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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras
Autoren: Sheri S. Tepper
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hat erfahren, was den Wissenschaftlern zugestoßen ist«, erwiderte der Cherub. »Er weiß auch, was sich in der Stadt abgespielt hat. Er befürchtet wohl, von irgendeinem Vieh gefressen zu werden, wenn er selbst herunterkommt.«
    In Commons erkundigte Rigo sich nach seiner Frau. Man sagte ihm, er solle dort suchen, wo alle nach vermißten Verwandten suchten – in der Leichenhalle. Dort fand er sie dann auch; sie stand neben Sylvans Leiche.
    »Rowena hat mich gebeten, zu kommen und das Begräbnis zu arrangieren«, sagte sie. »Sie möchte, daß er in den Ruinen von Klive beerdigt wird.«
    »Wärst du nicht sowieso gekommen?« fragte er sie. »Hast du denn nichts für ihn empfunden? Hast du dich nicht in ihn verliebt?« Das hatte er eigentlich nicht sagen wollen. Schließlich waren er und Vater Sandoval übereingekommen, daß Schuldzuweisungen zu nichts führten. Er hatte eigentlich damit gerechnet, Marjories Leiche zu finden und war daher auf Trauer eingestellt. Weil sie diese edle Absicht nun zunichte gemacht hatte, mußte er sich irgendwie Luft machen.
    Sie zog es vor, diese Frage nicht zu beantworten. »Sebastian ist auch tot, Rigo«, sagte sie statt dessen. »Kinny hat ein Kind verloren. Persun Pollut wäre fast umgekommen. Er hat eine schlimme Armverletzung. Er wird vielleicht nie mehr schnitzen können.«
    Er schwieg schamhaft und ärgerte sich gleichzeitig über dieses Gefühl.
    Sie ging zur Tür; er folgte ihr. »Ich habe mit Lees Bergrem zusammengearbeitet«, sagte sie und wandte den Kopf, um sich zu vergewissern, daß er es auch gehört hatte. »Sie glaubt, daß wir das Gegenmittel gefunden haben. Sie hat schon ein Präparat entwickelt. Nur kann sie es hier nicht testen. Sie hat Semling informiert. Dort wird man das Gegenmittel herstellen und es an ein paar Patienten testen.«
    »Herstellen?« fragte er ungläubig. »Eine Art Impfstoff?«
    Sie nickte. Dann ging sie zu ihm hin und drückte ihn tatsächlich an sich. Es war eine unbeholfene Geste, zumal sie nur einen Arm nahm. Sie hatte Tränen in den Augen. »Nein, es ist kein Impfstoff. Oh, Rigo, ich glaube, wir haben die Antwort gefunden.«
    Er wollte sie umarmen, aber sie hatte sich schon wieder abgewandt.
    Sie äußerte sich nicht mehr dazu, bis Semling das ganze Material erhalten hatte, das Lees Bergrem zur Verfügung stand. »Wartet erst mal ab«, sagte Marjorie zu Rigo, Roald und Kinny. »Sagt nichts, bis eine Antwort vorliegt. Nicht daß falsche Hoffnungen bei den Leuten geweckt werden.«
    Seit Marjories und Lees Bergrems Entdeckung waren nun schon drei Tage vergangen. Nervös pirschten die beiden Frauen durch die Kaverne, in der sie gearbeitet hatten. An diesem Tag waren die Probanden auf Semling entweder auf dem Weg der Besserung oder tot. Am frühen Nachmittag des vierten Tages traf endlich die Nachricht von Semling ein. Wenige Stunden nach der Verabreichung des Gegenmittels befanden die Patienten sich bereits auf dem Weg der Besserung.
    »Na also«, sagte Marjorie weinend und gleichzeitig lächelnd. »Nun können wir die gute Nachricht verbreiten.« Sie ging ans Telly, um Bruder Mainoa zu informieren. Sie mußte indes erfahren, daß er schon vor einigen Tagen in den Armen eines Fuchses gestorben war. Jetzt erst begriff sie im Ansatz, was der Erste ihr hatte sagen wollen.

 
19
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    »Unsere Arbeit ist getan«, sagte Marjorie. »Wir haben unseren Auftrag ausgeführt.« Sie, Rigo und Vater Sandoval saßen in Bürgermeister Bees Taverne und tranken echten terranischen Kaffee. Der Wiederaufbau der Stadt war in vollem Gange. Wiederaufbau und Begräbnisse. Mit Leichen beladene Lkw fuhren am Restaurant vorbei. Marjorie wandte den Blick ab. Sie wollte nicht mehr mit dem Tod konfrontiert werden.
    »Meinen Sie«, erwiderte Vater Sandoval in dem herablassenden Ton, den er ihr gegenüber seit einiger Zeit an den Tag legte. »Ich bin da anderer Ansicht.«
    »Soll ich es Ihnen erklären?« erbot sie sich. Während der letzten Tage hatten sie kaum ein Wort miteinander gewechselt. Vater Sandoval hatte es ihr immer noch nicht verziehen, daß sie einfach so verschwunden war. Weil sie aber anscheinend an der Entdeckung des Gegenmittels beteiligt war, verlor er nicht viele Worte darüber. Vater James hatte er auch noch nicht verziehen. Er und Rigo hatten sich über die Renitenten ausgelassen, Rigos Neffen und seine Frau. Ihre Emotionen lagen im
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