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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
Autoren: Robin Cook
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Natürlich hieß Trockenzeit nicht, daß es wirklich trocken war; es regnete nur deutlich weniger als in der Regenzeit. Das Schlechte an dieser Jahreszeit war, daß die Sonne gnadenlos herabknallte und die Temperaturen auf Backofenniveau ansteigen ließ. Im Moment war das Thermometer auf fünfundvierzig Grad im Schatten geklettert.
    Kevin hatte sich den ganzen Vormittag über nicht auf seine Arbeit konzentrieren können. In der Nacht hatte er kaum geschlafen. Die Angst, die ihn am Vortag beim Beobachten der Eingriffe in den beiden Operationssälen überfallen hatte, war keineswegs abgeklungen. Im Gegenteil - nach dem überraschenden Anruf des Leiters von GenSys, Taylor Cabot, war sie noch größer geworden. Kevin hatte erst ein einziges Mal mit Cabot gesprochen. Für die meisten Leute in der Firma kam ein Gespräch mit dem mächtigen Boß einer Unterredung mit Gott gleich.
    Kevins Unbehagen war weiter gewachsen, als er über Isia Francesca eine weitere Rauchwolke hatte gen Himmel steigen sehen. Der Rauch war ihm sofort aufgefallen, als er am Morgen sein Labor betreten hatte, und soweit er es erkennen konnte, war der Qualm von derselben Stelle aufgestiegen wie am Tag zuvor: von der steilen Kalkstein-Böschung. Daß der Rauch im Moment verschwunden war, machte ihn auch nicht ruhiger. Schließlich stand er auf, zog sich seinen weißen Laborkittel aus und hängte ihn über den Stuhl. Es war zwecklos; er konnte sich einfach nicht auf seine Arbeit konzentrieren. Er war zwar nicht gerade hungrig, da er aber wußte, daß seine Haushälterin Esmeralda ein Mittagessen für ihn vorbereitet hatte, fühlte er sich verpflichtet, zu Hause vorbeizuschauen. Geistesabwesend stieg er die drei Treppen hinab und ignorierte all die Kollegen, die ihn überholten und grüßten. Er war mit seinen Gedanken woanders. In den letzten vierundzwanzig Stunden war ihm klargeworden, daß er etwas unternehmen mußte. Das Problem würde sich nicht einfach in Luft auflösen, wie er noch vor einer Woche beim ersten flüchtigen Anblick des aufsteigenden Rauches gehofft hatte. Leider hatte er keinen blassen Schimmer, was er tun sollte. Er wußte, daß er kein Held war; in Wahrheit war ihm im Laufe der Jahre klargeworden, daß er im Grunde eher ein Feigling war. Er haßte jede Art von Konfrontation und ging ihnen so gut es ging aus dem Weg. Schon als Jugendlicher hatte er mit der Ausnahme von Schachspielen jede Wettbewerbssituation ängstlich vermieden. Er war als Einzelgänger herangewachsen. An der Glastür, die nach draußen führte, blieb Kevin kurz stehen. Am anderen Ende des Platzes sah er die zum festen Inventar gehörende Gruppe äquatorialguinesischer Soldaten, die sich unter den Arkaden des alten Rathauses herumdrückten. Sie saßen wie immer untätig da und vertrödelten ziellos den Tag. Einige hatten es sich in alten Rattansesseln bequem gemacht und spielten Karten, andere lehnten an der Mauer und stritten lauthals miteinander. Fast alle rauchten. Zigaretten waren ein fester Bestandteil ihres Lohns. Sie trugen schmutzige Uniformen in den Tarnfarben des Dschungels, dazu abgetragene Kampfstiefel und rote Barette. Jeder von ihnen hatte ein Maschinengewehr, das sie entweder lässig geschultert oder in Reichweite abgestellt hatten.
    Seitdem Kevin vor fünf Jahren in Cogo angekommen war, fürchtete er sich vor den Soldaten. Cameron McIvers, der Sicherheitsbeauftragte, der ihn bei seiner Ankunft herumgeführt hatte, hatte ihm erzählt, daß GenSys einen guten Teil der Armee Äquatorialguineas für den Sicherheitsdienst der Firma angeheuert hatte. Später hatte Cameron allerdings zugegeben, daß die sogenannte Beschäftigung der Soldaten in Wahrheit nichts anderes war als ein zusätzliches Bestechungsgeld für den Verteidigungsminister und den Territorialverwaltungsminister.
    Kevin erschienen die Soldaten eher wie ein Haufen planloser Teenager als wie Beschützer. Ihre Hautfarbe erinnerte ihn an poliertes Ebenholz, ihre ausdruckslosen Mienen und ihre bogenförmigen Augenbrauen verliehen ihnen einen Ausdruck von Hochnäsigkeit, der ihre Langeweile widerzuspiegeln schien. Kevin hatte ständig das unbehagliche Gefühl, daß sie darauf brannten, aus irgendeinem Grund von ihren Waffen Gebrauch machen zu können.
    Er verließ das Gebäude und überquerte den Platz. Er blickte zwar nicht in die Richtung der Soldaten, doch er wußte genau, daß einige von ihnen ihn beobachteten; als er daran dachte, bekam er eine Gänsehaut. Da er kein einziges Wort Fang
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