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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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Abitus

    Tyrol,
    Anno Domini 1704
    I
    Der Bauer schlug mit dem Gesicht hart auf und blieb keuchend im Schnee liegen. Er hatte den Schlag nicht kommen sehen, nicht einmal erahnt. Der Angreifer musste mit dem Teufel im Bunde stehen, wenn nicht der Teufel selbst gekommen war, um ihn zu holen. Verdient hätte er es, weiß Gott.
    Sein Kopf schmerzte, alles schien zu verschwimmen – der Wind, der heulend durch die Bäume fuhr, die Tür des heruntergekommenen Bauernhofes, die auf und zu schlug, das Krächzen der Raben, die sich durch den sturmgepeitschten Himmel kämpften …
    Totenvögel, dachte der Bauer.
    Kreist nur weiter über mir, es könnte sich lohnen.
    Dann – Schritte auf dem gefrorenen Boden, die sich ihm langsam näherten. Der Bauer wagte nicht sich zu bewegen und presste die Augen zu. Die Schritte verstummten knapp neben ihm. Eine erdrückende Stille legte sich über alles.
    Aber nur kurz.
    „Man sieht sich immer zwei Mal im Leben, hab ich recht?“
    Diese Stimme. Ruhig, bestimmt. Er hatte sie nur zu gut in Erinnerung, hatte jedoch gehofft, sie nie wieder hören zu müssen.
    „Los, dreh dich um!“
    Der Bauer wälzte sich mühsam auf den Rücken, Schneeflocken rieselten auf sein Gesicht. Langsam öffnete er die Augen.
    Über ihm, verschwommen – drei Gestalten. Eine Frau, ein alter Mann – und er .
    Johann List.
    Da wär mir der Gehörnte lieber gewesen, stöhnte der Bauer innerlich. Er setzte sich vorsichtig auf und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf. Dann blickte er Johann aus zusammengekniffenen Augen an. „Was willst du?“
    „Ich will mein Geld.“
    „Welches Geld?“ Verstohlen tastete der Bauer hinter seinem Rücken nach dem kurzen Eisenstab, der an seinem Gürtel hing. „Ich weiß nicht, wovon –“
    Wieder wurde er überrascht, sah keine Bewegung, fühlte nur plötzlich einen glühenden Schmerz, der durch sein linkes Bein loderte. Er schrie entsetzt auf, sah, dass ein Messer in seinem Oberschenkel steckte, scharf wie ein Türkenschwert. Der Bauer kannte diese Waffe mit dem kunstvoll verzierten Griff – hatte sie sogar schon in der Hand gehabt. Er griff danach, aber sein Gegner war schneller, riss das Messer mühelos heraus und hielt es an die Kehle des Bauern. „Das Bein wächst wieder zu, deine Kehle nicht. Wo ist mein Geld?“
    Der Bauer presste seine Hand auf die Wunde, Blut quoll zwischen den Fingern hervor und versiegte im Schnee. Er schluchzte, stammelte unverständliche Worte.
    Die junge Frau trat zu Johann. „Ist das wirklich notwendig?“
    „Hättest du dasselbe gesehen wie ich, würdest du seinen Kopf fordern, glaub mir. Geht zum Schlitten und holt unsere Sachen, ich bin hier gleich fertig.“
    Mit diesen Worten hob er den Bauern wie einen jungen Hund am Genick auf und schleifte ihn zur Eingangstür. Einen Augenblick später waren die beiden Männer von der Finsternis des Hauses verschluckt.
    Der Geruch des alten Bauernhauses stach Johann sofort in die Nase – eine Mischung aus abgestandener Luft, verdorbenem Essen und Schimmel.
    Wie in den Zellen. Damals.
    Er verzog unwillkürlich das Gesicht. „Hast du jemals frische Luft in dieses Loch gelassen, seit ich weg bin?“
    „Wozu? So bleiben wenigstens Krankheit und Seuche draußen.“ Der Bauer humpelte schneller, das Gesicht schmerzverzerrt, aber Johann hatte ihn sofort wieder beim Genick.
    „Nicht so schnell! Hast ist aller Laster Anfang.“
    Der Bauer verlangsamte seinen Schritt. Gehorsam führte er Johann weiter durch die schmutzige Labe mit den roh gekalkten Mauern, die eine niedrige Decke mit wuchtigen, schwarzen Deckenbohlen trugen. Die Türen zu den Kammern waren geschlossen, die Fenster glichen eher Schießscharten und ließen kaum Tageslicht herein. Die dicken Mauern hielten alle Geräusche ab, es war still – zu still, dachte Johann. Der abscheuliche Geruch und die Dunkelheit ließen ihn an eine Gruft denken.
    Eine der Türen war geöffnet. Johann sah beim Vorbeigehen, dass ein einfaches, frisch bezogenes Bett in der kleinen Kammer stand.
    „Erwartest du Gäste?“
    „Ja, ein französisches Dienstmadel, wenn’s recht ist.“
    Johann hielt sein Messer hoch.
    Der Bauer zuckte mürrisch mit den Schultern. „Alle paar Winter kommt ein Pfaff daher. Nach einer Nacht ist er wieder weg, weiß der Teufel wohin. Aber zahlen tut er gut, also frag ich nicht.“
    „Ganz was Neues, dass wer von deinem Hof wieder wegkommt.“ Johann lächelte grimmig. „Außer mir natürlich.“
    Der Bauer blickte ihn verständnislos
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