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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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an. „Was willst du damit –“
    Johann stieß ihn unsanft in den Rücken. „Geh einfach nur weiter, dann lügst du wenigstens nicht.“
    Der Bauer betrat die Rauchkuchl. Die Flammen des offenen Herdfeuers waren die einzige Lichtquelle. Es stank erbärmlich, der Boden war von Schlamm und Mist verkrustet. Überall lagen Essensreste und Hühnerfedern, die vom Rupfen übrig geblieben waren. Die Wände waren schwarz vom Ruß und hatten tiefe Risse.
    Der Bauer ging zum Herdfeuer, nahm einen glimmenden Span heraus und entzündete damit eine Ölfunzel. Er sah, dass Johann seinen Blick durch die Kuchl schweifen ließ und dabei das Gesicht verzog.
    „Was passt denn hier nicht? Bist was Besseres gewohnt, was?“
    „Dass ein Schwein wie du in einem solchen Koben haust, wundert mich nicht. Aber du bist doch kein armes Schwein, oder?“ Johann fixierte den Bauer durchdringend.
    „Ich hab kein Geld. Nur deines, und davon hab ich nichts angerührt.“
    Die beiden Männer standen sich gegenüber. Das flackernde Licht tanzte über ihre Gesichter, Holzscheite knacksten im Feuer, von weit entfernt war das Heulen des Windes zu hören.
    „Mitten im Winter kannst es auch schlecht ausgeben“, sagte Johann und grinste kalt.
    „Es war ein hartes Jahr, List, ehrlich. Ich war am Ende, deshalb hab ich dir dein Geld abgenommen. Wenn ich es“, der Bauer räusperte sich, um seiner Stimme einen festen Klang zu geben, „wenn ich es dir wiedergeb, sind wir dann quitt?“
    „Wir werden sehen.“
    „Aber –“
    „Los jetzt!“
    Der Bauer betrat die Vorratskammer, stellte die Lampe ab und bückte sich nach einem Eisenring, der in den Boden eingelassen war. Bis auf ein paar Säcke mit verfaulten Kartoffeln und einige alte Brotlaibe war die Kammer leer.
    Der Bauer zog kräftig an dem Eisenring. Eine Falltür hob sich und ließ ein schwarzes Loch offenbar werden. Abgetretene Stufen führten in die Tiefe, aus der noch stickigere Luft quoll.
    „Nach dir“, sagte der Bauer.
    Anstatt einer Antwort packte Johann den Mann und stieß ihn die Treppe hinunter. Der Bauer fiel ins Leere, Johann hörte den Aufprall und einen lauten Schrei – der Mann war offenbar auf sein verwundetes Bein gefallen.
    Gut so, dachte Johann. Er packte die Ölfunzel und stieg langsam in die Dunkelheit hinab.
    II
    Der unterirdische Raum war in etwa so groß wie die Rauchkuchl, aber im Gegensatz zum restlichen Haus geradezu hingebungsvoll in Ordnung gehalten. Der festgestampfte Erdboden war sauber, die glatten Steinplatten an den Wänden wirkten wie poliert. Ein großes Kreuz aus schwarzem, glänzenden Holz war zwischen die Platten eingelassen. Es beherrschte den leeren Raum, gab ihm eine diabolische Note.
    Die Luft war drückend und schwer, Johann konnte kaum atmen. Das Kreuz war mit rostroten Flecken übersät, ebenso die Steinplatten daneben. Er strich mit der Hand darüber, fühlte Unebenheiten, schmale Rillen – wie Kratzer …
    Langsam drehte Johann sich zum Bauer um. „Hast du sie hier heruntergebracht, bevor du sie getötet hast?“
    „Getötet? Wovon sprichst du?“ Das unsichere Grinsen verriet die Lüge.
    Johann spürte Wut in sich aufsteigen, Erinnerungen blitzen in ihm auf.
    Die Grube, der Geruch nach Verwesung …
    Seine Hand krampfte sich um den Griff des Messers. Ließ es wieder los. Augen, die ihn aus verrottenden Blättern anstarrten, gebrochen, flehend, tot …
    In einer schnellen, kaum wahrnehmbaren Bewegung packte Johann den Bauer an der Kehle und drückte ihn gegen das Kreuz. „Das wagst du zu fragen?“, zischte er. „Ich hab sie gesehn, ich hab sie alle gesehn, hinten im Wald, in deiner Leichengrube!“
    Der Bauer wand sich unter Johanns Griff. „Aber ich –“
    „Sogar Kinder! Mein Gott, ich sollte dich auf der Stelle töten.“
    „Bitte nicht. Bitte lass mich am Leben!“, keuchte der Bauer.
    Johann presste die Kehle des Mannes fester zu. „Ich hab ehrbarere Männer als dich getötet. Warum sollte ich dich am Leben lassen?“
    „Hab – Erbarmen –,“ röchelte der Bauer.
    Johann dachte an die Menschen, die hier gelitten hatten, in dieser Dunkelheit. Seine Hand krampfte sich noch fester in die Kehle des Bauern, der sich nur mehr schwach wehrte.
    Lass es. Es ist genug.
    Die Bewegungen des Bauern wurden schwächer.
    Lass andere das Urteil vollstrecken.
    Wie so oft hatte die innere Stimme Recht. Johann ließ den Mann los, der zu Boden fiel und krampfhaft versuchte, Luft zu holen. Johann beugte sich zu ihm hinunter. „Hör mir gut zu, du
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