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Mord au chocolat

Mord au chocolat

Titel: Mord au chocolat
Autoren: Cabot Meg
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der Couch steht. Gegen die bin ich gestoßen, weil
ich so weit wie möglich zurückgewichen bin. Seelenruhig wählt sie 911. »Hallo, Mister?«, sagt sie atemlos, mit einer angstvollen Stimme, die nicht wie ihre eigene klingt. »Schicken Sie sofort jemanden hierher! Ich rufe aus dem Apartment 6-J an, Nummer 21, Washington Square West. Da ist der ehemalige Popstar Heather Wells. Sie ist verrückt geworden und in mein Apartment eingebrochen, sie will mich umbringen! Sie hat eine Waffe! Oh...« Dann legt sie auf.
    Völlig verblüfft starre ich sie an. »Das war ein großer Fehler.«
    Pam zuckt die Achseln. »Wir sind in New York City. Haben Sie eine Ahnung, wie lange es dauert, bis jemand hier ist? Wenn die Bullen ankommen, bin ich längst verschwunden. Und Sie sind verblutet.«
    Offenbar weiß sie nicht, was im Park passiert, etwa hundert Yards vom Hauseingang entfernt. Und wie viele Polizisten da draußen herumschwirren. Andererseits würde es keine Rolle spielen, ob in den nächsten zwanzig Sekunden zwei Dutzend Bullen das Apartment 6-J stürmen werden, wenn sie mir eine Kugel in den Kopf jagt, so wie ihrem Ex.
    Genau das hat sie vor, das merke ich, als die Pistolenmündung auf meine Stirn zielt. »Bye, Heather. Was Sie betrifft, hatte Owen völlig recht, Sie sind wirklich keine gute Verwaltungsangestellte.«
    Das hat er behauptet? Wie undankbar! Bei seinem Dienstantritt habe ich mich so bemüht, ihm zu helfen und ihm gezeigt, wo man die besten Bagels kriegt – natürlich abgesehen von der Cafeteria – und so weiter. Und er wagte zu behaupten, ich sei keine gute Verwaltungsangestellte? Wovon hat der Mann geredet? Sind ihm die
Schnellhefter auf dem Schreibtisch der Rezeption gar nicht aufgefallen? Damit habe ich die Kids veranlasst, für ihre eigenen Arbeitsplätze zu sorgen, damit ich mich nicht damit belasten muss. Und meine innovative Methode, die Aufmerksamkeit der Werkstudenten mit dem Fischer Hall Newsletter auf die Ereignisse im Gebäude und drum herum zu lenken? Wusste Owen gar nicht, dass Simon Hague drüben in der Wasser Hall meine Idee gestohlen hat und selber eine Zeitung für seine Werkstudenten gründete – und auch noch den Nerv hatte, dieses Blatt Wasser Hall Newsletter zu nennen?
    Nun?
    Im Augenblick fehlt mir die Zeit, meine emotionale Reaktion auf diesen Verrat zu analysieren, weil ich der Kugel ausweichen muss, die Owens Ex gerade auf mich feuert. Ich ducke mich und springe hinter die Couch. Dabei packe ich das Einzige in diesem Apartment, das mir vielleicht die Chance gibt, die nächsten zwei Minuten zu überleben, bis die Jungs und Mädchen in Blau hier aufkreuzen und meinen armen, von Cellulitis geplagten Arsch retten.
    Das ist Garfield. Allzu glücklich ist er nicht, als ich ihn von seinem Ruheplatz auf dem Sofakissen zerre. Aber der Knall des Schusses hat ihn auch nicht sonderlich erfreut.
    Mit gefletschten Zähnen faucht mich der große orangegelbe Tigerkater an und tut sein Bestes, um sich loszureißen. Ich halte mit einer Hand sein Nackenfell fest, mit der anderen seinen runden Bauch. Zum Glück schwenkt er die spitzen Krallen nicht vor meinem Gesicht herum, sondern in die andere Richtung. So kann er mir nicht entkommen.

    Aber das sagt ihm niemand. Er ist etwa fünfundzwanzig Pfund schwer und besteht nur aus zornigen Muskeln. Er treibt mich an die Grenzen meiner Kräfte. Einige Sekunden lang schmecke und rieche ich nur Fell und Schießpulver – insbesondere, als ich praktisch auf ihm lande. Aber ich lebe.
    Ich lebe.
    Verwirrt starrt Pam auf die Stelle, wo ich eben noch gestanden habe. Dann blinzelt sie, inspiziert den Punkt, wo ich über die Couch gesprungen bin. Als sie erkennt, was ich festhalte, reißt sie die Augen auf.
    »Ja, da sehen Sie’s.« Meine Stimme klingt seltsam gedämpft, weil der Schuss so laut gekracht hat. Deshalb erscheinen alle anderen Geräusche jetzt so leise, auch der Protest des Tiers, das ich umklammere. Wie die City im frisch gefallenen Schnee. »Garfield ist in meiner Gewalt. Wenn Sie näher kommen, wird er es büßen, Pam. Das schwöre ich Ihnen.«
    Das grausige Lächeln gefriert, Pams Oberlippe beginnt zu zucken. »Sie – Sie bluffen«, stammelt sie.
    »Lassen Sie’s doch drauf ankommen!« Der verdammte Kater gibt seinen Widerstand nicht auf. Nur über meine Leiche würde ich ihn loslassen. »Wenn Sie noch einmal abdrücken, treffen Sie mich vielleicht. Aber bevor ich sterbe, werde ich noch genug Zeit finden, um ihm den Hals umzudrehen. So sehr ich
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