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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv
Autoren: John Maddox Roberts
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Problem.«
    »Um die Mauer zu Gaetos Anwesen zu überwinden, musstest du auf dein Pferd steigen«, stellte ich fest, »und jemand musste es halten, während du drinnen dein blutiges Geschäft erledigt hast. Du brauchtest es ja anschließend, um dich wieder aus dem Staub zu machen.« Jetzt wusste ich auch, warum ich an Charmians Leiche Pferdegeruch wahrgenommen hatte.
    »Ich habe mir eingeredet, dass alles gut gehen würde«, fuhr sie mit ihrem Geständnis fort. »Es war ja auch kein besonders weiter Ritt. Also habe ich sie gebadet, neu eingekleidet, und nach Einbruch der Dunkelheit sind wir losgeritten. Auf das Anwesen zu gelangen war ein Kinderspiel; ich bin ja mit den dortigen Gegebenheiten bestens vertraut. Gaeto war ziemlich überrascht, aber er dachte natürlich, dass ich durch das Haupttor gekommen wäre. Ich habe mich ausgezogen und ihm einen Anfall von Leidenschaft vorgespielt. Da er ein Mann war, hat er sich natürlich gefreut und mich gewähren lassen. Ich habe den Dolch in seinem Nacken versenkt und mich wieder angezogen.
    Die ganze Geschichte hat nicht sehr lange gedauert.«
    Mit dieser lapidaren Bemerkung beendete sie das Kapitel über ihren unbequem gewordenen Ehemann.
    »Als wir uns in der Morgendämmerung der Stadt näherten, krümmte Charmian sich plötzlich vor Schmerzen. Es waren die Folgen der Auspeitschung. Ich hätte ihr nicht erlauben dürfen, mit mir zu reiten. Dieser brutale Priester hat sie umgebracht.«
    Tränen liefen über ihre Wangen. Offenbar war Charmians Tod ihr im Gegensatz zu allen anderen nahe gegangen. Sie wischte sich die Tränen ab und fuhr fort. »Wir haben es bis zur städtischen Waschanlage geschafft, weiter konnte sie nicht. Ich habe sie ins Gras gelegt, und da ist sie vor Sonnenaufgang gestorben. Ich war bis zum Schluss bei ihr und habe ihr, so gut es ging, geholfen. Vergeblich - dabei war es so ein schöner Ort.«
    Inzwischen schien sie mir ziemlich erschöpft, ja, sie wirkte fast wie ausgelaugt.
    »Aber du musstest sie ausziehen und nackt zurücklassen«, führte ich ihren Bericht fort, »weil ihre Kleidung, die Uniform deines Hauspersonals, dich verraten hätte.«
    »Du bist wirklich ein schlaues Bürschchen«, entgegnete sie tonlos.
    »Hermes hat das herausgefunden«, gestand ich. »Gelegentlich hat auch er mal eine Sternstunde. Bleibt also nur noch Quadrilla.
    Warum hast du sie umgebracht?«
    »Wegen des Minidolchs.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Quadrilla hat mir den Trick mit dem kleinen Dolch beigebracht und mir gezeigt, wie man ihn im Haar versteckt.
    Griechische Hetären benutzen nämlich keine derartigen Waffen, musst du wissen, da zu ihrer Kundschaft im Allgemeinen keine niederen, brutalen Männer zählen. Die können sich den Besuch bei einer Hetäre gar nicht leisten. Aber unter italischen Huren ist der Trick mit dem Dolch weit verbreitet, und nach dem Ruin ihres Vaters war Quadrilla als junges Mädchen eine Zeit lang gezwungen, sich als Prostituierte zu verkaufen. Wie so viele Ehefrauen aus dieser Gegend hat auch sie mich aufgesucht, um sich von mir in der Verfeinerung ihrer Liebestechniken unterweisen zu lassen. Im Gegenzug hat sie mir beigebracht, wie man als Hure über die Runden kommt - für den Fall, dass ich eines Tages wie ein altes Möbelstück ausrangiert werden sollte, falls du verstehst, was ich meine.«
    »Quadrilla hat dich in ihr Haus geschmuggelt«, stellte Julia fest. »Mit ihr hast du es also auch getrieben.«
    »Nicht nur mit ihr. Auch noch mit diversen anderen Damen der gehobenen Gesellschaft. Wie gesagt, sie kamen zu mir, um sich in gewissen Liebestechniken unterrichten zu lassen, und am besten lernt man bekanntlich durch praktische Erfahrung. Aber Quadrilla ging mir allmählich auf die Nerven. Sie hat mir ständig erzählt, dass sie genau wisse, wer Gaeto auf dem Gewissen hätte. Vielleicht hätte sie ja den Mund gehalten, aber darauf wollte ich es lieber nicht ankommen lassen.«
    »Und die Banditen?«, fragte ich. »Wie hast du mit denen Kontakt aufgenommen?«
    Sie lebte wieder ein bisschen auf. »Durch puren Zufall. Sie haben mich überrascht, als ich mich um Charmians Leiche gekümmert habe. Der Rauch und die Asche hatten sie aus ihrem Unterschlupf getrieben, und sie durchkämmten die Gegend auf der Suche nach Beute. Sie wollten die Pferde, die ich ihnen gerne überlassen habe. Außerdem habe ich ihnen eine üppige Entlohnung in Aussicht gestellt, wenn sie mir einen römischen Praetor und dessen Gefangenen vom Hals schaffen
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