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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land
Autoren: Sheri S. Tepper
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hoch…«
    »Weshalb hat Sam das getan?« flüsterte China.
    »Nun«, sagte Sam, »anfangs war es der Zorn, von seinem Vater getrennt worden zu sein. Und dann las er zu viele Bücher, die von Wut und Rache handelten. Inzwischen war er auch von seiner eigenen Wichtigkeit überzeugt. Er hatte nämlich noch keinen Gott gefunden, der ihm sagte, daß er nur ein Teil der Schöpfung sei und nicht die Schöpfung selbst. Er glaubte, auf jede Frage, die ihm im Kopf herumspukte, eine Antwort finden zu müssen. Kurz gesagt, er war auf dem falschen Weg.«
    Vielleicht war er auf dem falschen Weg, sagte er sich. Aber nichtsdestoweniger war er ein Held, dessen Schicksal sich erst noch erfüllen mußte.
    »Er wußte, daß er ein Held sein würde«, sagte Sam. »Auf die eine oder andere Art.«
    »Das Feuer ist fast heruntergebrannt.«
    »Noch nicht ganz«, sagte Sam und zog die Decke vom Stapel, der sich neben ihm befand.
    »Das sind deine Bücher, Sam.«
    »Ich weiß«, sagte er, warf die obersten in die Glut und beobachtete zufrieden, wie sie in Flammen aufgingen.
    »Aber du kannst die schönen Bücher doch nicht einfach…!«
    Er warf die nächste Ladung ins Feuer. Als das Baby die blauen und purpurnen Flammen sah, die an den Buchrücken entlangzüngelten, stieß es einen Freudenschrei aus und klatschte in die Hände.
    »Ich begreife nicht, was du da tust!« rief China.
    »Ich verbrenne die Bücher, China Wilm, im Gedenken an das, was Maire sagte: ›Zum Glück gibt es hier keine Legenden.‹«
    »Aber du hast dir doch so viel Mühe mit ihnen gegeben. Sie haben dir so viel bedeutet!«
    »Das habe ich auch geglaubt. Aber wir brauchen keine Helden mit Blut an den Händen, China Wilm. Keine Legenden, die bloß von Schmerzen und Tod handeln. Keine Helden, die Steine anheben, um wunderbare Dinge zu finden und darunter ihre Opfer begraben.«
    Mit hochgezogener Augenbraue drehte sie sich zu ihm um.
    »Aber Sam«, rief sie. »Was wirst du denn ohne deine Bücher anfangen?«
    Er legte den Arm um sie und drückte sie an sich, während er zusah, wie die alten, blutrünstigen Geschichten verbrannten. Er hatte sich noch überhaupt nicht gefragt, was er ohne sie anfangen sollte. Den Schwertgürtel hatte er schon weggeworfen. Was sollte er ohne den Schwertgürtel anfangen? Und ohne den Helm? Er hatte den Helm flachgeklopft und Kräuter darin angepflanzt. Das war gerade erst gestern gewesen. China würde lachen, wenn sie das sah. Und die Bücher?
    »Was wirst du ohne deine Bücher anfangen?« fragte sie erneut; sie machte sich Sorgen um ihn.
    Plötzlich wußte er, womit er sich für eine Weile beschäftigen würde, bis es an der Zeit war, etwas anderes zu tun. Vielleicht würde der Gott es ihm sagen. Oder vielleicht würde es ihm auch selbst einfallen.
    »Ich werde neue Bücher schreiben, China Wilm«, sagte er, während das Kind lachte, die Leute sangen und das Feuer knisterte.
    »Ich werde dem Gott lauschen und neue schreiben.«
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