Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
Versammlung fortpflanzte. Fast hätte sie aufgeschrien, und sie fiel ebenfalls auf die Knie; sie wurde von einem Gefühl überwältigt, das derart intensiv war, daß es jegliche andere Regung in ihr erstickte. Schließlich beugte sie sich nach vorne und berührte mit der Stirn den Boden; dann streckte sie sich ganz aus, bis sie flach wie eine Flunder und mit gespreizten Beinen auf dem Boden lag, als ob sie einen Abdruck hinterlassen wollte. In einem entfernten Winkel des Bewußtseins wußte sie, daß Sam neben ihr lag, daß alle Bewohner der Siedlung mit dem Gesicht im Staub der Straße lagen und daß sie vielleicht nie wieder aufstehen würden, denn soeben war Bondru Dharm gestorben.
    * * *
    Als sie am darauffolgenden Tag wieder mehr oder weniger bei Sinnen waren, war der Gott spurlos verschwunden. Als der erste Siedler sich soweit erholt hatte, daß er aufstehen und einen Blick auf den Altar werfen konnte, war er, falls es denn ein Altar gewesen war, leer und mit einer Staubschicht überzogen. Birribat befand sich noch dort, wo Sal ihn zurückgelassen hatte, nur daß er nun zusammengekrümmt auf dem Boden lag und mit feinem schwarzem Staub bedeckt war. Er war tot.
    Sam und ein paar andere Leute wickelten Birribats Körper in eine Decke und brachten ihn zum Nordrand der Stadt, in die Nähe der Tempelruinen, obwohl der Friedhof ganz woanders war. Er befand sich nämlich auf einem östlich der Siedlung gelegenen Hügel, aber es erschien den Leuten angemessener, einen Denjenigen Welchen in der Nähe eines, wenn auch verfallenen, Tempels zu bestatten. Sie betteten ihn in ein flaches Grab, und binnen kurzem kursierte das Gerücht unter den Leuten, daß der tote Gott seinen Dolmetscher mit sich genommen habe.
    Es dauerte über eine Woche, bis die Bevölkerung den Schock überwunden hatte. Anstatt hinaus auf die Felder zu gehen, hatten sie zu Hause die Wand angestarrt. Beim Versuch, sich eine Mahlzeit zuzubereiten, hatten sie sich auf den Boden gelegt. Anstatt sich um ihre Kinder zu kümmern, vernachlässigten die Mütter sie, und die Kinder kauerten in Gruppen lethargisch herum. Nicht einmal die Babies schrien; sie schienen keinen Hunger zu haben und machten auch kaum in die Windeln.
    Um den zehnten Tag indes lösten die Menschen sich aus ihrer Apathie, wobei jemand sogar die Energie aufbrachte, die Zentralverwaltung anzurufen. Binnen weniger Stunden wimmelte es von Sanitätern und Wissenschaftlern, hungrige Babies brüllten, und ausgehungerte Leute blafften sich in Katerstimmung an.
    »Ist das auch woanders passiert?« fragte Sam, wobei er sich über den Stoppelbart fuhr und verschlafen die Augen rieb; er hatte den Eindruck, eine Woche lang schlecht geschlafen zu haben. Sam hatte die Angewohnheit, sich alle zwei bis drei Tage spät abends mit einem guten Freund zu treffen, und nun wurde ihm bewußt, daß er besagten Freund seit Beginn dieses Ereignisses nicht mehr gesehen hatte. Das steigerte seine Reizbarkeit nur noch. »Haben solche Vorfälle sich auch woanders ereignet?« fragte er knurrig.
    »Dies ist die einzige Siedlung, die auf dem Gelände eines Owlbrit-Dorfs errichtet wurde«, erwiderte die gestreßte Chef-Ärztin, die gerade eine Blutprobe entnahm. »Die anderen Owlbrit-Ruinen liegen alle oben auf dem Plateau. Nein, das hier ist der einzige Vorfall dieser Art.«
    »Irgendeine Vermutung, wodurch diese… diese Depression verursacht wurde?« Er erinnerte sich noch, daß er sich niedergeschlagen und unsagbar traurig gefühlt hatte, obwohl er nun gereizt war und unruhig mit den Füßen scharrte, als ob es ihn nicht mehr am Platz hielte.
    »Eine Theorie lautet, daß das Ding von einer Art Feld umgeben war, an das Sie alle sich gewöhnt hatten. Vielleicht auf chemischer Basis. Möglicherweise Pheromone. Vielleicht auch elektromagnetisch, obwohl das weniger wahrscheinlich ist. Was auch immer es war, nach seinem Verschwinden mußten Sie sich erst wieder umstellen.«
    »Ist das alles?« Diese Erklärung schien Sam bei weitem nicht ausreichend. Eine geharnischte Erwiderung lag ihm auf der Zunge, doch der gesunde Menschenverstand und die lange Erfahrung als Topman, wo er gelernt hatte, eher zuzuhören als zu reden, veranlaßten ihn zu schweigen.
    »Reicht das denn nicht? Wir werden uns jedenfalls für ein Weilchen damit beschäftigen.«
    Sam mußte einfach nachhaken. »Hatten die Vorauskommandos denn keine wie auch immer gearteten Felder entdeckt? Ich will damit sagen, daß gegen die Errichtung der Siedlung doch keinerlei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher