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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
Autoren: Robin Cook
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zu begünstigen. Besonders häufig trat dieses Phänomen während der Erzeugung der Geschlechtszellen auf, ein Vorgang, der als Meiose bezeichnet wurde. Zufällig hatten damals gleichzeitig mit Kevin die beiden Wissenschaftler James Watson und Francis Crick anläßlich des Jahrestages der Entdeckung der DNA-Struktur aufsehenerregende Reden gehalten, so daß zu seinem eigenen Vortrag nur recht wenige Zuhörer erschienen waren. Einer von ihnen war Raymond gewesen, der ihn im Anschluß an die Diskussion zum ersten Mal angesprochen hatte. Als Ergebnis dieses Gesprächs hatte Kevin Harvard verlassen und bei GenSys angefangen.
    Mit etwas zittriger Hand nahm Kevin den Hörer ab und wählte. Raymond meldete sich bereits beim ersten Klingeln; wie es schien, hatte er auf den Anruf gewartet. Die Verbindung war so klar, als ob Raymond im Nebenraum wäre.
    »Ich habe gute Nachrichten«, begann Raymond, als Kevin sich gemeldet hatte. »Es wird keine Autopsie geben.« Kevin antwortete nicht. Er war ziemlich durcheinander. »Sind Sie nicht erleichtert?« fragte Raymond. »Ich weiß, daß Calbot Sie letzte Nacht angerufen hat.«
    »Natürlich bin ich erleichtert«, erwiderte Kevin. »Aber nur bis zu einem gewissen Grad. Autopsie hin oder her - ich komme mehr und mehr zu dem Schluß, daß mir dieses ganze Projekt nicht gefällt.«
    Jetzt war Raymond derjenige, dem es die Sprache verschlug. Kaum hatte er ein potentielles Problem aus dem Weg geräumt, da kündigte sich auch schon das nächste an.
    »Vielleicht haben wir einen Fehler gemacht«, fuhr Kevin fort. »Beziehungsweise - vielleicht habe ich einen Fehler gemacht. Allmählich beginnt mich mein Gewissen zu plagen, und ich kriege fast ein bißchen Angst. Ich bin eben doch ein Grundlagenforscher. Die angewandte Wissenschaft ist nicht mein Ding.«
    »Nun kommen Sie mir bloß nicht damit«, entgegnete Raymond gereizt. »Verkomplizieren Sie die Dinge doch nicht! Jedenfalls nicht jetzt. Und vergessen Sie nicht - Sie haben genau das Labor bekommen, von dem Sie immer geträumt haben. Ich habe mir tagelang das Hirn zermartert, um jedes verdammte High-Tech-Gerät zu beschaffen, das Sie verlangt haben. Außerdem läuft doch alles bestens, vor allem, wenn ich daran denke, wen ich schon alles von unserem Projekt überzeugt habe. Mein Gott, und wenn ich erst an all die Aktienbezugsrechte denke, die Sie anhäufen! Sie werden bald ein reicher Mann sein!«
    »Ich wollte nie reich werden«, widersprach Kevin. »Es gibt durchaus Schlimmeres«, entgegnete Raymond. »Nun kommen Sie schon, Kevin! Tun Sie mir das nicht an.«
    »Und was habe ich davon, reich zu sein?« fragte Kevin. »Schließlich hocke ich hier im letzten Winkel der Welt.« Plötzlich sah er im Geiste den Zonenmanager Siegfried Spallek vor sich, und es lief ihm kalt den Rücken herunter. Ihm grauste vor diesem Mann.
    »Es ist doch nicht für immer«, versuchte Raymond ihn aufzumuntern. »Sie haben mir selbst gesagt, daß Sie beinahe am Ziel sind und daß das System fast perfekt funktioniert. Sobald es soweit ist und Sie einen Ersatzmann eingearbeitet haben, können Sie zurückkommen. Mit all Ihrem Geld können Sie sich dann das Labor Ihrer Träume einrichten.«
    »Ich habe wieder Rauchwolken über der Insel gesehen«, sagte Kevin. »Genauso wie letzte Woche.«
    »Vergessen Sie den Rauch!« erwiderte Raymond. »Sie lassen Ihre Phantasie zu sehr mit sich durchgehen. Anstatt sich wegen nichts unnötig aufzuregen, sollten Sie sich lieber auf Ihre Arbeit konzentrieren und sie zu Ende bringen! Und zwischendurch malen Sie sich das Labor aus, das Sie sich errichten, sobald Sie zurück in den Staaten sind.«
    Kevin nickte. Wahrscheinlich hatte Raymond recht. Vor allem befürchtete er, daß einmal bekanntwerden würde, woran er sich in Afrika beteiligt hatte, und daß er dann womöglich nie mehr in die Welt der Akademiker würde zurückkehren können. Niemand mehr würde ihn engagieren oder ihm gar eine feste Stelle anbieten. Wenn er aber über sein eigenes Labor und ein unabhängiges Einkommen verfügte, mußte er sich darüber keine Sorgen machen.
    »Passen Sie auf«, fuhr Raymond fort. »Wenn der Patient, der jetzt in Cogo ist, soweit genesen ist - was wohl ziemlich bald der Fall sein dürfte -, komme ich und hole ihn ab. Dann können wir uns unterhalten. Und in der Zwischenzeit vergessen Sie nicht, daß wir fast am Ziel sind und haufenweise Geld scheffeln.«
    »In Ordnung«, erwiderte Kevin zögernd.
    »Und begehen Sie bloß keine
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