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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras
Autoren: Sheri S. Tepper
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bekommen werden«, sagte Stella. »Schreib ihm das. Wenn es ein Junge wird, nennen wir ihn Joshua. Wenn es ein Mädchen wird, Miriam.«
    Das waren magische Namen für Rillibee. Namen, die ihm heilig sein würden, selbst wenn die Hölle über ihn hereinbräche. Nun würde er dem Baby einen dieser Namen geben und es wie ein Glühwürmchen in die Dunkelheit entlassen. Irgendwann würde es dann andere geben, deren Namen in vollem Glanz im endlosen All erstrahlten, so hell wie Sterne. Bei diesem Gedanken lächelte Marjorie. Das würde sie Rigo nicht schreiben. Er würde es doch nicht verstehen.
    Von oben ertönten ein Trillern und ein Schnurren. Füchse. Marjorie stieß ebenfalls ein Trillern aus. Auf der angrenzenden Wiese wieherte ein Pferd.
    »Hast du schon das neue Fohlen gesehen?« fragte Stella unvermittelt.
    Marjorie nickte. »Heute morgen. Mutter und Kind sind wohlauf. Alle sechzehn Pferde sind wohlauf. Die Füchse haben sich wieder mit den Fohlen unterhalten. Sie haben einen richtig intelligenten Blick! Das Fohlen von Blue Star sieht genauso aus wie Don Quixote. Bürgermeister Bee ist schon ganz aufgeregt.«
    »Der Bürgermeister bekommt das Fohlen, nicht wahr?« fragte Rillibee.
    »Nun, ich habe es ihm versprochen. Ein paar Hippae sind beim Wehrdorf in der Nähe von Klive aufgetaucht, und der Bürgermeister möchte die Expedition anführen.«
    »In Übereinstimmung mit dem Plan«, sagte er.
    »In Übereinstimmung mit dem Plan«, wiederholte Stella.
    In Übereinstimmung mit dem Plan, sagte Marjorie sich. Sie setzte sich hin, legte den Klapptisch auf die Beine und betrachtete ihn resigniert. Wahrscheinlich hatte Vater James recht. Rigo wollte Beweise für ihr absonderliches Verhalten, für den Abfall vom Glauben.
    »Wir wollen Sie nicht länger stören«, sagte Rillibee. »Ich werde Tony ablösen. Er arbeitet mit Dimity und Janetta. Sie werden sich nie mehr erholen, Marjorie. Das ist jetzt allen klar. Ich weiß nicht, weshalb Tony überhaupt noch weitermacht…«
    »Er ist eben hartnäckig«, erwiderte Marjorie. »Wie ich. Hat er etwas gesagt?« fragte sie mit einem besorgten Unterton. »Wegen …?«
    Rillibee nickte stirnrunzelnd. »Er wird nach Terra zurückgehen. Er hat sich die Bitte seines Vaters gründlich durch den Kopf gehen lassen und dann beschlossen, zurückzukehren. Jedenfalls fürs erste. Weil er und Stella die einzigen Kinder sind, die Rigo haben darf, hält Tony es nur für fair, wenn er zumindest befristet zurückgeht.« Er nahm ihre Hand und drückte sie. Er verstand ihre Enttäuschung. Dann gingen er und Stella den Hügel hinauf.
    Marjorie seufzte. Sie hatte gehofft, daß Tony hierbleiben würde. Die Winter hätte er in der Gemeinschaft von Commons verbracht, wäre mit den Jahren gereift und hätte Freunde gewonnen. Im Frühjahr würde Amy bon Damfels zusammen mit Emmy und ihrer Mutter die Baumstadt besuchen. Marjorie hatte sich vorgestellt, daß Amy und Tony… Aber wenn er zurück nach Terra wollte… Er war noch sehr jung. Vielleicht brauchte er zumindest noch ein Elternteil.
    Sie schlug den Klapptisch auf und begann einen neuen Abschnitt. Wenn Rigo schon nach einem Beweis dafür suchte, daß sie verrückt, gottlos oder was auch immer war, dann sollte er ihn eben bekommen!
     
Du brauchst mich nicht auf meine religiösen Obliegenheiten hinzuweisen, Rigo. Ich habe sie nicht vergessen…
Wir sind zusammen nach Gras gekommen, weil wir einen Auftrag auszuführen hatten. Auf Terra hatte ich genügend Gelegenheit, Pflichtgefühl zu entwickeln, auch ein Gefühl für Anstand. Auch nachdem ich erkannt hatte, daß ich mit meinen Besuchen in Breedertown nur sehr wenig bewirkte, habe ich aus Pflichtgefühl weitergemacht. In letzter Zeit bin ich zu der Einsicht gelangt, daß ich mich im Grunde gar nicht so sehr von den bons unterschieden hatte. Wie sie Sklaven der Hippae waren, war ich Sklavin meiner Gewohnheiten. Ich war ein braves Mädchen und eine treue Ehefrau. Ich habe ein tadelloses Verhalten an den Tag gelegt. Ich habe regelmäßig die Beichte abgelegt und den Rat meines Beichtvaters befolgt. Ich habe gute Werke vollbracht, wobei ich mich sogar schuldig fühlte, weil ich manchmal die Gesetze der Menschen brach, die Disziplin fordern, um die Gesetze Gottes zu befolgen, der Gnade fordert. Ich war Dir treu, weil es meine Pflicht war, und ich erfüllte diese Pflicht, weil ich nicht gegen Gottes Gebote verstoßen wollte.
Hier auf Gras kamen noch mehr Pflichten auf mich zu. Ich freute mich sogar auf den
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