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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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Raum mit Schuhen in allen Größen angefüllt war, dazwischen Rucksäcke, Mäntel, vereinzelt auch Gebrauchsgegenstände wie Pfeifen und Stöcke und sogar etwas Spielzeug.
    Es waren die Habseligkeiten all derer, die dem Bauern zum Opfer gefallen waren.
    Obwohl Johann wusste, was in dem einsamen Bauernhof vorgefallen war, obwohl er die Grube im Wald und die unterirdische Kammer im Haus gesehen hatte, traf ihn dieser Anblick bis ins Herz. Die Kleidungsstücke und Schuhe verschwammen vor seinen Augen, und auf einmal schien ihm, dass die Leichen aus der Grube auf dem Boden lagen, stumm und anklagend, im bleichen Licht des Mondes, im Schatten des Kreuzes …
    Plötzlich bewegte sich etwas hinter dem Haufen.
    Johann zog blitzschnell sein Messer und drückte Elisabeth hinter sich. Er deutete ihr still zu sein, dann ging er langsam um den Haufen herum. Im Raum war es eiskalt, aber die Hand mit dem Messer zitterte nicht. Noch zwei Schritte, noch einer –
    Vitus streckte seinen Kopf zwischen den Schuhen hervor und blickte ihn hechelnd an.
    Er musste in der Nacht hier herauf geschlichen und in dem Haufen gewühlt haben. Johann steckte das Messer wieder ein.
    „Vitus, hierher!“, rief er bestimmt. Der Hund knurrte, gehorchte aber. Er strich winselnd um Johanns Beine und ließ etwas aus seinem Maul fallen. Elisabeth hob es auf.
    Es war ein kleiner Stiefel, offenbar von einem Kind, übersät mit dunkelroten Flecken.
    Grauen überfiel Elisabeth, sie ließ den Stiefel fallen und packte Johann am Arm. „Was ist hier geschehen? Sag mir die Wahrheit.“
    Johann überlegte kurz, aber es gab keinen Grund, noch länger zu schweigen. „Der Bauer, der mich bestohlen hat –“
    „Ja?“
    „Ich war nicht der einzige. Er muss schon seit vielen Jahren Leute überfallen, und – getötet haben. Es gibt im Wald eine Grube, voll mit Leichen.“
    Elisabeth starrte ihn voller Schrecken an. „Und dieses Ungeheuer hast du laufen lassen?“
    „Sollen doch Gott oder der Teufel ihn richten. Außerdem wird er nicht weit kommen. Er hat keine Schuhe und Strümpfe, nichts zu essen. Ich geb ihm zwei Tage bei diesem Schnee, dann wird er sich vor jemand Höherem verantworten müssen.“
    Elisabeth überlegte einen Augenblick, dann sah sie ihm fest in die Augen. „Es war richtig, ihn nicht zu töten. Aber du hattest kein Recht, mir zu verschweigen, was in diesem Haus vor sich gegangen ist.“
    Johann dachte an die unterirdische Kammer, an die Kratzer an der Wand. „ Verzeih mir.“
    „Nur, wenn wir morgen früh aufbrechen.“ Elisabeth blickte auf die Kleidungsstücke, auf den kleinen Stiefel. „Ich bleib auf keinen Fall länger hier.“
    „Wir müssen aber. Der Winter –“
    „Wir schaffen es. Mit dem Schlitten und den Lebensmitteln in diesem Haus bestimmt.“ Sie presste die Lippen entschlossen zusammen.
    Johann sah, dass es sinnlos war, weiter zu streiten. Und vielleicht hatte sie recht – Johann war nicht abergläubisch, aber auch er spürte die Bösartigkeit dieses Ortes. Das Haus schien das Echo der schrecklichen Taten, die hier begangen worden waren, aus allen Poren zu verströmen.
    „Also gut. Morgen in der Früh verschwinden wir.“
    Vitus bellte zustimmend.
    VI
    Der Morgen begrüßte sie mit einem glasklaren Himmel, die Sonne ließ die schneebedeckten Flächen wie Smaragdwiesen funkeln.
    Sie luden ihre wenigen Habseligkeiten und Essensvorräte auf den Schlitten, dann spannte Johann den Ochsen davor. Elisabeth half dem Großvater in den Schlitten und breitete eine Decker über sich und den alten Mann.
    Johann setzte sich vorn auf den Schlitten. „Haben wir alles eingepackt?“
    „Ja, ich hab alles. Ist ja nicht viel“, murmelte der alte Mann müde. Elisabeth blickte ihn besorgt an.
    Johann schnalzte mit den Zügeln, der Ochse zog an, und sie ließen den Bauernhof hinter sich.
    Zu Johanns Überraschung kamen sie zügig voran. Sie fuhren zunächst an einem Bach entlang, der größtenteils von Eis bedeckt war. Es hatte in der Nacht nur mehr wenig geschneit, der Schnee war bretthart und bildete einen festen Untergrund. Der Weg lag unter dem Schnee begraben, so orientierte sich Johann an der Sonne und dem Moos an den Bäumen.
    Langsam wurde der Wald dichter, was ihr Vorankommen verlangsamte. Hie und da gönnten sie dem Ochsen und sich selbst eine Pause, aber nur kurz, denn von den schroffen Bergen wehte beständig ein eiskalter Wind herab, der sie bis in die Knochen frieren ließ.
    Wenn der Wind einmal kurz aussetzte, war die Landschaft
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