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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men
Autoren: Robert M. Edsel
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langjährigen Bemühungen um den Aufbau seiner privaten Kunstsammlung. Er hatte sein Leben lang nach künstlerischer Reinheit und Vollkommenheit gestrebt. Das Führermuseum, die eindrucksvollste Gemäldegalerie der Geschichte, bestückt mit den Schätzen Europas, würde diesem Streben seinen bestimmenden Ausdruck verleihen.
    Die Rechtfertigung für die Beschaffung all dieser Schätze war damit vorhanden. Im Jahr 1938 hatte Hitler die deutsche Kulturszene grundlegend umgestaltet. Er hatte neue Gesetze erlassen, den deutschen Juden das Bürgerrecht genommen und ihre Kunstsammlungen, ihre Möbel und all ihre Besitztümer bis hin zum Tafelsilber und den Familienfotos konfisziert. Als er am zweiten Tag als Herrscher über Österreich am Grab seiner Mutter kniete, verhaftete ein SS-Trupp unter Führung von Heinrich Himmler die jüdische Geistlichkeit von Wien und beschlagnahmte ihren Besitz. Die SS wusste, wo die Kunstwerke versteckt waren; schon einige Jahre vorher waren deutsche Kunstgelehrte in die Länder Europas ausgeschwärmt und hatten insgeheim Bestandslisten angelegt, sodass Hitlers Agenten, als diese Länder besetzt wurden – Hitler hatte diese Eroberungszüge schon damals vorbereitet –, wussten, welche künstlerisch oder kulturell wertvollen Objekte sich an welchen Orten befanden.
    Als in den kommenden Jahren Hitlers Macht und sein Herrschaftsgebiet wuchsen, streckten diese Agenten ihre Fühler überallhin aus. Sie verschafften sich Zutritt zu jedem Museum, zu verborgenen Bunkern, abgesperrten Türmen und Wohnzimmern, um Kunstwerke zu kaufen, zu konfiszieren oder ihre Herausgabe zu erzwingen. Die rassisch motivierten Beschlagnahmen des NSDAP-Ideologen Alfred Rosenberg weiteten sich zu einer Kunstrauboperation aus; die unersättliche Gier von Reichsmarschall Hermann Göring führte zu systematischer Ausplünderung. Hitler bediente sich neuer Gesetze, seiner Gesetze, um sich die größten Kunstwerke Europas anzueignen und in sein Reich zu holen. Dort ließ er sie an allen möglichen Lagerorten verwahren, bis sie schließlich eines Tages im prachtvollsten Museum der Welt ausgestellt werden würden. Bis dahin sollten sie in umfangreichen Katalogen erfasst werden, damit er es sich nach einem harten Arbeitstag zu Hause bequem machen konnte, seine treue Hündin an der Seite und eine Tasse dampfenden Tees neben sich, um sich an ein paar Stücken aus der wichtigsten Kunstsammlung, die es jemals gegeben hatte, seiner Kunstsammlung, zu erfreuen. In den kommenden Jahren sollte sich Hitler immer wieder mit dieser Vision beschäftigen. Er wälzte die Gedanken hin und her, bis das Führermuseum und der geplante Kulturbezirk von Linz – die Symbole seiner Künstlerseele – mithilfe von Architekten wie Albert Speer, Hermann Giesler und anderen zu einer festen Idee wurden, dann zu einer sechs Meter langen Bauskizze und schließlich zu einem dreidimensionalen maßstabsgetreuen Modell, das so groß war, dass es einen ganzen Raum ausfüllte, und das alle Gebäude und Brücken zeigte und auch die Bäume, die dort unter seiner mächtigen Hand gedeihen würden.
    26. Juni 1939
Auftrag von Hitler an Dr. Hans Posse über
den Bau des Führermuseums in Linz 10
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3

DER RUF ZU DEN WAFFEN
    New York City
Dezember 1941
    Mitte Dezember 1941 funkelten die Lichter der Weihnachtsbeleuchtung trotzig in New York City. Die Schaufenster von Saks und Macy’s erstrahlten hell, und der riesige Baum am Rockefeller Center blickte mit tausend wachsamen Augen hinaus in die Welt. Im Defense Center schmückten Soldaten Christbäume, während Helfer um sie herum Vorbereitungen trafen, um 40 000 Rekruten beim größten Fest zu verköstigen, das die Stadt bisher gesehen hatte. In den Läden hingen die »Wie gewöhnlich«-Schilder in den Fenstern, ein sicheres Anzeichen dafür, dass dies alles andere war als ein gewöhnliches Weihnachten. Am 7. Dezember hatten japanische Kampfflugzeuge Pearl Harbour angegriffen, was dem Land einen Schock versetzt und es mit einem Schlag in den Krieg katapultiert hatte. Während die meisten Amerikaner mit Einkäufen beschäftigt waren und sich zum ersten Mal seit Jahren entschlossen, wieder ein paar Tage mit ihren Familien zu verbringen – die Busse und Züge waren so voll wie noch nie –, beobachteten Aufklärer an beiden Küsten den Himmel und hielten Ausschau nach feindlichen Bombern.
    Vieles hatte sich verändert, seit Hitler 1938 Österreich an das Deutsche Reich angeschlossen hatte. Am Ende jenes Jahres hatte
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