Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
und Thyker auszulöschen, sich nach wie vor auf Enforcement befanden, war zum Teil ihrer Tapferkeit zu verdanken – und dem Umstand, daß niemand nach Enforcement zurückgekehrt war, um sie zu mobilisieren. Rasiel Plum und sein alter Freund Notadamdirabong Cringh hofften, daß sich daran auch in Zukunft nichts ändern würde.
    * * *
    Das Ereignis ging als ›Die Große Invasion von Hobbs Land‹ in die Geschichte des Systems ein. Als sie beendet war, gingen die Baidee-Sträflinge wieder an die Arbeit. Die meisten Bewohner von Hobbs Land ignorierten sie geflissentlich, obwohl einige Siedler vor lauter Freude über die Tatsache, daß sie noch am Leben waren, sie nun eher als Mitläufer denn als Verschwörer betrachteten. Nach dreißig oder vierzig Tagen erhielten einige Baidee, die als weniger belastet galten oder den Siedlern einfach nur sympathisch waren, die Einladung, im Chor der Zentralverwaltung mitzusingen; sie nahmen diesen Vorschlag an, allerdings mehr aus Langeweile als aus einem sonstigen Grund. Der Chor, um die Baidee verstärkt, sang bei der Bergung des neuen Horgy Endure.
    »Erzähl mir davon«, sagte Shan zu einem Baidee, der im Chor mitgesungen hatte.
    »Da gibt es nichts zu erzählen«, sagte der Mann. »Sie haben ihn ausgegraben, gesäubert und im Tempel aufgestellt. Dann haben wir ›Erhebet Euch, Ihr Steine‹ gesungen, und anschließend bin ich hierher zurückgekommen.«
    Shan schüttelte ungläubig den Kopf. Hier auf Hobbs Land galt er als Mörder. Er wurde gemieden wie ein Aussätziger. Churrys Männer haßten ihn. Außer Churry selbst, der keinen Sinn darin sah, jemanden wegen seiner Dummheit zu bestrafen. Also hatte Shan niemanden, mit dem er sich über das Phänomen eines Gottes unterhalten konnte, der wie ein Rettich unter der Erde wuchs.
    »Was das bedeutet?« knurrte Churry. »Es bedeutet, daß die Menschen früher Bäume, Steine oder Vulkane verehrten. Es bedeutet, daß wir auf Thyker den Overmind verehren, nur daß er eine abstrakte Gottheit ist. Es bedeutet, daß auf Hobbs Land die Menschen etwas verehren, das wie ein Rettich wächst! Das bedeutet es!«
    Das hatte Shan zwar überhaupt nicht gemeint, aber er verzichtete auf eine weiterführende Diskussion. Die Arbeit war so anstrengend, daß er bei Schichtende völlig erschöpft war. Er hatte keine Energie mehr für einen Streit oder für Träume. Es interessierte ihn auch nicht mehr, ob er verschluckt worden war oder nicht.
    Eines Abends, nach Schichtende, stattete Samasnier Girat Shan und Howdabeen einen Besuch ab.
    »Erzählt mir von eurer Prophetin«, verlangte Sam. Erstaunt und mit einem unbehaglichen Gefühl nahmen sie sein Ansinnen zur Kenntnis. »Erzählt mir alles über diese Prophetin der Baidee.«
    Also erzählten sie ihm von Morgori Oestrydingh und beschrieben die Ankunft der alten Frau und des Drachens; diese Szene hatten sie seit ihrer Kindheit tausendmal im Tempel gesehen. Nachdem Sam genug gehört hatte, ging er wieder. Später kehrte er zurück und forderte sie auf, die Schilderung zu wiederholen.
    »Ihr sagt also, daß die Prophetin diese verschollene Rasse, die Arbai, gesucht, sie bisher aber nicht gefunden hätte?«
    Shan bestätigte das.
    »Und sie war sehr alt?«
    »Sehr alt. Sie hatte weißes, strähniges Haar. Es hüllte ihren Kopf ein wie Rauch.«
    »Man hätte annehmen sollen, daß sie von einer jüngeren Person begleitet wurde, welche die Suche dann fortsetzte«, sagte Sam.
    Howdabeen Churry schüttelte den Kopf. Daran hatte er bisher noch gar nicht gedacht.
    »Existiert dieser Transmitter noch, durch den sie nach Thyker gekommen ist?« fragte Sam.
    O ja, der existierte noch, versicherten sie ihm. Er sei ein heiliger Schrein. Niemand würde auch nur im Traum daran denken, ihn zu berühren. Zumal er ohnehin nicht mehr funktionierte. Das heißt, es wußte niemand, ob er noch funktionierte oder nicht.
    »Haben die Phansuris ihn jemals untersucht?« fragte Sam.
    Pikiert erwiderten sie, daß kein Baidee einem Nicht-Baidee Zutritt zum Allerheiligsten des Overmind gewähren würde. Sam bedankte sich mit einem Lächeln und ging. Er hatte großes Vertrauen in die Fähigkeiten von Theor Close und Betrun Jun. Er glaubte, daß sie imstande waren, jedes Problem zu lösen, mit dem sie sich befaßten.
    Nach dem Besuch bei den Baidee erörterte er mit Dern Blass, Mitarbeitern der Zentralverwaltung und den Siedlern das weitere Schicksal der Sträflinge. Sie waren irregeleitet, sagte er. Sie hatten sich in gutem Glauben für die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher