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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv
Autoren: John Maddox Roberts
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Liktoren und lasse sie verhaften«, bot Hermes an.
    »Nein«, entgegnete ich. »Ich will auf keinen Fall, dass sie Zeit hat, sich irgendeine abstruse Geschichte auszudenken. Ich will sie in die Zange nehmen, bevor sie weiß, dass sie entlarvt ist.«
    »Das werde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen«, sagte Julia. »Ich pfeife auf die praetorale Würde und begleite dich.«
    »Ich auch!«, riefen Circe und Antonia im Chor.
    Ich wusste, wann ich überstimmt war, und so machte sich unser kleiner Trupp auf zu Jocastas Stadthaus. Unterwegs trafen wir Sublicius Pansa, der mit seinen Männern in den Straßen patrouillierte, wie ich es ihm aufgetragen hatte.
    »Hast du mich nicht angewiesen, alle Ansammlungen von mehr als vier Menschen umgehend aufzulösen?«, begrüßte er mich grinsend.
    »Das bezog sich doch nicht auf mich«, knurrte ich. »Und ich will auch nicht von euch eskortiert werden.« Ich wollte vermeiden, dass Jocasta etwa durch Huf getrappel auf uns aufmerksam wurde.
    Da Baiae so klein ist, standen wir bereits wenig später vor ihrem Haus. Die Tür war nicht verschlossen, sodass wir ungehindert hineingehen konnten.
    Wir fanden Jocasta im impluvium. Sie saß am Rande des Beckens und spielte mit einer Lotusblume, die auf dem Wasser trieb. Sie trug eines ihrer Seidengewänder, diesmal ein schwarzes, das sie vielleicht in Erwartung von Gelons Todesurteil angelegt hatte. Als sie mich sah, wusste sie offenbar sofort, dass es aus war für sie. Einer meiner Liktoren legte ihr in der vorgeschriebenen Weise eine Hand auf die Schulter.
    »Jocasta«, sagte ich, »ich verhafte dich wegen Mordes an Gorgo, der Tochter des Apollopriesters, ferner wegen Mordes an deinem Ehemann Gaeto, an Charmian, der Sklavin Gorgos, sowie an Quadrilla, der Frau des duumvir Manius Silva.« Um ein Haar wäre ich entsprechend dem festgelegten Wortlaut fortgefahren »ich führe dich jetzt dem Praetor vor«, doch im letzten Moment wurde mir bewusst, dass ich ja selber der Praetor war.
    Sie seufzte. »Warum bist du bloß so hartnäckig?« Dann zeigte sie auf Gelon und fuhr fort: »Wenn du diesen Dummkopf hättest hinrichten lassen, hättest du mich in Ruhe gelassen - selbst wenn du die Wahrheit irgendwann herausgefunden hättest. Es wäre dir viel zu peinlich gewesen, deinen Fehler einzugestehen.«
    »Mir ist so schnell nichts peinlich«, entgegnete ich. »Ich hätte dich auf keinen Fall davonkommen lassen.«
    »Wie du meinst. Für einen Römer bist du jedenfalls ganz schön empfindlich. Außer dir hätte wohl kaum jemand so viel Aufhebens um den Sohn eines Sklavenhändlers gemacht. Und in einem Punkt irrst du. Char-mian habe ich nicht umgebracht.«
    »Wer war es dann?«, fragte ich.
    »Vielleicht«, meldete Julia sich zu Wort, »solltest du uns einfach alles der Reihe nach erzählen.«
    Jocasta starrte sie mit müden Augen an, ihr Gesicht schien auf einmal um Jahre gealtert. »Bist du für eine römische Ehefrau nicht ein bisschen vorlaut?«
    »Sie ist keine römische Ehefrau«, korrigierte ich sie. »Sie ist ein Mitglied der Familie Caesars.« Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich, wie es einem Praetor während eines offiziellen Verhörs gebührt. Meine Begleiter, Julia eingeschlossen, blieben stehen.
    »Warum sollte ich euch etwas erzählen?«, fragte Jocasta. »Ich muss doch sowieso sterben.«
    »Ich mache dir das gleiche Angebot wie Gelon: kein Kreuz und keine Löwen, sondern eine schmerzlose Enthauptung aber nur, wenn du uns alles erzählst. Das bin ich Manius Silva und Diocles schuldig, und vor allem den Schatten der Toten. Erst wenn sie gerächt sind und dieser Fall erledigt ist, können sie ins Reich der Toten übersiedeln und Frieden finden.«
    »Diocles bist du gar nichts schuldig«, zischte sie voller Verachtung.
    »Gut«, entgegnete ich, »dann lass uns damit anfangen.
    Welche Rolle spielt Diocles in der ganzen Geschichte?«
    »Er war Gaetos Partner! Der Mann in Verona war eine Erfindung von mir. Als Gaeto sich in Baiae niederließ, brauchte er als hiesigen Geschäftspartner einen Bürger von möglichst guter Abstammung. Der Sklavenhandel ist ein äußerst riskantes Geschäft, musst du wissen. Was wäre gewesen, wenn er aus Versehen verschleppte römische Bürger gekauft hätte? Dann hätte er Riesenprobleme bekommen. Wie du selber weißt, wird die Versklavung römischer Bürger mit den schlimmsten Strafen geahndet, weshalb er für den Notfall einen möglichst angesehenen Partner brauchte, um sich vor Gericht vertreten zu
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