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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras
Autoren: Sheri S. Tepper
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welche geben. Wer sollte sonst Grasgärten anlegen?
    »Das Laub rollt sich zusammen, fällt ab oder verschwindet in den Zweigen«, rief Rillibee ihr zu. »Alle Lebewesen verlassen die Bäume.« Er verharrte neben Stella, die auf der Plaza ein Buch las. »Die Frösche und anderes Getier graben sich in den Schlamm ein.«
    Stella schaute vom Buch auf. Sie hatte ein offenes und kindliches Gesicht, und dennoch war es nicht das Gesicht eines Kindes. Sie war eine junge Frau, wenn auch nicht dieselbe wie zuvor. »Auch die Pelztiere?«
    »Die auch«, erwiderte er, beugte sich zu ihr hinunter und küßte sie. Sie erwiderte den Kuß. Aus einem hoch über der Brücke befindlichen Fenster ertönten Schmatzlaute, wie junge Hunde, die an einem Knochen zerrten.
    »Ihr da oben«, schrie Rillibee. »Zurück an die Arbeit.«
    Fügsam zogen die beiden Köpfe sich zurück. »Sie machen Fortschritte«, sagte Stella. »Janetta hat schon einen Wortschatz von zehn Wörtern, und Dimity behält fast immer die Kleider an.«
    »Dein Bruder ist ein guter Lehrer.«
    »Die Füchse sind gute Lehrer«, erwiderte sie. »Sie zwingen einen nicht, in der Sprache der Menschen zu sprechen. Dimity und Janetta sprechen schon etwas Foxen. Ich wünschte, ich könnte das auch.«
    »Möchtest du dich denn nicht mit deiner Mutter unterhalten können?«
    Stella rümpfte die Nase.
    Marjorie starrte auf das fast unbeschriebene Blatt auf dem Klapptisch und stieß einen lautlosen Seufzer aus. Nein. Stella hatte noch immer keine große Lust, sich mit ihrer Mutter zu unterhalten, obwohl sie nun viel netter zu ihr war. Bald würde sie sowieso keine Mutter mehr haben, mit der sie sich unterhalten konnte; also machte sie sich die Mühe erst gar nicht.
    »Und möchtest du dich denn mit mir unterhalten?« fragte Rillibee.
    »Ja«, krähte Stella. »Ja, mit dir möchte ich mich unterhalten.«
    »Worauf hast du heute nachmittag Lust?«
    »Ich möchte zu Bruder Mainoa gehen. Bald wird er ganz allein sein, also besuchen wir ihn lieber sofort.«
    »Das ist wahr«, sagte Rillibee und nickte. Er nahm sie bei der Hand, und dann gingen sie langsam auf die Brücke zu, wobei sie alle paar Schritte stehenblieben und beim Anblick eines Lebewesens oder einer Pflanze einen entzückten Ruf ausstießen.
    Marjorie widmete sich wieder dem Brief.
     
Danke, daß Du uns über die aktuelle Entwicklung bei Heiligkeit informiert hast. Wir hatten schon gehört, daß der Hierarch in Abwesenheit gestürzt und daß Heiligkeit selbst erstürmt und weitgehend zerstört worden sei. Als Rillibee zuletzt in Commons war, erfuhr er, daß von Heiligkeit nur noch die Fassaden stehen und daß die Engel die Posaunen in den leeren Himmel richten. Er hat ebenfalls erfahren, daß die Besatzung der Israfel auf einem unbesiedelten Planeten, wo sie Zuflucht gesucht hatte, an der Pest gestorben sei. Sie müssen sich auf Gras infiziert haben. Ich trauere um Pavel Cobham. Er war ein guter Mensch.
     
    »Stopp!« ertönte Stellas Stimme.
    Marjorie schaute aus dem Fenster. Rillibee war kurz vor der Brücke stehengeblieben. »Was ist denn los?« fragte er sie.
    »Ich möchte die Arbai-Pärchen sehen. Sie gehen gerade über die Brücke.«
    Die beiden Menschen an der Brücke und die Frau im Haus sahen, wie die Aliens sich über das Geländer beugten und sich innig umarmten. »Wie heißen sie denn?« fragte Stella im Flüsterton, als ob ein Bühnenstück aufgeführt würde.
    »Du kennst ihre Namen doch so gut wie ich«, erwiderte Rillibee.
    »Sag sie mir trotzdem!«
    »Der wie ein Junge aussieht heißt Ssanther. Die wie ein Mädchen aussieht heißt Usswees.«
    »Arbai-Namen.«
    »Ja. Arbai-Namen.«
    Marjorie formte die Namen mit den Lippen. Linguisten waren von Semling und Shafne gekommen, hatten das in dieser Stadt gesprochene Idiom aufgezeichnet und es mit der Schriftsprache abgeglichen. Ihren Aussagen zufolge würden die winzigen, in den Bäumen versteckten Projektoren noch für mindestens ein Jahrhundert funktionieren und Arbai in die Stadt projizieren, die sie erbaut hatten und in der sie gestorben waren. Ähnliche Projektoren hatte man auch in der anderen Stadt gefunden, unter den Trümmern und im Erdboden. Sie waren also der Ursprung der mysteriösen Visionen gewesen, die in den Ruinen umhergegeistert waren. Wo die Experten die Sprache nun verstanden, lüfteten sie auch das Geheimnis der Arbai-Transporter. Den Wissenschaftlern war es sogar gelungen, die Arbai-Transporter zu restaurieren, auch wenn sie sie noch nicht
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