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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land
Autoren: Sheri S. Tepper
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ihnen nämlich versprochen, damit ihr Wille in Erfüllung ginge.«
    »Schön für uns Menschen«, sagte Bertrun und blinzelte seinem Kollegen zu.
    Horgy quittierte das mit einem. Nicken und fuhr fort: »Die letzten Owlbrit sind ungefähr fünf Jahre nach dem Beginn der Besiedlung gestorben; ihre Götter indes haben bis vor kurzem in einem Zustand verharrt, den man als ›lebendig‹ bezeichnet hat.«
    »Weshalb habe ich noch nie etwas von den Owlbrit gehört?« fragte die Brünette in Horgys Trio, eine junge Frau mit einer ansehnlichen Oberweite. »Ich habe noch nie von ihnen gehört.«
    »Anscheinend hatten sie keine Infrastruktur angelegt«, sagte Theor Close nachdenklich. »Weder Straßen noch Monumente oder Städte.«
    »Sie haben überhaupt nichts geschaffen«, ergänzte der andere Phansuri. »Keine Kunst, keine Literatur und keine Erfindungen. Was haben sie überhaupt hinterlassen, Endure? Ein paar verfallene Dörfer?«
    Horgy war durch diese Kommentare zwar aus dem Konzept gebracht worden, aber er freute sich dennoch über das Interesse der Zuhörer. Nun bat er sie mit charmantem Lächeln wieder um ihre Aufmerksamkeit. »Das ist im Grunde alles. Aus dem Raum weisen die kleinen Strukturen eine große Ähnlichkeit mit Meteoriteneinschlägen auf, weshalb wir sie beim ersten Mal vielleicht auch übersehen haben. Die Forscher fanden zehn lebende Owlbrit in den Ruinen auf dem Plateau, einzeln und in Paaren. In einem verfallenen Dorf in der Ebene stießen sie auf zwei weitere Owlbrit, die uns angeblich schon erwartet hatten. Zumindest gaben die Linguisten die Äußerungen der Owlbrit entsprechend wieder. An dieser Stelle wurde Siedlung Eins errichtet. Ein paar Xenolinguisten wurden dort untergebracht, bis der letzte Owlbrit gestorben war. Ich erinnere mich, daß der letzte Owlbrit zu einem Linguisten gesagt hatte, die Beobachtung der Menschen sei so interessant gewesen, daß er länger gelebt hätte, als es sonst der Fall gewesen wäre.«
    »Dann haben sie also wirklich nichts hinterlassen«, stellte Theor Close fest, wobei gleichermaßen Erstaunen und Bedauern in seiner Stimme mitschwangen.
    »Bis auf die Ruinen und ein paar Wörter und Redewendungen ihrer Sprache, die wir als Ortsbezeichnungen übernommen haben«, präzisierte Horgy. »Ortsund Gattungsnamen. Creely ist zum Beispiel ein Fisch. Bondru bedeutet Mittag. Leider können wir ihre Phonetik nur näherungsweise rekonstruieren. Für eine exakte Wiedergabe fehlen uns die Mittel.«
    »Deshalb habe ich also noch nie von ihnen gehört«, sagte die Brünette zufrieden. »Sie waren schon tot, als ich geboren wurde.« Ihr Tonfall brachte die Bedeutungslosigkeit aller Vorgänge zum Ausdruck, die sich ereignet hatten, bevor sie die Bühne betreten hatte. Horgys Assistenten neigten nämlich zur Selbstgefälligkeit.
    Obwohl sie so von sich eingenommen war, hatte sie in diesem Fall recht. Die Owlbrit, ein weniger legendäres als vielmehr rätselhaftes Volk, waren nach den Erkenntnissen der Menschen auf Hobbs Land wirklich verschwunden. Die Xenologen hatten Bücher über sie gelesen beziehungsweise welche über sie verfaßt, doch letzten Endes gab es über die Owlbrit nicht viel mehr zu sagen, als daß sie einmal existiert hatten.
    Horgy wandte sich an die Ingenieure und sagte:
    »Bevor Sie sich mit Sam Girat in der Siedlung Eins unterhalten, noch ein paar Anmerkungen zur Geographie von Hobbs Land…« Er konzentrierte sich wieder auf seinen eigentlichen Auftrag und rief Darstellungen einer hügeligen, tristen Prärie auf.
    * * *
    Als Samasnier Girat, seine Schwester Saluniel und ihre Mutter Maire auf Hobbs Land gelandet waren, als sie den Fuß auf den glasierten Sand vor dem Transmitter gesetzt hatten, wobei die Brise der fremden Welt durch ihr Haar fuhr, hatte Sams Mutter sich niedergekniet und den Boden berührt.
    »Gott sei Dank!« hatte Maire ausgerufen. »Hier gibt es keine Legenden.«
    Sie hatte die Worte mit einer gewissen fatalistischen Zufriedenheit ausgestoßen, wie eine Frau es tut, wenn sie beim Hausputz einen Gegenstand wegwirft, den sie, wie sie weiß, später vermissen wird. Die Worte, die sie unmittelbar nach der Ankunft ausgesprochen hatte, hatten das Gewicht einer Prophezeiung besessen, und der ganze Vorgang war dermaßen bedeutungsschwanger gewesen, daß Sam ihn nie wieder vergaß. Auch als Erwachsener erinnerte er sich noch an das Wehen des Windes, den Geruch der Luft – eigentlich hatte sie nach überhaupt nichts gerochen –, an das hagere und
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