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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land
Autoren: Sheri S. Tepper
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Bedenken bestanden, oder?« Allein schon die Vorstellung, daß hier Fehler gemacht worden waren, steigerte seinen Ärger. Er atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe.
    Nun echauffierte sich die Ärztin auch. »Topman, es gab keinen Grund, nach irgendwelchen Feldern zu suchen. Wir haben die Archive durchsucht und sind dabei auf keinerlei Anomalien gestoßen. Es wurde nichts Außergewöhnliches gefunden, bis auf dieses Ding.«
    Sam knurrte nur.
    Sie wies mit dem Finger auf ihn und fuhr fort: »Weil es sich um ein Heiligtum der Owlbrit handelte, wurde an höchster Stelle die Entscheidung getroffen, das Ding nur auf Radioaktivität und schädliche Absonderungen zu testen. Das Resultat war negativ. Als der letzte Owlbrit starb, schien Ihr Dorf den Gott bereits als Maskottchen zu betrachten, und die Zentralverwaltung hatte sich mit wichtigeren Dingen zu befassen, als ein Tier, eine Pflanze oder einen Stein zu untersuchen, der zum einen harmlos war, sich zum anderen einer Untersuchung womöglich widersetzt hätte und der darüber hinaus, soweit wir wissen, ein einzigartiges Phänomen darstellte. Bis vor zehn Tagen ist niemandem etwas Außergewöhnliches aufgefallen.«
    Sam zuckte die Achseln, das Äußerste, was er sich als Entschuldigung abzuringen vermochte.
    Die Ärztin seufzte. »Apropos außergewöhnlich, ich habe gehört, daß Sie eine Leiche nicht am dafür vorgesehenen Ort begraben haben. Im Interesse der öffentlichen Hygiene sollte sie umgebettet werden.«
    Sam erinnerte sich schwach, daß Birribat beerdigt worden war, aber er wußte nicht mehr, wer es getan hatte und wo er bestattet worden war, und bald brachen die Leute vom Gesundheitsamt die Suche nach dem Grab ergebnislos ab.
    »Glauben Sie, wir hätten das Schlimmste überstanden?« fragte Sam schließlich die Chef-Ärztin, weil ihm nichts anderes mehr einfiel.
    »Sie haben getrauert«, erwiderte sie. »Die Gefühlsmechaniker sagen, die ganze Siedlung habe alle Symptome der Trauer aufgewiesen. Auch wenn Sie sich dessen nicht bewußt waren, so haben Sie doch getrauert. Aber jetzt haben Sie es überstanden, würde ich sagen. Die Biologen machen sich fast schon ins Hemd, weil sie der Sache nicht früher nachgegangen sind, aber ansonsten wird sich alles wieder normalisieren.«
    Der Ärztin konnte man indes keinen Vorwurf machen. Sie redete so, wie Ärzte oft reden, mit autoritärem Habitus und im Bewußtsein ihrer Unfehlbarkeit, in einem Ton, der weder Zweifel oder Ausnahmen noch das Bewußtsein menschlicher Unvollkommenheit zuließ. Und doch lag sie, wie das bei vielen Ärzten oft der Fall ist, völlig falsch.
    * * *
    Leute, die Hobbs Land zum erstenmal besuchten, zumindest offizielle Besucher, unterzogen sich in der Regel einer ›Einführungsveranstaltung‹, die von einem Mitarbeiter der Zentralverwaltung geleitet wurde. Bei diesem Mitarbeiter handelte es sich des öfteren um Produktionsleiter Horgy Endure, weil er für diesen Auftrag in hohem Maße geeignet war, auch wenn seine Präsentation unter dem nicht sonderlich originellen Titel ›Alles über Hobbs Land‹ firmierte. Das Ableben von Bondru Dharm (was Horgy nicht zu verantworten und folglich auch ignoriert hatte) lag noch nicht allzu lange zurück, als er eines Morgens eine aus fünf Personen bestehende Gruppe zu instruieren hatte: zwei Ingenieure von Phansure (Ingenieure von Phansure waren im System so zahlreich wie Flöhe bei einem Hund und genauso lästig, wenn sie auch nicht zwickten) sowie das jüngste Trio in Horgys endloser Abfolge weiblicher Assistenten, drei Schönheiten von Ahabar, die noch dazu intelligent waren. Die Ingenieure, ihres Zeichens Cybernetiker, würden sich in der Siedlung Eins mit Sam Girat treffen, und die Grazien würden in der Zentralverwaltung bleiben, um sich von Horgy unterweisen zu lassen, in welcher Disziplin auch immer. Zwei von ihnen waren bereits in den Genuß einer Kostprobe gekommen und verlangten nun nach mehr.
    Horgy hatte die fünf im Konferenzraum um einen Computer versammelt und unterlegte seinen routinierten Vortrag mit einer faszinierenden Screenshow. Horgy brauchte das zur Selbstbestätigung. Er fand nämlich selbst Gefallen am Klang seiner sonoren und warmen Stimme, die hielt, was die sinnlich geschwungenen Lippen versprachen.
    Als sie sich um den Rechner gruppierten, zeigte der Monitor bereits ein präzises Modell des Systems, dessen drei innere Planeten auf ihren Orbits herumwirbelten; dann kamen Thyker, Ahabar, der Gürtel und schließlich Phansure.
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