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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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– er war zurückgekehrt, um seine Tochter zu holen.
    Langsam schritt er auf sie zu.
    Sie riss die Arme hoch, er durfte sie nicht in die Hände bekommen, sie musste –
    Elisabeth erwachte keuchend, alptraumhafte Bilder wie Blitze vor den Augen, die langsam schwächer wurden. Dann hörte sie die leisen Atemzüge neben sich, sah Johann, der ruhig neben ihr schlief.
    Es war dunkel im Raum, bis auf die schmalen Streifen des Mondlichts, die auf Bett und Wände fielen.
    Beruhige dich. Es war nur ein Alptraum.
    Nicht der erste, seit sie geflüchtet waren, aber noch nie war er so eindringlich gewesen. Sie vermeinte noch die Stimmen der Dorfbewohner und das Prasseln der Flammen zu hören, konnte das Blut riechen und ihn sehen, wie er unerbittlich auf sie zukam –
    Genug! Das war vorbei, und es galt, in die Zukunft zu blicken.
    Elisabeth fröstelte plötzlich, es war eiskalt in der Kammer. Ihre Kehle war trocken, und sie beschloss, in die Kuchl zu gehen und etwas Wasser zu trinken. Leise stand sie auf, um Johann nicht zu wecken, warf sich eine der Decken über und schlüpfte aus dem Raum.
    Die Labe war dunkel. Der Wind strich um das Haus und ließ die Balken ächzen, sonst war es still.
    Elisabeth tastete sich langsam in Richtung Kuchl vor, als sie von oben ein Geräusch hörte. Sie blieb stehen und lauschte in die Finsternis hinein.
    Ein Kratzen, dann etwas, das wie ein Scharren klang.
    Ungeziefer, dachte sie und tastete sich weiter. Sie wusste um das Eigenleben, das Gebälk und Mauern führten, vor allem in stürmischen Nächten.
    Wieder das Kratzen.
    Elisabeth erstarrte.
    War ein größeres Tier ins Haus eingedrungen, oder schlimmer noch: ein Mensch? Sie erinnerte sich an das wieselgleiche, heimtückische Gesicht des Bauern, den Johann in den Wald getrieben hatte. War er zurückgekommen, um sich zu rächen?
    Das Geräusch verstummte wieder.
    Elisabeth blieb noch einen Augenblick stehen, dann ging sie weiter. Es musste eine Sinnestäuschung gewesen sein, hervorgerufen durch den Alptraum, kein Wunder, dass –
    Ein Poltern von oben. Laut und unmissverständlich.
    Elisabeth verharrte erneut. Niemand war im oberen Stockwerk, bis auf ihren Großvater. Ihre Gedanken rasten. War ihm etwas zugestoßen? Es schien ihm die letzten Tage nicht gut gegangen zu sein, was, wenn er plötzlich einen Fieberanfall bekommen hatte und gestürzt war? Blitzartig sah sie den alten Mann vor sich, wie er am kalten Boden lag, nicht fähig zu rufen, auf Hilfe wartend …
    Elisabeth lief an der Rauchkuchl vorbei und stieg eilig die Treppe hinauf.
    Sie konnte den alten Mann in der dunklen Kammer fast nicht erkennen, aber sie sah seine Umrisse auf dem Bett und hörte sein Atmen, unruhig und schwer. Erleichtert schloss Elisabeth wieder die Tür.
    Der Gang lag dunkel vor ihr. Die Türen waren alle geschlossen, bis auf die letzte neben der Stiege. Sie stand einen Spalt breit offen. Elisabeth war sich sicher, dass die Tür geschlossen war, als sie die Kammer für den Großvater hergerichtet hatte.
    Vielleicht hat sie nur der Wind aufgestoßen?
    Sie lauschte. Wie als Antwort drangen Laute durch die Finsternis, sie klangen, als ob jemand Sachen herumwarf.
    Langsam ging Elisabeth auf die Tür zu. Ihr Herz schlug wie wild in ihrer Brust, sie wagte kaum zu atmen. Noch drei Schritte, noch zwei, dann hatte sie die Tür erreicht.
    Sie holte tief Luft, öffnete vorsichtig die Tür und lugte in den Raum.
    An seiner Stirnseite war ein kleines Fenster, durch das das Mondlicht ein Muster auf den Boden warf, einem gigantischen Kreuz gleich.
    Und in diesem Kreuz lag etwas … Elisabeth blickte genauer hin, erstarrte.
    Dann packte sie eine Hand von hinten an der Schulter.
    V
    Er stand vor ihr. Seine strähnigen Haare hingen ihm ins Gesicht, das von schwarzen Verästelungen durchzogen war –
    „Elisabeth!“
    Sie schrie, wich vor ihm zurück. Seine Kleidung war zerfetzt, die Hände voll getrocknetem Blut.
    „Ich bin’s, beruhig dich!“
    Sie sah wieder klar. Sah, dass es Johann war, der vor ihr stand, und nicht – „Johann?“, stammelte sie. „Musst du mich so erschrecken?“
    Er nahm sie in die Arme. „Verzeih. Ich bin aufgewacht und habe mir Sorgen um dich gemacht.“
    „Ich hab Geräusche gehört, und dann –“
    „Du solltest in diesem Haus nicht allein herumlaufen. Vor allem nicht in der Nacht.“
    Sie löste sich von ihm. „Was hat es mit diesem Ort auf sich? Und was hat das“, sie zeigte auf den Boden, „zu bedeuten?“
    Johann sah, dass der ganze
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