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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv
Autoren: John Maddox Roberts
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lassen.«
    »Und wie bringt man einen Apollopriester dazu, Geschäftspartner eines Sklavenhändlers zu werden?«, wollte Julia wissen.
    »Mit Geld natürlich! Gegen einen Prozentsatz, der weit über dem sonst üblichen liegt. Außerdem war er damals noch gar kein Priester. Damals bekleidete sein Vater noch das Amt, und zudem hatte Diocles einen älteren Bruder, dem die Priesterschaft eigentlich zugefallen wäre. Doch der ist gestorben, und so hat Diocles das Amt geerbt und war auf einmal zu bedeutend und zu vornehm, um sich noch länger mit Leuten wie uns abzugeben.
    Aber das Geld hat er weiterhin gerne genommen. Jahr für Jahr hat er seinen Anteil eingefordert, uns aber gleichzeitig behandelt wie einen Haufen Dreck.« Die Frau war ziemlich verbittert, das lag auf der Hand.
    »Und was ist mit den angeblichen Geheimtreffen im Tempel?«, fragte ich. »Du hast mir doch erzählt, dass die unzufriedenen Griechen dort eine Verschwörung aushecken.
    Hast du die nur erfunden, um mich auf eine falsche Fährte zu locken?«
    »Oh, die Treffen hat es wirklich gegeben, aber dabei ist nie etwas herausgekommen. Das waren nur Sprüche von ein paar betrunkenen, unzufriedenen Männern. Für jeden von ihnen stand viel zu viel auf dem Spiel, als dass sie sich auf ein revolutionäres Abenteuer eingelassen hätten. Sie sind nur verstimmt darüber, dass die Römer sich ihnen gegenüber als Herren aufspielen. Allerdings hat Diocles ihnen manchmal geholfen, wenn sie in finanziellen Schwierigkeiten steckten. Er konnte es sich ja leisten, mit all dem Geld, das er aus dem Sklavenhandel eingestrichen hat.«
    »Du hast mir erzählt, dass du einen Spion im Tempel hast«, unterbrach ich sie. »Wer hat dir von diesen Treffen berichtet, Gorgo oder Charmian?«
    »Charmian«, sagte sie traurig. »Arme Charmian. Sie war so lebendig, so stark und so intelligent. Nein, bei Gorgo war im Kopf nicht viel los, dafür umso mehr zwischen ihren Beinen.«
    Zu meiner Überraschung meldete sich Circe zu Wort. »Hast du sie geliebt?«
    Jocasta wirbelte herum. »Aber nein!« Sie war ebenfalls überrascht. »Gorgo war ein süßes, etwas minderbemitteltes Mädchen, eine angenehme Gesellschaft. Aber so ein dummes Ding lieben? Niemals.«
    »Aber diese leidenschaftlichen Verse …«, wandte Julia ein, doch dann hielt sie inne und fuhr mit weit aufgerissenen Augen fort: »Du hast sie für Charmian geschrieben!«
    »Das hatten wir am Anfang sogar kurz überlegt«, sagte ich.
    »Wir haben das Gedicht ja in ihrer Unterkunft gefunden. Aber wir hatten uns auf Gorgo fixiert.«
    »Gorgo hat dich jedenfalls geliebt«, stellte Julia mit vorwurfsvoller Stimme fest. »Sie hat ihren schönsten Schmuck angelegt und dein Lieblingsparfüm ›Zarathustras Verzückung‹ aufgetragen … bestimmt hatte sie den Schmuck und das Parfüm von dir, oder?«
    »O ja, das waren Geschenke von mir. Aber Gedichte habe ich nur für Charmian geschrieben.«
    »Also war Charmian sozusagen die Mittlerin zwischen dir und Gorgo«, stellte Antonia fest. »Oder war es andersherum, und Gorgo war die Mittlerin zwischen dir und Charmian?«
    Jocasta bedachte sie mit einem Blick, der sogar einer Antonierin die Sprache verschlug. »Wie kommst du darauf, dass es nur eine von beiden Möglichkeiten gewesen sein kann?«
    »Du meinst …«, entgegnete sie, als sie sich gefangen hatte, »ihr habt es zu dritt miteinander getrieben?« Auf ihrem Gesicht machte sich eine gewisse Bewunderung breit. »Dann habt ihr euch ja im heiligen Hain des Apollo ein paar ganz schön gewagten Ausschweifungen hingegeben!«
    »In jeder Hinsicht griechisch«, kommentierte ich. »Aber ihr schönstes Schmuckstück hatte sie bei eurem letzten Treffen nicht getragen.« Ich zog die kostbare Halskette unter meiner Tunika hervor und ließ sie in voller Länge zwischen meinen Fingern baumeln, sodass die mit Edelsteinen übersäten Goldglieder aneinander klimperten. Beim Anblick der glänzenden Kette zuckte Jocasta leicht zusammen. »Die hatte sie von Gaeto, habe ich Recht?«
    »Ja!« Sie spuckte das kurze Wort mit einem Hass aus, der ausgereicht hätte, alles Schlechte der ganzen Welt damit zu bedenken.
    »Hast du sie deshalb umgebracht?«
    »Nein. Die Kette ist doch nur ein Spielzeug. Allerdings ein unheilvolles. Charmian hat mir erzählt, dass Gaeto sich ebenfalls mit Gorgo getroffen und ihr sagenhafte Geschenke gemacht hat.«
    »Die arme kleine Leto hat uns berichtet, dass Gorgo nach ihren Verabredungen unterschiedlich gerochen hat. Jetzt wissen wir
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