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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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jämmerliche Made“, sagte er leise. „Gib mir mein Geld, dann nagle ich dich vielleicht nicht an dieses Kreuz.“
    Der Bauer nickte keuchend und stand mühsam auf. Er humpelte zur Wand und nahm eine der Steinplatten ab. Dann griff er in die Öffnung und zog eine Geldkatze heraus. Johann deutete ihm wortlos, der Bauer warf ihm die Geldkatze zu.
    Johann fing sie auf, wog sie kurz in der Hand. „Scheint noch alles da zu sein.“
    „Hab ich dir doch gesagt. Sind wir jetzt einig?“ Der Bauer stand schwer atmend vor dem Loch in der Wand und rieb sich die Kehle. Seine Haltung wirkte unnatürlich, verrenkt. Und Johann sah auch warum – der Mann bemühte sich, die Öffnung zu verdecken.
    „Geh zur Seite!“
    Als der Bauer keine Anstalten machte, schritt Johann auf ihn zu und stieß ihn weg. Er blickte in das Loch hinein und sah, dass es mit Geldkatzen und zugeschnürten Lederbeuteln gefüllt war. Er nahm einen der Beutel in die Hand, er war schwer und klimperte.
    Johann warf den Beutel vor dem Bauer auf den Boden. Der Beutel platzte auf, dutzende Münzen sprangen durch den Raum und blieben hell singend liegen.
    „Du hast also nur mich bestohlen?“ Johann starrte den Bauer an, dieser senkte den Blick.
    Die Öllampe flackerte, es war totenstill im Raum. Die beiden Männer wirkten erstarrt, wie Statuen.
    „Aus meinen Augen“, flüsterte Johann schließlich.
    Der Bauer konnte es nicht glauben. „Du lässt mich gehen?“
    „Ich sag es nicht zweimal.“
    „Ich danke dir, ich –“, stammelte der Bauer.
    „Dank mir nicht zu früh.“
    Die junge Frau spannte gerade den Ochsen aus, als ein Bellen sie herumfahren ließ. Sie sah den Schäferhund, der aus dem Wald aufgetaucht war und hechelnd auf sie zugelaufen kam.
    Der Hund warf sich vor ihr in den Schnee, sie kraulte ihm den Kopf. „Vitus! Wo hast du dich herumgetrieben?“
    Plötzlich hörte die junge Frau, wie die Tür zum Bauernhaus krachend aufsprang.
    Johann tauchte auf und zerrte den Bauer mit sich. Vitus legte die Ohren an und begann zu knurren. Die junge Frau strich ihm beruhigend über das Fell.
    Der Bauer riss sich los und wollte gerade weglaufen, als ihn Johann am Arm packte.
    „Nicht so schnell, Halsabschneider. Du bekommst nichts zu essen, keine Decke. Nur das, was du jetzt trägst.“
    Der Bauer nickte hastig.
    „Abzüglich deiner Schuhe und Strümpfe, gleich deinen Opfern.“
    „Aber – das ist mein Todesurteil“, stammelte der Bauer, „das nächste Dorf ist Tage entfernt. Ich werd erfrieren.“
    „Das lass Gott entscheiden“, sagte Johann. „Vielleicht hat er ein Einsehen mit dir. Wärst nicht der erste Sünder, den er durchkommen lässt. Und jetzt wird’s bald?“
    Der Bauer erkannte, dass Widerspruch zwecklos war. Während er sich seines Schuhwerks entledigte, begann er zu weinen. Schluchzend kroch er nach vorn und umklammerte Johanns Bein.
    „Ich flehe Euch an. Ich bin nur ein Mann, der ums Überleben kämpft.“
    Johanns Geduld war zu Ende, er zog den Bauer hoch und verabschiedete ihn mit einem Tritt in Richtung Wald. Der Bauer stürzte, dann rappelte er sich auf und stapfte mit bloßen Füßen durch den Schnee davon, als würde er über glühende Kohlen laufen. Gleich darauf war er zwischen den Bäumen verschwunden.
    Die Frau drehte sich zu dem alten Mann um, der neben dem Ochsen stand. Das Tier dampfte trotz der beißenden Kälte vor Anstrengung, es hatte den schweren Schlitten den ganzen Tag durch den Schnee gezogen. Der alte Mann strich über die Flanken des Ochsen, das Tier schnaubte.
    „Großvater, verstehst du das?“
    Der alte Mann zuckte mit den Achseln. „Der Johann weiß schon, was er tut.“ Es hatte aufgehört zu schneien, der alte Mann klopfte sich die Schneeflocken von seinem dicken, gegerbten Mantel. Er blickte in den dämmrigen Himmel, in die vom Wind zerrissenen Wolken, dann wieder zu der jungen Frau. „Es wird bald dunkel. Bring die Sachen hinein, ich versorg das Tier.“ Er zog den Ochsen samt Schlitten zum Stall, der Hund folgte ihm.
    Die Frau hob die Bündel auf und ging auf Johann zu. Er umarmte sie wortlos, dann zeigte er ihr seine Geldkatze.
    „Das müsste vorerst reichen, aber im Keller ist noch mehr. Lass uns hierbleiben und die kältesten Tage abwarten. Dann können wir weiter, mit dem Geld schlagen wir uns schon durch.“
    Die junge Frau sah den Spuren des Bauern nach. Blutstropfen sprenkelten den Schnee, denn Johann hatte den Mann die Wunde nicht verbinden lassen. Dann blickte sie auf das Bauernhaus,
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