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Moonlit Nights

Moonlit Nights

Titel: Moonlit Nights
Autoren: Carina Mueller
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Handtuch
fallen und Liam hielt kurz die Nase in die Luft. Zweifelnd
schnupperte ich an meinem Arm. Ich konnte es nicht gewesen
sein. Ich roch nach Vanille. Meinem Lieblingsduschgel. Liam
machte nicht die geringsten Anstalten sich umzudrehen, trotzdem
beeilte ich mich beim Anziehen. Keine zwei Minuten später stand
ich ausgehbereit hinter ihm. »Fertig!«, strahlte ich ihn an. Liam
drehte sich um und hob kurz seine Augenbrauen. Scheinbar gefiel
ihm, was er sah. »Du hättest dich nicht so beeilen brauchen. Wenn
ich sage, dass ich nicht schaue, mache ich das auch nicht«, neckte
er mich und ich merkte, wie ich schon wie der rot wurde. Alter
Ärger-Wolf! »Wo geht’s denn hin?«, versuchte ich abzulenken.
Es funktionierte. »Ich hab’ mir überlegt, wir gehen erst etwas
essen und danach ins Kino. Ich hab’ auch noch einen Film
ausgeliehen, falls du nicht ins Kino willst oder nicht so lange
ausbleiben darfst.« Liam – umsichtig wie immer. Es versprach,
ein schöner Abend zu werden. Liam stand auf und ging zu meiner
Zimmertür. »Kommst du?«, fragte er hoffnungsvoll. »Ja, ich hol’
nur grad’ noch Geld.« Liam verdrehte die Augen, packte mich am
Oberarm und zog mich hinter sich her. »Du bist natürlich
eingeladen.«
Auch gut, dachte ich mir und schmiegte mich beim Gehen an
Liams starke Schulter. Mittlerweile hatte ich mich an Liams
altmodische Art gewöhnt und manchmal konnte das wirklich ganz
bequem sein. Das Restaurant war ungefähr eine 15-minütige
Autofahrt entfernt. Als ich den Laden sah, in den Liam mich
ausführte, war ich heilfroh, dass ich mich etwas schicker
angezogen hatte. Das Wort »piekfein« war noch untertrieben.
Nachdem wir eingetreten waren, nahm Liam mir den Mantel ab
und ging zielstrebig auf einen pinguinähnlichen Herrn zu. Nicht
nur, dass seine schwarz-weiße Kellnergarderobe ihn so aussehen
ließ; er war auch noch klein und dick und seine Nase hatte
durchaus etwas von einem Schnabel. Watschelnd brachte er uns
zu einem Zweiertisch. Ich musste schmunzeln, als ich ihn von
hinten betrachtete, wie er bei jedem Schritt hin und her wackelte.
Liam sah mich zuerst mahnend an, doch dann musste er selbst
grinsen. Und nur, um das einmal festzuhalten: Sein Grinsen war
wesentlich schadenfroher als meins. Der Pinguin rückte mir den
Stuhl zurecht und wir setzten uns hin. Dann brachte er zwei
Karten und nahm unsere Getränkebestellung auf. »Eine Cola
bitte«, tschilpte ich und Liam schien sich das Lachen kaum
verkneifen zu können. Er bestellte mit Mühe und Not ebenfalls
eine Cola. Als der Pinguin sich wackelnd entfernte, begann Liam
schallend zu lachen. »Ein Pinguin tschilpt aber nicht«, tadelte er
mich. »Ach nein?«, fragte ich völlig ernst, während ich an einer
Brotstange knabberte. »Nein.« Liam grinste. Seine Augen blitzten
mich frech an. Oh Mann! Ob Liam wusste, wie toll er war? »Dann
versuch’ ich‘ s beim nächsten Mal mit Gackern«, gab ich trocken
zurück. »Das lässt du schön bleiben, sonst fliegen wir bestimmt
raus.« Er lächelte mich an und umfasste mit seiner wunderbar
warmen Hand meine. Als könnte ich ihm einen Wunsch
abschlagen. Der Pinguin kam wieder und ich beherrschte mich.
Ich bestellte mir Gemüseratatouille – ohne Gackern – was Liam
mit einem Nasekräuseln kommentierte, während er schlicht »wie
immer« bestellte. Ich war gespannt, was das wohl sein mochte.
Eine viertel Stunde später kam der Pinguin mit unserem Essen
wieder. Er servierte mir mein Ratatouille, während er Liam
irgendetwas vor die Nase stellte, was aussah wie … Mett?
Als der Pinguin weggewatschelt war, schnupperte ich neugierig in
Liams Richtung. »Was ist das?«, wollte ich wissen. »Tatar«,
lautete die kurze Antwort. »Tatar?«, wiederholte ich ungläubig.
Wer bitteschön ging in so einen piekfeinen Schuppen, um sich
rohe Kuh zu bestellen? Und dann auch noch ohne Brot oder
sonstige Beilage? Ich verzog angeekelt das Gesicht, während
Liam sich die erste Gabel voller Genuss in den Mund schob.
»Was ist?«, fragte er verschmitzt grinsend. »Und das schmeckt,
ja?« Meine Skepsis war nicht zu überhören. »Magst du
probieren?« Er lächelte schalkhaft. Liam wusste ganz genau, dass
ich so etwas nie und nimmer probieren würde. Rohes Fleisch.
Bäh! »Um Himmels willen nein!«, lautete meine Antwort und
Liam lachte laut auf. Irgendwie erinnerte mich diese Situation an
die erste Pause, die wir gemeinsam miteinander verbracht hatten
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