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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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in den grauen Himmel empor.
    Es war ein Bild der Hoffnungslosigkeit, so unmenschlich, dass sich Hans und Karl, die beiden hartgesottenen Rumorwächter, schnell bekreuzigten.
    „Gott stehe ihnen bei …“, flüsterte Hans.
    „Gott steht ihnen bei. Es sind die Menschen, die sich von ihnen abgewandt haben.“
    Hans und Karl erschraken, als sie die Stimme hörten, und fuhren herum. Hinter ihnen stand ein großer Mönch, ein Jesuit, und blickte mit ausdruckslosen Augen auf den Zug der Verdammten.
    „Pater, Ihr müsst hier weg“, sagte Karl. „Niemand darf auf den Straßen sein außer –“
    „ Sie . Ich weiß.“
    „Was macht Ihr dann hier?“
    Ja, was machte er hier? Die Bilder der Ausgestoßenen und Virgils Ermordung waren ihm nicht aus dem Kopf gegangen. Tief in seinem Inneren wusste er, dass er noch etwas tun musste, und wenn es das Letzte in seinem Leben war.
    Er hatte eine kleine Kapelle betreten und gebetet. Unablässig war ihm durch den Kopf gegangen, was er zu Elisabeth in den Kerkern der Inquisition gesagt hatte: dass Gott sie retten würde.
    Aber wie?
    Hinter ihm saßen zwei alte Frauen, die über einen Abtransport sprachen und darüber, dass nun alles bald vorbei sei. Ihre Stimmen waren kalt gewesen, bar jeden Mitleids.
    Abtransport .
    Vorbei .
    Von Freisings Augen waren auf den Altar gefallen, auf die Statue des Erlösers dahinter.
    Vorbei .
    Und mit einem Male hatte er gewusst, was zu tun war. Er war aufgestanden und aus der Kapelle gestürmt, vorbei an den alten Weibern, die ihm erschrocken nachsahen.
    „Geht, Pater“, sagte Karl, „Ihr könnt ihnen doch nicht helfen.“
    Der Mönch sah ihn an, sein Blick schien Karl bis in die Seele zu reichen. „Du irrst – ich bin der Einzige, der ihnen noch helfen kann.“
    Dann ging er langsam auf die Straße hinaus, auf die Kranken zu.
    „Pater –“ Hans wollte ihm nach, aber Karl hielt ihn zurück.
    „Lass ihn.“
    Von Freising näherte sich den Kranken. Er sah, dass einige ihn hoffnungsvoll anblickten, dann versperrte ihm ein Guardist den Weg.
    „Zurück!“, befahl der Mann mit scharfer Stimme.
    Von Freising blickte ihn ruhig an. „Ich habe den Auftrag, diese Menschen zu begleiten.“
    „Wer hat Euch den Auftrag gegeben?“
    „Wollt Ihr meine Autorität als Mann Gottes anzweifeln?“
    „Pater, kommt zu uns!“ Eine alte Frau, die sich an ihren Mann gekettet dahinschleppte, rief diese Worte. Jetzt sahen auch andere den Mönch, leere Augen füllten sich mit Leben. „Steht uns bei!“
    Der Wachsoldat drehte sich unbehaglich zu seinem Kameraden um. Dieser zuckte mit den Schultern. „Lass ihn halt. Ich sag Leutnant Schickardt Bescheid, soll der das entscheiden.“
    Der Guardist gab den Weg frei, von Freising reihte sich den Kranken ein. Die alte Frau ergriff seinen Arm und sah ihn voller Hoffnung an.
    „Pater, werdet Ihr bei uns bleiben?“
    Er legte beruhigend seine Hand auf die ihre. „Das werde ich.“
    Und als er diese Worte sprach, wusste Konstantin von Freising, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Der Geistliche schritt mit den anderen davon, bald waren sie nicht mehr zu sehen. Doch immer noch kamen Kranke die Straße entlang, wurden von den Soldaten vorwärts getrieben.
    „Mir reicht’s.“ Karls Stimme war entschlossen.
    „Was meinst damit?“ Hans sah ihn verwundert an.
    „Ich hau ab. Hätt ich schon tun sollen, nachdem wir den Heinz befreit haben. Diese Stadt stinkt von oben bis unten, und wer weiß, was wir als Nächstes tun müssen.“
    „Bist du wahnsinnig? Du kannst doch jetzt nicht einfach gehen, die werden dich aufknüpfen.“ Hans sah seinen Kameraden beschwörend an.
    Karl zögerte, sein Blick fiel auf die schwer bewaffneten Stadtguardisten. Dann senkte er den Kopf. „Hast ja recht.“
    „Heut noch die Nachtschicht, und morgen lassen wir uns so was von voll laufen.“ Hans klopfte ihm auf die Schulter. „Dann schaut das Leben wieder gleich ganz anders aus.“
    Karl schulterte sein Gewehr, wortlos versahen die beiden Männer weiter ihren Wachdienst.
    XCII
    Von Freising ging mit den Kranken. Mittlerweile war bis auf das Klirren der Ketten und den dröhnenden Schritten der Soldaten nichts mehr zu hören. Der kalte Wind fegte unbarmherzig durch die Gewänder der Kranken. Eine seltsame Apathie hatte sich ihrer bemächtigt, als ob sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden hatten.
    Die Soldaten trieben den Zug der Verdammten immer weiter. Nachdem sie das Burgtor hinter sich gelassen hatten, zwängte sich die
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