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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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wurde rot.
    „Ich räum noch schnell zusammen.“
    „Dafür haben wir später genug Zeit. Tagelang, wenn du willst.“
    Sie wehrte sich nicht, als er sie mit sich zog.
    In der Kammer war es eisig kalt. Johann und Elisabeth entkleideten sich schnell und schlüpften in das schmale Bett unter die Decke. Es war dunkel im Raum, bis auf die Kerze, die Johann mitgebracht hatte und die jetzt in einer Halterung an der Wand steckte. Die Kerze flackerte in der Zugluft und spendete behagliches Licht.
    Als sie sich umarmten, fühlte Elisabeth sich mit einem Male unsicher. Sie hatten sich nur einmal geliebt, in jener Nacht im Dorf, bevor die Männer und die Soldaten zum Kampf aufgebrochen waren. Diese Nacht war wunderschön gewesen, aber würde es wieder so sein? Würde Johann sie wieder so lieben, jetzt, wo er einmal bekommen hatte, was er wollte?
    Als ob er ihre Zweifel spürte, rieb Johann zärtlich seine Wange an der ihren und begann sie sanft zu liebkosen, berührte ihre Brüste, küsste ihren Bauchnabel, dann ihre Schenkel. Wärme stieg in Elisabeth hoch, ließ sie aufstöhnen und alle Zweifel verfliegen.
    Der alte Mann sah aus dem Bleiglasfenster. Es war mit Schneeblumen übersät, aber er konnte in der Ferne trotzdem die verschneiten Wälder und Berge erkennen, eisblau und kalt im Mondlicht. Der Wind heulte ums Haus, es schien dem alten Mann, als würde er Laute von jenseits der Berge mit sich bringen, Stimmengewirr, das Prasseln von Feuer, Schreie …
    Johann genoss es, Elisabeths Lust zu spüren. Sie war so ganz anders als die Frauen, die er bisher gekannt hatte. Elisabeth war rein, sie war klug und schön, er liebte sie, liebte alles an ihr, ihr Lachen, ihren wohlgeformten Körper, ihr Haar, in dem sich das Licht der Kerze fing.
    Sie bewegten sich im Einklang, so selbstverständlich und vertraut, als ob sie sich schon immer gekannt hätten.
    Der alte Mann konnte seine Tränen nicht länger zurückhalten. Er weinte darum, was das Schicksal ihm angetan hatte. Der schmerzliche Verlust seiner Frau, die er über alles geliebt hatte. Der tyrannische Sohn, der ihm alles raubte, was er aufgebaut hatte. Und die schreckliche Vergangenheit, die das Dorf eingeholt und ihren Tribut gefordert hatte.
    Was war das für ein Leben, das der Herr für ihn auserkoren hatte? Was für ein Lebensabend, der ihn erwartete? Wenn es nach ihm ging, wäre er gern einfach entschlafen, jetzt, wo Elisabeth jemanden an ihrer Seite hatte, der für sie durchs Feuer ging.
    Die Tränen versiegten. Der alte Mann fuhr sich mit der Hand über die nassen Augen, dann blickte er nachdenklich auf die Handfläche, auf die unmerklichen schwarzen Linien, die sich wie ein Spinnennetz darüber zogen.
    Die Hitze des Feuers.
    Ihm war schon seit Tagen, als würde ein Feuer in seinem Körper lodern.
    Und er kannte auch den Grund dafür.
    Elisabeth drückte Johanns Wange an die ihre, seinen Oberkörper an sich, kein Abstand sollte sie trennen, alles verbinden, um gemeinsam eins zu sein. Elisabeth spürte immer mehr, dass es nicht so war wie beim ersten Mal. Es war schöner.
    Sie bewegten sich schneller, verloren sich in ihrer Lust.
    Der alte Mann riss sich sein Hemd vom Oberkörper.
    Die Hitze des Feuers.
    Im fahlen Licht des Mondes sah er die tiefen, schwarzen Verästelungen, die sich in den letzten Tagen immer stärker ausgebreitet hatten und nun schlangengleich über die ganze Brust pulsierten …
    Johann sank auf Elisabeth, sie schloss die Augen und drückte ihn, so fest sie konnte, an sich. Alles um sie herum war vergessen, die Vergangenheit, die Zukunft. Es war einer jener Momente, die man am liebsten einfangen und festhalten wollte, damit sie nie vergehen mögen.
    Das Licht der Kerze ging flackernd aus.
    Der alte Mann wusste, dass er zu ihnen gehörte. Deshalb brachte ihm der Wind ihre Stimmen, dunkel und verlockend. Würde er so werden wie sie , wie – sein Sohn?
    Hitze. Und Wut.
    Wut, die in den letzten Tagen immer stärker aufgekeimt war. Wie lange würde es dauern, bis sie ihn beherrschte? Bis er denen etwas antat, die er liebte?
    Aber so weit würde es nicht kommen.
    Dafür würde er sorgen.
    IV
    Sie wurde mit voller Wucht gegen die Holzwand geschleudert. Benommen taumelte sie zurück. Verschwommen sah sie ihn:
    Seine strähnigen Haare hingen ihm ins Gesicht, das von schwarzen Verästelungen durchzogen war. Seine Kleidung war zerfetzt, die Hände voll getrocknetem Blut. Er glich eher einem Dämon aus der Hölle als einem Menschen, aber was immer er auch war
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