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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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die gedämpften Laute der Verwundeten darunter. Erde prasselte auf die Körper, schwer und unaufhaltsam, die Schreie wurden leiser, dann war es still.
    Stunden später erinnerten nur mehr die leeren Wagen mit den Käfigen an das, was geschehen war. Die Soldaten hatten neben den Gruben Aufstellung genommen, die Fackeln flackerten im Wind.
    Von Freising blickte auf die Erdhügel. Er hörte Schritte hinter sich, ein Räuspern. Langsam drehte er sich um: Leutnant Schickardt stand vor ihm, er hatte zwei Männer mit Gewehren bei sich. Mehr denn je sah der Kommandant der Stadtguardia wie ein Wiesel aus.
    „Pater –“
    „Ich weiß schon. Gehen wir.“
    Der Leutnant zögerte. „Ihr könnt natürlich –“
    Von Freising sah Schickardt mit großen Augen an. „Unweit von hier ist ein kleiner Friedhof, auf dem ich früher oft meine innere Ruhe wiederfand. Wenn ihr mir diesen letzten Wunsch erfüllt …“
    „Natürlich, Pater.“ Der Leutnant fühlte sich nicht wohl dabei, einen Geistlichen exekutieren zu lassen, aber Befehl war Befehl.
    Sie gingen auf das Wäldchen zu, von Freising voran, dann folgten Schickardt und die beiden Soldaten mit geschulterten Gewehren.
    In das Wäldchen führte ein fast zugewachsener Weg, kaum noch als solcher erkennbar. Nach kurzer Zeit kamen die Männer zu einer Lichtung, die von verwitterten Kreuzen und Grabsteinen gesäumt war. Das Mondlicht fiel auf den vergessenen Friedhof, ließ ihn friedlich erscheinen.
    Von Freising atmete tief durch.
    Hilf mir, o Herr.
    Wie als Antwort erklangen von ferne die Glocken von St. Stephan. Es war Mitternacht.
    Und verzeih mir –
    Schickardt dreht sich um. „Nun –“
    – was ich jetzt tun muss.
    Von Freising zog Schickardt den Degen aus dem Gürtel, drehte sich blitzschnell um, durchbohrte den ersten der beiden Soldaten, griff dessen Gewehr, legte auf den zweiten Soldaten an und schoss. Alles geschah so schnell, dass die beiden Soldaten fast in einer einzigen Bewegung umfielen.
    Die Glocken hörten auf zu läuten. Von Freising sah, dass Schickardt immer noch wie erstarrt dastand. Er nahm das Gewehr des anderen Soldaten und richtete es auf den Leutnant.
    Der erwachte aus seiner Erstarrung. „Seid Ihr des Wahnsinns? Ihr seid ein Mann Gottes und –“
    „Ich weiß, wer ich bin. Und ich weiß, dass Gott mir angesichts dessen, was du heute angerichtet hast, verzeihen wird.“
    „Bitte –“
    Von Freising drückte ab und traf Schickardt in den Kopf. Der Leutnant fiel rückwärts zwischen zwei Grabsteine und war tot, noch bevor er auf dem Boden aufschlug.
    Angewidert warf der Mönch das Gewehr neben den Toten.
    Bleibt am Leben. Auf dass wir nicht vergessen werden.
    Das werde ich, Lukas Holzner, dachte von Freising grimmig. Das werde ich.
    Dann verschwand er lautlos im Wald.
    XCV
    Die Turmuhren schlugen Mitternacht.
    Vorsichtig lugte der Preuße aus dem schiefwinkeligen Schuppen. Es hatte aufgehört zu regnen, der Salzgries war menschenleer. Auch in den Häusern und den Soldatenquartieren brannte kein Licht mehr. Nur die vereinzelten Straßenlaternen beleuchteten die nassen Pflastersteine.
    Der Preuße machte einige Schritte auf die Straße und sah nach oben. Die Stadtmauer reckte sich gegen den beinahe wolkenfreien Nachthimmel, das Neue Tor lag nur wenige dutzend Schritte vor ihnen.
    „Unser einziger Weg auf die Bastei“, deutete er Johann und Elisabeth, die neben ihn getreten waren.
    „Dann lass uns mal hoffen, dass es nicht wieder so endet wie beim letzte Mal.“ Johann klopfte dem Preußen auf die Schulter. „Geh du voran, ich nehm das Seil.“
    Die drei schlichen so dicht an der Mauer entlang, wie es nur ging. Kurz vor dem Tor hielten sie inne. Der Preuße schloss die Augen und atmete tief durch.
    Gönn uns diese eine Chance, o Herr , dachte er und bekreuzigte sich.
    Dann lugte er ums Eck, fuhr aber blitzschnell wieder zurück. Zwei Mann der Rumorwache bewachten das Tor. Und sie hatten offenbar etwas bemerkt.
    „Halt! Wer da?“ Die Stimme klang scharf und befehlsgewohnt. „Rauskommen, aber schnell!“
    Diese Stimme, dachte der Preuße, das kann doch nicht –
    Er hob die Hände, bog ums Eck und ging langsam auf die beiden zu.
    „Heinz, bist du verrückt?“, zischte Johann ihm hinterher, aber der Preuße schien ihn nicht zu hören. Die Wachen legten auf ihn an, beobachteten ihn misstrauisch.“ Johann, was macht er?“, fragte Elisabeth mit angespannter Stimme.
    Johann antwortete nicht, er beobachtete, wie sein Kamerad mit den beiden Wachen
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