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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men
Autoren: Robert M. Edsel
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die Tschechoslowakei kapituliert. Am 24. August 1939 hatten Deutschland und die Sowjetunion einen Nichtangriffspakt unterzeichnet. Eine Woche später, am I. September 1939, waren die Deutschen in Polen einmarschiert. Im Mai 1940 begann die deutsche Wehrmacht nach Westen vorzurücken, löschte in ihrem »Blitzkrieg« eine vereinigte britisch-französische Streitmacht aus und überrannte Belgien und Holland. Im Juni nahmen die Deutschen Paris ein; sie überraschten die schockierten Franzosen mitten während der Evakuierungen. Die Schlacht um England begann im Juli, und im September folgten Luftangriffe auf London, die 57 Tage andauerten. Bis Ende Mai 1941 kamen durch die Bomben Zehntausende britische Zivilisten ums Leben, und mehr als eine Million Gebäude wurden beschädigt oder zerstört. In der Überzeugung, dass Westeuropa unterworfen war, wandte sich Hitler am 22. Juni 1941 gegen Stalin. Bis zum 9. September war die Wehrmacht durch den Westen Russlands bis Leningrad (die frühere Hauptstadt Sankt Petersburg) vorgestoßen. Damit begann die Blockade von Leningrad, die fast 900 Tage dauern sollte.
    Diese Ereignisse hatten, zumindest bei den offiziell neutralen Amerikanern, zu einer allmählichen Steigerung der Nervosität geführt, einer stetigen Zunahme der Anspannung, die sich im Laufe der vergangenen drei Jahre aufgebaut hatte. Wie viele andere Menschen zeigte auch die amerikanische Museumsgemeinde eine hektische Betriebsamkeit. Dabei ging es hauptsächlich um Schutzmaßnahmen, von Auslagerungen bis zum Bau von klimatisierten unterirdischen Räumen. Als die Deutschen Paris besetzten, schrieb der Direktor des Kunstmuseums in Toledo, Ohio an David Finley, den Leiter der noch nicht eröffneten National Gallery of Art in Washington, D.C., und setzte sich für die Ausarbeitung eines nationalen Plans zum Schutz der Kunstwerke ein: »Ich weiß, eine Invasion liegt momentan noch in weiter Ferne, aber das glaubte man damals auch in Frankreich.« 11 Die Briten hatten fast ein Jahr gebraucht, um eine große Mine in Manod in Wales entsprechend umzubauen, um dort ausgelagerte Kunstwerke sicher unterbringen zu können. Würde der amerikanischen Kunstgemeinde wirklich noch ein Jahr Zeit bleiben für derartige Vorkehrungen?
    Nun, nach Pearl Harbour, dem bislang schwersten Angriff auf US-amerikanisches Territorium, verwandelte sich die Anspannung in ein fast verzweifeltes Drängen danach, etwas zu unternehmen. Ein Luftangriff auf eine große amerikanische Stadt erschien wahrscheinlich; eine Invasion durch Japan oder Deutschland oder gar beide zusammen war nicht ausgeschlossen. Im Museum of Fine Arts in Boston wurde die japanische Abteilung geschlossen, weil man Angriffe durch aufgebrachte Bürger fürchtete. In der Walters Gallery in Baltimore wurden kleine Ausstellungsobjekte aus Gold oder Edelsteinen aus den Vitrinen entfernt, um Feuerwehrleute nicht in Versuchung zu führen, die im Notfall dort mit ihren Äxten im Einsatz sein würden. In New York City schloss das Metropolitan Museum of Art bei Einbruch der Dunkelheit, um zu verhindern, dass Besucher bei einem Stromausfall gegen Regale stießen oder Ausstellungsobjekte entwendeten. Im Museum of Modern Art (MoMA) wurden jeden Abend Gemälde in einen mit Sandsäcken geschützten Bereich gebracht und am Morgen wieder aufgehängt. Die Frick Collection verdunkelte ihre Fenster und Dachluken, damit feindliche Bomber sie in Manhattan nicht entdecken konnten.
    All dies beschäftigte die Vertreter der amerikanischen Kulturszene, als sie am Morgen dieses kalten 20. Dezember 1941 aus ihren Taxis stiegen und die Treppe zum Eingang des Metropolitan Museum of Art hinaufschritten. Francis Henry Taylor, der Direktor des Metropolitan Museum of Art und Präsident der Association of Art Museum Directors, und David Finley, der Leiter der National Gallery of Art, hatten sie durch ein Western-Union-Telegramm zu diesem Treffen eingeladen. Bei den 44 Männern und 4 Frauen, die an diesem Morgen am Met eintrafen, handelte es sich überwiegend um Museumsdirektoren, die den Großteil der führenden amerikanischen Kunstinstitutionen östlich der Rocky Mountains repräsentierten: Frick, Carnegie, Met, MoMA, Whitney, Valentiner, Alfred Barr, Charles Sawyer und John Walker.
    Zu ihnen gehörte auch Paul Sachs, der stellvertretende Leiter von Harvards Fogg Art Museum. Das Fogg war eine relativ kleine Einrichtung, aber Sachs verfügte über weit darüber hinausreichenden Einfluss in der Museumsgemeinde. Er war
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