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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf
Autoren: Reginald Hill
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kennenlernen. Nur hat er bisher nicht geantwortet.«
    »Er ist nicht gerade scharf auf gesellschaftliche Verpflichtungen«, sagte Pascoe, dem bekannt war, daß der Polizeibeamte, der Dalziels Post durchsah, die strenge Weisung hatte, alles, was nach gutbürgerlicher Langeweile oder kunstbeflissenem
ennui
roch, in einem großen Müllsack aus Plastik abzulegen.
    »Dem mag so sein, aber ich möchte wirklich, daß er dabei ist, Pete. Könntest du möglicherweise deinen Einfluß geltend machen?«
    Irgend etwas war hier faul. Niemand konnte scharf darauf sein, daß Dalziel an einer Veranstaltung teilnahm, bei der Alkohol ausgeschenkt wurde. Als würde ein Bauer sich bemühen, einen Fuchs in seinen Hühnerstall zu locken.
    »Warum?« sagte Pascoe, obwohl er den Verdacht hegte, es sei wahrscheinlich besser, in Ohnmacht zu fallen und die Szene im Liegen zu verlassen, als die Angelegenheit weiterzuverfolgen. »Warum willst du ausgerechnet Dalziel dabeihaben? Da steckt doch mehr dahinter als nur eine gesellschaftliche Pflichtübung?«
    »Pete, du bist einfach zu scharfsinnig für mich«, sagte Eileen Chung voll Bewunderung. »Du liegst absolut richtig. Die Sache ist die, ich will ihn vorsprechen lassen. Verstehst du, Baby, nach allem, was ich von dir, von Ellie und
allen anderen
über ihn gehört habe, bilde ich mir ein, daß Andy Dalziel die perfekte Besetzung für den lieben Gott wäre!«
    Pascoe mußte sich plötzlich wieder hinsetzen, denn sonst wäre er tatsächlich in Ohnmacht gefallen.

Zwei
    U ngefähr gleichzeitig mit dieser Verkündigung seiner geplanten göttlichen Erhöhung übergab sich Kriminalkommissar Dalziel in einen Putzeimer.
    Zwischen den einzelnen Würganfällen suchte er nach zureichenden Gründen. Eines nach dem anderen ließ er die sechs Biere mit den sechs doppelten Whiskys, die er im »Schwarzen Bullen« heruntergespült hatte, vor seinem geistigen Auge Revue passieren, verwarf sie aber umgehend; unterzog die Würstchen im Schlafrock einer strengen Prüfung, sprach sie aber ebenso frei wie den üppigen, rosinengespickten Butterpudding, den er sich mit einer Flasche Beaujolais im Gentlemen’s Club einverleibt hatte; schließlich erhob er Klage, prüfte die Beweislage und verurteilte das Glas Mineralwasser, zu dem er ohne nachzudenken Zuflucht gesucht hatte, als eines der mit dem Käse servierten Silberzwiebelchen den falschen Weg nach unten genommen hatte.
    Wahrscheinlich war es französisches Mineralwasser gewesen. Wenn das tatsächlich zutraf, brauchte er sein Urteil noch nicht einmal von der nächsten Instanz überprüfen zu lassen. Machten die Franzosen doch auf der Flasche Reklame damit, daß das Zeug Natur pur sei, und das von einer Nation, deren
behandeltes
Wasser ein Pferd umhauen konnte.
    Das Würgen schien ausgestanden zu sein. Ihm fiel auf, daß der Eimer nicht leer gewesen sein konnte, es sei denn, er hatte im Club auch zwei Paar Socken und ein ärmelloses Unterhemd verzehrt. Er hob die Augen und ließ sie durch die Küche schweifen. Er hatte das Licht nicht angeknipst, doch selbst im Dunkeln schrie der Raum nach einem Maler. In dieses Haus war er bei seiner Eheschließung eingezogen und hatte nie die Zeit und Energie gefunden auszuziehen.
    Auf ebendiesem Küchentisch hatte die letzte Nachricht seiner Frau gelegen.
Dein Essen steht im Herd warm.
Er war gelinde überrascht gewesen, als es sich als Fleischsalat entpuppte. Doch erst am nächsten Morgen, als ihn ein hartnäckiges Klopfen aus dem Gästebett holte, in das er sich unwillig altruistisch zu legen pflegte, wenn er nachts nach drei Uhr heimkam, keimte in ihm der Verdacht, daß etwas nicht stimmte. Auf hartnäckiges Klopfen zu reagieren lag im ehefraulichen Zuständigkeitsbereich. Er stellte fest, daß ihr Bett unbenutzt war, ging die Treppe hinunter, fand das untere Stockwerk ebenfalls leer vor, öffnete die Tür, und man hielt ihm ein Telegramm unter die Nase. Dessen Aussage über Ursache und Wirkung war unzweideutig, doch abgesehen vom Inhalt hatte auch die Form, die seine Frau gewählt hatte, um das Ende ihrer Ehe anzukündigen, Dalziel überzeugt. Es war ihr leichter gefallen, Fremde diese Worte lesen zu lassen, als sie ihm ins Gesicht zu sagen! Alle waren davon ausgegangen, daß er das Haus verkaufen und sich eine Wohnung suchen würde, aber seine Trägheit hatte sich mit seinem Dickschädel verschworen, und er konnte sich nie dazu aufraffen.
    Seinem Blick, der zum vorhanglosen Fenster glitt, bot sich eine altvertraute
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