammte der Glimmstängel, während er genüsslich den Rauch einsog, ohne auch nur einen Blick von ihr zu wenden.
    Der Mann, der sie begleitete, war eine stattliche Erscheinung, mit Jeans und kariertem Hemd recht leger gekleidet. Laut ihrer Dienststelle ein Arbeitskollege. Neben ihm wirkte sie klein, zerbrechlich, fast zart. Ihr glattes dunkles Haar war unvorteilhaft zur Seite gekämmt und gab den Blick auf ein angestrengtes Gesicht frei. Sie hätte im Kartoffelsack vorüber laufen können, für ihn war sie wunderschön.
    Sie lächelte ihr Gegenüber an. Er würde ein Auge darauf haben, ob sich daraus mehr entwickeln würde, ob er im Extremfall eingreifen müsste.
    Sie war ein Teil von ihm. Unter keinen Umständen würde er sich diesen Teil entreißen lassen. Unter gar keinen Umständen!
    Als das besagte Auto nun aus der Parknische fuhr und Richtung Ausgang an ihm vorbei, drehte er ihr den Rücken zu und tat so, als würde er mit seinem Handy telefonieren.
    Nach ein paar Minuten ließ er sein Handy in seiner Hosentasche verschwinden. Dann schlenderte er langsam, ohne Eile auf sein eigenes Gefährt zu.
    Er hatte Zeit.
    Er hatte sie gefunden.

6.
    Kein schlechter Kerl, dieser Karl.
    Wir waren nach Dienstschluss noch in einer Eisdiele gewesen und hatten so über dies und das geplaudert.
    Er war noch nicht lange hier, ein paar Tage erst, hatte vormals in Köln gearbeitet und war nun in die Gegend zurückgekehrt, in der er geboren war. Zumindest nahezu. Auch hatte er momentan kein Auto, weswegen er auf die Hilfe von Kollegen angewiesen war, wenn es darum ging, einen Tatort zu erreichen.
    Es war mal wieder schön, mit einem sympathischen Mann Konversation zu betreiben.
    Dann war der Cappuccino getrunken, das Eis gegessen, und wir hatten uns die Hand gegeben, und jeder ging in eine andere Richtung davon.
    Die ganze Zeit auf dem Heimweg geht es mir durch den Kopf, wie das wohl wäre, wieder eine feste Beziehung zu haben. Wieder jemandem zu vertrauen.
    Ich parke mein Auto wie immer auf dem Gehsteig. Als ich die Autotür öffne, steht dort schon Hartz IV mit verschränkten Armen. Sie scheint sichtlich verärgert zu sein.
    »Wo warst du so lange?«
    »Wo ich war?«
    Was geht es sie an, wo ich war, ich bin ihr keine Rechenschaft schuldig, aber wieder ziehe ich es vor zu schweigen.
    »Du kommst sonst nie so spät. Jetzt hat der arme Konrad seinen Siebzehnuhrdreißig-Kaffee nicht bekommen.«
    Als ich aussteige, bemerke ich, wie einer der beiden Mistköter an den Hinterreifen meines Autos pinkelt. Ich tue einfach so, als wären beide nicht da, schlage die Autotür zu und gehe Richtung Eingang.
    »Na, um sieben braucht der keinen mehr zu trinken, wegen dem Koffein, sonst kann der ja nachts nicht einschlafen.«
    Ich setze meinen »Merkst du nicht, dass du nervst«-Blick auf, krame meinen Schlüssel hervor, da hat sie sich schon zwischen mich und die Tür gedrängt.
    »So einfach kommst du mir nicht davon.«
    Aus dem Augenwinkel beobachte ich, wie Jonny mit seinem Wasserspender mein Kräuterbeet anpeilt.
    »Der pisst ja schon wieder in meine Kräuter. Ich hab heut absolut keinen Nerv dafür.«
    »Ein Hund ist nun mal ein Hund. Der kann doch nichts dazu. Naja, wenn ich so einsam wäre wie du, wäre ich wahrscheinlich auch schlecht
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