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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
Autoren: Robin Cook
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verstand, den wichtigsten Dialekt, der in dieser Region gesprochen wurde, hatte er keine Ahnung, worüber sich die Soldaten unterhielten.
    Erst als er nicht mehr in Sichtweite des Hauptplatzes war, entspannte sich Kevin ein wenig und ging einen Schritt langsamer. Die Kombination der extremen Hitze und der hundertprozentigen Luftfeuchtigkeit wirkte wie ein fortwährendes Dampfbad. Jede noch so kleine körperliche Aktivität verursachte einen Schweißausbruch. Nach ein paar Minuten spürte Kevin bereits, wie ihm sein Hemd am Rücken klebte.
    Sein Haus lag auf halber Höhe zwischen dem Krankenhaus- und Labor-Komplex und dem Hafen, er hatte also nur drei Blöcke zu laufen. Die Stadt war klein und mußte früher einmal recht reizvoll gewesen sein. Die Häuser waren aus rotem Backstein gebaut, die Dachziegel waren ebenfalls rot. Inzwischen waren die einst kraftvollen Farben verblichen und in seichte Pastelltöne übergegangen. Vor den Fenstern gab es große Fensterläden, von denen die meisten in einem furchtbar schlechten Zustand waren. Nur die an den renovierten Häusern sahen etwas besser aus. Die Straßen waren in einem phantasielosen Schachbrettmuster angelegt, doch wenigstens hatte man sie im Laufe der Jahre mit importiertem Granit befestigt, der vorher auf Segelschiffen als Ballast gedient hatte. In der spanischen Kolonialzeit hatte vor allem der Anbau von Kakao und Kaffee Cogo zu einer blühenden Stadt gemacht und mehreren tausend Menschen einen kultivierten Lebensstandard ermöglicht. Doch als Äquatorialguinea im Jahr 1959 die Unabhängigkeit erlangte, ging es mit dem Land drastisch bergab. Der neue, vom Volk gewählte Präsident Macias Nguema verwandelte sich schnell in den schlimmsten und sadistischsten Diktator des Kontinents. Mit seinen Greueltaten übertraf er sogar noch den ugandischen Idi Amin oder Jean-Bedel Bokassa aus der Zentralafrikanischen Republik. Für das Land war der neue Präsident eine Katastrophe. Fünfzigtausend Menschen wurden ermordet, ein Drittel der gesamten Bevölkerung verließ das Land, darunter alle spanischen Siedler. Die meisten Städte waren dezimiert; Cogo war völlig verlassen zurückgeblieben. Die Straße, die Cogo einst mit dem Rest des Landes verbunden hatte, verfiel zusehends und war bald unpassierbar. Jahrelang wurde die verfallende Stadt nur sporadisch von ein paar neugierigen Besuchern aufgesucht, die mit kleinen Motorbooten von dem nahegelegenen Küstenstädtchen Acalayong herüberkamen. Als ein Vertreter von GenSys den Ort vor sieben Jahren zufällig entdeckte, war der Urwald bereits dabei, sich das Areal zurückzuerobern. Der Mann erkannte, daß Cogo durch seine isolierte Lage und den endlosen, die Stadt umgebenden Regenwald einen idealen Standort für die von GenSys geplante Primaten-Forschungsanlage bot. Zurück in Malabo, der Hauptstadt Äquatorialguineas, nahm der GenSys-Vertreter umgehend Gespräche mit der damaligen Regierung des Landes auf. Und da Äquatorialguinea als eines der ärmsten Länder Afrikas dringend Devisen benötigte, hatte der neue Präsident ein offenes Ohr und die Verhandlungen schritten zügig voran.
    Kevin bog um die letzte Ecke und erreichte sein Haus. Wie die meisten Häuser in Cogo, hatte es drei Stockwerke und war von GenSys geschmackvoll renoviert worden, so daß seine alte Pracht wieder ihre volle Wirkung entfaltete. Das Haus zählte zu den begehrenswertesten Objekten am Ort und rief bei etlichen von Kevins Kollegen Neidgefühle hervor; dies traf vor allem auf den Sicherheitsbeauftragten Cameron McIvers zu. Lediglich Siegfried Spallek, der Gebietsmanager, und Bertram Edwards, der leitende Tierarzt, wohnten in vergleichbaren Häusern. Kevin vermutete, daß er das privilegierte Haus der Fürsprache von Dr. Raymond Lyons zu verdanken hatte, aber er war sich nicht sicher.
    Das Haus war in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts von einem erfolgreichen Importeur und Exporteur im traditionellen spanischen Stil errichtet worden. Im Erdgeschoß gab es wie im Rathaus Bögen und Arkaden, hinter denen sich einst Geschäfte und Lagerräume befunden hatten. Der Hauptwohnbereich befand sich auf der ersten Etage und bestand aus drei Schlafzimmern, drei Bädern, einem großen, offenen Wohnzimmer, einem Eßzimmer, einer Küche sowie einem winzigen Apartment für das Hausmädchen. Der Wohnbereich war an allen vier Seiten von einer Veranda umgeben. In der zweiten Etage gab es einen riesigen, offenen Raum mit weißem Holzfußboden, der von zwei gewaltigen,
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