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Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts
Autoren: Simon Higgins
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an Jiro hinauf und hinab, dann wandte er sich seinem Herrn zu und verbeugte sich. Der Ganove brachte ein nervöses Grinsen zustande.
    »Ihr seid entlassen!«, grunzte Silberwolf.
    Unsichtbare Diener schoben die Türen auf. Wie ein Mann verbeugten sich die Gefolgsmänner und wandten sich zum Ge hen. Die zwei Sa murai schossen vor und sammelten die Shuriken auf. Mit ihren kurzen Schwertern lösten sie sie aus der Zimmerdecke und der Holzplanke.
    Der Kriegsherr von Momoyama wartete, bis sein Audienzzimmer sich ge leert hatte, dann ließ er seinen Kopf hängen und flüsterte: »Wer soll uns aufhalten?«

VIER
    WARNUNGEN AUF DER GROSSEN STRASSE
    Moonshadow grinste, als er die Straße entlangtrottete. Das herr liche Frühlingswetter selbst eig nete sich schon, um alle zum Lächeln zu bringen, aber ein berauschendes Gefühl der Freiheit verdoppelte seine Freude. Es gab so viel zu sehen, zu riechen, zu hören, und alles war vollkommen neu. Im Laufe seines Lebens hatte er den Hauptsitz des Ordens vom Grauen Licht, das versteckte Kloster bei Edo, mehrfach verlassen. Zuerst war er nur zu Besorgungen losgeschickt worden, damit er Grundregeln guten Benehmens studieren konnte und lernte, verantwortungsvoll mit Geld umzugehen.
    Dann hatte man ihn Spie le spielen lassen wie ›geheimer Botengang‹. Er musste kodierte Nachrichten überbringen oder einholen, später hatte er einfache Spionageaufträge erfüllen müssen. Im Laufe der Zeit hatte er verschiedene Arten von Menschen kennengelernt. Aber niemals solch eine Vielfalt, denn er war auf der Tokaido-Landstraße noch nie so weit nach Westen gekommen. Es gab hier Leute vom Land genauso wie solche aus der Stadt, sie gingen, liefen oder humpelten. Männer, Frauen, Kinder aller Klassen.
Ge nauso neu und noch interessanter: Hier gab es sogar Mädchen. Überall.
    Nicht lange nachdem er Edo ver lassen hatte, bemerkte er in der Ferne plötzlich ein Augenpaar, das seinen umherschweifenden Blick traf. Es gehörte zu einem Bauernmädchen, das ungefähr in seinem Alter war. Sie war allein mit einem Bündel auf dem Rücken und hielt ei nen Stock in der Hand. Sie war hübsch, gerten schlank. Ganz plötz lich lächelte sie ihn an. Er fühlte, wie er errötete. Moonshadow blieb stehen und betrachtete einen Baum neben der Stra ße. Ein merkwürdiges, unbehagliches Gefühl ergriff ihn. Noch nie hatte so ein hüb sches Mädchen ihn di rekt an gese hen, geschweige denn ange lächelt. Er starrte den Baum an und hoffte, dass sie inzwischen weitergegangen wäre.
    Nach einer Weile drehte er sich behutsam um und musterte die Straße vor sich. Das Mädchen war schon weit weg und entfernte sich mit ziem licher Geschwindigkeit noch weiter. Offensichtlich suchte sie Anschluss an eine klei ne Gruppe von Bauern, die schon hinter einer Kuppe verschwanden.
    Sie schloss zu ihnen auf und das unbehagliche Gefühl ließ nach. Dann waren sie alle außer Sichtweite.
    Moonshadow tadelte sich selbst für seine Trödelei und mach te sich wieder auf den Weg. Er blickte zurück in Richtung Edo und ein plötzliches Gefühl der Leere überkam ihn. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er den täglichen Umgang mit Eagle, Heron, dem grummeligen Badger, Groundspider und sogar Mantis vermisste, trotz des harten Trainings und seiner
endlos vorgetragenen Binsenweisheiten. Ja, der Orden vom Grauen Licht war für ihn so etwas wie eine Familie. Und so aufregend und neu hier alles war, hier draußen in der Welt, sehnte sich ein Teil von ihm doch nach … zu Hause. Die Welt ist ein einsamer Ort, dachte er, für diejenigen, die allein sind.
    Moon erinnerte sich an ein Gespräch, das er mit Heron über Einsamkeit geführt hatte.
    Obwohl Groundspider ihm den Gebrauch von Rauchbomben bei gebracht hatte, war es He ron gewesen, die dem jungen Nanashi gezeigt hatte, wie man sie herstellte. Sie hatte ihn auch gelehrt, mit dem kurzen Naginata zu kämpfen, einer Stabwaffe mit ei ner einzigen gekrümmten Klinge, und hatte ihn im Gebrauch von Verkleidungen, Giften und Schlafdrogen unterwiesen.
    Er erinnerte sich an einen warmen Herbsttag mit goldenen Blättern zu ihren Füßen. Heron hatte ihn im Garten des Klosters unterrichtet und seine Kenntnisse von Kräutern und Blumen getestet, aus deren Essenzen sich Tränke herstellen ließen. Sein wiederholtes Versagen, einen gebräuchlichen Blumenbestandteil zu erkennen, hatte ihre sonst so samtigen Augen hart werden lassen und ihren freien, graziösen Schritt ver steift. Schließlich hatte sie ver ärgert
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