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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land
Autoren: Sheri S. Tepper
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hatten, schob sie einen Keil, damit sie nicht wieder zufielen. Nachdem sie in der Logistik-Zone angekommen war, plünderte sie die Protein-Vorräte und ging zu Giftmüll zurück, wobei sie eine deutliche Spur aus Proteinbrocken legte. Dann verließ sie Giftmüll mit der Bahn und verkroch sich wieder im Röhrensystem. Es wäre sinnlos gewesen, weiter in der Logistik-Zone nach dem Schloß zu suchen. Statt dessen mußte sie zum Umkleideraum hinter der Ratskammer vordringen und sich dort verstecken, bis die Porsa verschwunden waren.
    Sie würden auf jeden Fall verschwinden, sagte sie sich, und nur mit Mühe unterdrückte sie ein hysterisches Gelächter. Sie verschluckten jedes Lebewesen, das ihnen über den Weg lief, und wenn ihr Opfer dann tot war, verdauten sie es. Das war das Gute an den Porsa; sie verdauten einen erst dann, wenn man tot war. Wenn die Porsa nun die Logistik-Zone erreichten, würden sie der Spur folgen, die nach Giftmüll führte. In Giftmüll würden sie einen offenen Transmitter vorfinden. Und wenn sie den in ihrer Neugier betraten, würden sie direkt in die Große Sonne abgestrahlt werden.
    Lurilile rang mit sich, ob sie diesen Völkermord an das Büro für Umwelt- und Naturschutz melden sollte. Falls es überhaupt noch existierte.
    Natürlich hatte zumindest ein Angehöriger überlebt. Sie hatte ihn doch selbst gerettet. Wenn sie überlebte, so schwor sie sich, würde sie ihre unverzeihliche Tat Rasiel Plum melden.
    * * *
    »Phaed«, sagte Sam. Er hatte das Ende der Kolonne aus Soldaten, Propheten und Gläubigen erreicht. Er hatte den Vorbeimarsch der sich bis zum Horizont erstreckenden Truppen beobachtet, aber Phaed hatte er nicht gesehen. Allerdings hielt er es für unwahrscheinlich, daß er ihn übersehen hatte. Der Gott, der ihn an diesen Ort geführt hatte, würde das nicht zugelassen haben.
    »Phaed! Phaed Girat!«
    »Na, wenn das nicht Sammy ist«, ertönte die Antwort.
    Er tauchte hinter einer Bodenwelle auf, mit dem Habitus eines Spaziergängers. »Was tust du denn hier draußen, Sammy. Der Awateh glaubt, du würdest in der Siedlung gemütlich im Bett liegen. Ein sehr zorniger Prophet, unser Awateh. Er will, daß du, dieses kleine Mädchen und all deine Leute getötet werden.« Phaeds Augen waren auf die marschierenden Soldaten und Propheten gerichtet.
    »Er wird mich schon finden«, sagte Sam mit sanfter Stimme. »Oder ich werde ihn finden. Sollen wir der Armee folgen, Phaed? Sollen wir uns ansehen, was geschieht?«
    »Ich dachte eigentlich, der Anblick von Leichen wäre dir zuwider, Sammy. Genauso wie deiner Mutter.«
    »Mam ist tot. Wußtest du das schon?«
    »Hab so was gehört.«
    »Sie wurde an der Mauer der Zitadelle aufgehängt.«
    »Nun, das ist so üblich.«
    »Sie hatte sich bei den Frauen in Sicherheit befunden. Der alte Mann hatte sie ganz vergessen. Ihr wäre nichts passiert, wenn du sie nicht verraten hättest. Ich mache dich dafür verantwortlich.«
    »Mach mich ruhig dafür verantwortlich, Junge, aber ich muß dir darauf nicht antworten. Ein Mann ist seinen Söhnen keine Rechenschaft schuldig, sondern umgekehrt«, sagte er in einem ruhigen Ton. Als ob die ganze Sache ihn überhaupt nicht berühren würde.
    »Hast du denn deinem Vater gegenüber Rechenschaft abgelegt?«
    »Er ist gestorben.«
    »Dann hast du dich also niemandem gegenüber gerechtfertigt? Nicht wahr?«
    »Ich habe mich nur vor dem Propheten zu verantworten, du Narr. Und als er einen Beweis für meine Treue verlangte, habe ich ihn erbracht. Ich habe nur meine Pflicht getan.«
    »Aber du glaubst, ich müsse mich vor dir rechtfertigen? Obwohl du meine Mutter getötet hast. Obwohl du mich dem Pöbel überlassen hast?«
    »Ich habe sie nicht getötet. Ich habe dem alten Mann nur ihren Aufenthaltsort genannt. Und was dich betrifft, so habe ich mich nur nicht mehr zwischen dich und den Propheten gestellt. Das ist alles.«
    »Dann bist du also der Ansicht, daß Väter nicht zwischen ihren Söhnen und den Legenden stehen sollten.«
    »Wer hat denn von Legenden gesprochen?«
    »Sind die Propheten denn keine Legenden, Vater? Sind sie denn keine Götter? Ist ein Mann, der für Gott spricht, denn nicht selbst ein Gott? Wird er nicht allein deshalb schon zur Legende? Ein Gott schleudert Blitze; Propheten fällen Urteile, und Männer machen Gesetze. Aber wo liegt der Unterschied, wenn die Urteile und die Gesetze genauso tödlich sind wie ein Blitz?«
    »Was redest du denn da für einen Unsinn, Junge?«
    Der Horizont
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